Turbulente Märkte, neue Rekorde: AllianceBernstein-Aktienchef verrät, worauf er jetzt setzt

„Die vergangenen sechs Monate waren geprägt von technologischen Umbrüchen, politischer Unsicherheit und geopolitischen Spannungen“, sagt Nelson Yu, Head of Equities bei AllianceBernstein. Dennoch erreichten globale Aktien zum Ende des zweiten Quartals neue Höchststände, nachdem sie zwischenzeitlich stark unter der Eskalation des Handelskonflikts gelitten hatten. Für die kommenden Monate seien eine disziplinierte Anlagestrategie, selektive Titelauswahl und ein langfristiger Fokus entscheidend, um Chancen zu nutzen und Volatilität zu meistern. AllianceBernstein | 22.07.2025 09:53 Uhr
Nelson Yu, Head of Equities bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
Nelson Yu, Head of Equities bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein

Die letzten sechs Monate waren turbulent: Technologische Disruption, politische Unsicherheit und geopolitische Spannungen belasteten die Aktienmärkte. Dennoch erreichten globale Aktien zum Ende des zweiten Quartals neue Rekordwerte, nachdem sie zuvor erhebliche Rückschläge hinnehmen mussten (Abbildung 1). Nach der von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Eskalation des Handelskriegs brachen die Kurse Anfang April ein, erholten sich jedoch deutlich, als ein Großteil der Zölle vorübergehend ausgesetzt wurde. Veränderungen in der US-Politik sowie die Ausweitung internationaler Konflikte – zuletzt zwischen Israel und Iran – sorgten zusätzlich für Nervosität und führten im Juni zu einem kurzfristigen Anstieg der Ölpreise.

Europa und Emerging Markets überflügeln US-Aktien

Trotz des chaotischen Umfelds stieg der MSCI ACWI Index im zweiten Quartal um 11,5 Prozent in US-Dollar und legte im ersten Halbjahr insgesamt um 10 Prozent zu. Europäische Märkte und Emerging Markets schnitten besser ab als US-Aktien, auch wenn der S&P 500 im zweiten Quartal dank positiverer Fundamentaldaten der „Glorreichen Sieben“ wieder zulegte. Ein schwächerer US-Dollar – mit Rückgängen von über 9,5 Prozent zum Yen und 13,5 Prozent zum Euro – verstärkte die Outperformance der Nicht-US-Aktien.

Sektorübergreifend zeigte sich eine Verlagerung (Abbildung 2): Technologie erholte sich im zweiten Quartal, liegt jedoch im Jahresverlauf leicht zurück. Industriewerte entwickelten sich stark, während Energie und Gesundheitswesen schwächelten. Wachstumswerte konnten Substanz- und Minimum-Volatility-Strategien deutlich übertreffen – eine Umkehr der Trends aus dem ersten Quartal.

Disziplin bewahren: Volatilität ist oft nur von kurzer Dauer

Viele Anleger wissen, dass Verkäufe bei fallenden Kursen kontraproduktiv sind, da Marktwenden kaum vorhersehbar sind. So werden Verluste realisiert und Erholungschancen verpasst. Dennoch fällt es schwer, in Phasen von Angst und Unsicherheit standhaft zu bleiben. Die extreme Volatilität im zweiten Quartal stellte selbst erfahrene Anleger auf die Probe. Nach Trumps Ankündigung umfassender Zollerhöhungen am 2. April fielen die Kurse um zwölf Prozent, erholten sich jedoch nach der Verschiebung der Maßnahmen am 9. April und stiegen bis Quartalsende um fünfundzwanzig Prozent.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Aktien nach extremen Marktschwankungen oft positiv performen – sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländern. Stieg der VIX auf 40 oder 50 Punkte, lagen die Erträge von MSCI World und S&P 500 in den folgenden zwölf Monaten historisch bei rund 27 bzw. 34 Prozent. Solche Höchststände spiegeln meist übertriebene Ängste wider; mit der Normalisierung der Märkte folgt häufig eine Erholung. Disziplin ist daher in turbulenten Phasen entscheidend.

Handelskonflikt: Stringente Titelauswahl als Schlüssel zum Erfolg

Disziplin bedeutet, den Fokus auf Fundamentaldaten zu legen. Während Marktbewegungen nicht kontrollierbar sind, bleiben Unternehmensgewinne der zentrale Wertanker. Zollpolitische Änderungen belasten teils die Gewinne (Abbildung 3), doch viele Unternehmen reagieren mit diversifizierten Lieferketten, regionalen Anpassungen oder Preiserhöhungen. Die Stimmung hat sich zuletzt aufgehellt, da Schlagzeilen zu Zöllen und geopolitischen Risiken nachgelassen haben. Manche Branchen wie Software oder Finanzwesen sind ohnehin weniger betroffen.

Trotz geringerer Volatilität ist der Handelskrieg noch nicht vorbei. Entscheidend bleibt, Unternehmen zu identifizieren, die widerstandsfähig gegenüber Zolldruck sind. Schlagzeilenorientierte Entscheidungen sind dabei keine gute Strategie – fundamentales Research und sorgfältige Titelauswahl sind entscheidend.

Chancen außerhalb der USA: Attraktive Bewertungen in Europa und Asien

Langlebige Unternehmen finden sich weltweit – nicht nur in den USA. Zwar haben US-Aktien in den letzten Jahren besser abgeschnitten, doch ihr Gewinnvorteil ist nicht garantiert. Europa, Asien und die Emerging Markets bieten deutlich niedrigere Bewertungen, während die Marktkonzentration in den USA durch Mega-Caps Ungleichgewichte geschaffen hat. Ein schwächerer Dollar, steigende Haushaltsausgaben in Europa und Japan oder Sorgen um US-Zölle könnten eine Trendwende zugunsten von Nicht-US-Aktien einleiten (Abbildung 4).

Märkte mit hoher Rohstoffabhängigkeit, wie Kanada oder das Vereinigte Königreich, bleiben weniger attraktiv, während Schwellenländer neutral bewertet werden – vor allem wegen struktureller Probleme in China. Für Anleger sind aktuell Unternehmen mit attraktiven Bewertungen und übersehenem Gewinnpotenzial interessant, die langfristig eine Erholung der Nicht-US-Aktien anführen könnten. Angesichts der Deglobalisierung ist eine regionale Diversifikation besonders wichtig.

Vom Hype zur Differenzierung: Aktive Auswahl statt passiver Wetten

US-Aktien bleiben wichtig im Portfolio, auch wenn ihre historische Vormachtstellung unter Druck geraten könnte. Die „Glorreichen Sieben“ sollten angesichts uneinheitlicher Erträge und neuer Konkurrenz im KI-Bereich, wie DeepSeek aus China, genauer analysiert werden. Während im zweiten Quartal die Mega-Caps insgesamt zulegten, blieb der breitere Markt zurück (Abbildung 5). Eine selektive Titelauswahl ist daher entscheidend, da eine passive Investition in alle Mega-Caps mit hohen Risiken verbunden ist. Historische Muster zeigen zudem, dass aktive Manager nach Phasen hoher Marktkonzentration häufig erfolgreicher sind.

Marktkonzentration, Handelskonflikte und Volatilität erschweren es, langfristig investiert zu bleiben. Defensive Strategien helfen, Schwankungen auszuhalten und Rückschläge zu begrenzen. Ein aktiv diversifiziertes Portfolio mit Unternehmen, die weniger von Zöllen betroffen sind oder von Innovationen wie KI profitieren, kann Verluste in Abschwüngen reduzieren und Erholungen besser nutzen.

Das Wichtigste in unsicheren Zeiten ist ein klarer, langfristiger Anlageplan, der emotionale Fehlentscheidungen vermeidet und auf solide Fundamentaldaten setzt.

von Nelson Yu, Head of Equities bei AllianceBernstein

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