Gesundheitsaktien: Wirksames Anlagerezept für Wachstum und Stabilität

Gesunheitsaktien sind eine vielversprechende Anlagechance mit attraktiven Bewertungen. Dank der demografischen Entwicklung und der zunehmenden Verbreitung von KI verfügen sie über ein hohes Wachstumspotenzial. Der defensive Charakter des Gesundheitssektors verspricht zudem Stabilität in volatilen Phasen – und zwar trotz aller politischen Ungewissheit. AllianceBernstein | 28.07.2025 08:35 Uhr
Robertas Stancikas, Investment Strategist und Jane Bleeg, Portfolio Manager—Global Healthcare, Alliance Bernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
Robertas Stancikas, Investment Strategist und Jane Bleeg, Portfolio Manager—Global Healthcare, Alliance Bernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein

Drei Wachstumstreiber des Gesundheitssektors

Megatrends wie die Deglobalisierung und die steigende Staatsverschuldung schlagen sich in einer schnellen Veränderung des Marktumfelds nieder. Unserer Einschätzung nach werden diese Einflussfaktoren zu niedrigeren Aktienerträgen und einer höheren Marktvolatilität führen, als wir sie in den letzten 15 Jahren erlebt haben. Auf der Suche nach Vermögenswerten mit einem größeren Ertragspotenzial verdient der Gesundheitssektor mehr Beachtung. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe:

  • Die alternde Bevölkerung dürfte die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen des Gesundheitssektors ankurbeln und ein strukturelles, langfristiges Wachstum unterstützen.
  • Neue Diagnose- und Behandlungsmethoden verbessern die Patientenergebnisse. Die Menschen nutzen mehr Gesundheitsdienstleistungen und -produkte, da neue Therapien für zuvor nicht behandelbare Krankheiten auf den Markt kommen und ihnen ein längeres, gesünderes Leben ermöglichen.
  • KI-Anwendungen werden die Innovationen im Sektor vorantreiben. Sie könnten etwa eingesetzt werden, um die Produktivität zu steigern, die Kosten für die Entwicklung neuer Arzneimittel zu senken, die Erfolgsquoten in Forschung und Entwicklung zu erhöhen und den Kundendienst sowie die Betreuung zu verbessern.

Markttrends spiegeln negative Stimmung wider

Nach mehreren Jahren der Schwäche und der anhaltenden Mittelabflüsse macht der Gesundheitssektor nur noch 9,3% des MSCI USA aus – der niedrigste Anteil seit 15 Jahren. Die Bewertungen liegen weit unter dem langfristigen Durchschnitt. So werden US-Gesundheitsaktien derzeit gegenüber dem MSCI USA mit einem Abschlag auf das erwartete KGV in einer Rekordhöhe von 19% gehandelt (siehe Abbildung) und stellen somit im marktweiten Vergleich den preiswertesten Sektor in den USA dar. Auch globale Gesundheitsaktien sind relativ niedrig bewertet.

Doch es gibt auch positive Perspektiven. Attraktive Bewertungen bedeuten ein hohes unrealisiertes Ertragspotenzial, von dem Anleger profitieren können, sobald die fundamentale Qualität von Gesundheitsunternehmen vom Markt honoriert wird. Zudem bietet der Gesundheitssektor eine Diversifizierungsmöglichkeit zur Umschichtung von Vermögen aus dem Technologiesektor mit seinen teuren Bewertungen und seiner hohen Marktkonzentration. Wir erachten dies unter den heutigen unsicheren Marktbedingungen als große strategische Vorteile.

Welchen Einfluss haben politische Kurswechsel?

Der Gesundheitssektor ist von politischer Unsicherheit durchaus stärker betroffen als andere Sektoren. Anfang Mai unterzeichnete US-Präsident Donald Trump eine Durchführungsverordnung, die Pharmaunternehmen dazu zwingen soll, die Preise von Medikamenten zu senken. Unserer Meinung nach können aktive Anleger die Risiken für ihr Portfolio reduzieren, indem sie sich auf Unternehmen mit soliden Geschäftsgrundlagen konzentrieren, die gut aufgestellt sind, um in einem sich verändernden politischen Umfeld erfolgreich zu sein.

Hinzu kommt, dass sich die Struktur des Gesundheitssektors erheblich verändert hat. In der Vergangenheit hatten Pharmaunternehmen eine dominierende Rolle innerhalb des Sektors, doch mittlerweile machen sie nur noch die Hälfte der Marktkapitalisierung aus (siehe Abbildung). Bereiche wie Gesundheitsausstattung oder Gesundheitsversorgung und das Segment Gesundheitstechnologie bieten derweil Qualitätsunternehmen mit vielfältigen Gewinn- und Ertragsströmen, die weniger anfällig für politische Veränderungen sind.

Aussicht auf gesundes Gewinnwachstum

In die Aktienkurse von Unternehmen des Gesundheitssektors ist bereits viel politische Unsicherheit eingepreist. Mit einer Prognose von 14,2% für das langfristige Gewinnwachstum weist der Sektor derweil solide Wachstumsaussichten auf (siehe Abbildung).

Bei näherer Betrachtung der Branchensegmente fällt auf, dass die Medizintechnik besonders gut vor den Folgen politischer Unsicherheit geschützt ist: Da medizinische Geräte hauptsächlich von Krankenhäusern gekauft werden, dürfte die langfristige Preisdynamik deutlich stabiler sein als in anderen Bereichen.

Eine starke Absicherung gegen die Inflation

Die Inflation mag seit den Spitzenwerten, die nach dem Ende der COVID-Pandemie verzeichnet wurden, zurückgegangen sein. Unsere Analysen deuten jedoch darauf hin, dass sich die Anleger auf Inflationsraten einstellen müssen, die strukturell höher sind als in den vergangenen zehn Jahren.

Das Gewinnwachstum im Gesundheitssektor hat die Inflation immer wieder übertroffen, was ein Beweis für die Preisgestaltungsmacht und die Innovationskraft des Sektors ist. Diese Fähigkeit, ein Gewinnwachstum oberhalb der jeweiligen Inflationsrate zu erzielen, dürfte unserer Ansicht nach im neuen makroökonomischen Umfeld zunehmend wertvoll werden. Gesundheitsaktien verdienen unserer Meinung nach auf lange Sicht einen Bewertungsaufschlag, da sie eine starke Absicherung gegen die Inflation bieten.

Das Gewinnwachstum im Gesundheitssektor hat die Inflation immer wieder übertroffen

Demografie: Der langfristige Nachfragetreiber

Es ist für ein Unternehmen nie einfach, die Nachfrage vorherzusagen. Viele Unternehmen des Gesundheitssektors erfreuen sich aufgrund der weltweit rasch alternden Bevölkerung jedoch einer anhaltend starken Nachfrage.

In den Industrieländern ist der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in den letzten 20 Jahren stark angestiegen. Daten der Vereinten Nationen zufolge wird er 2060 voraussichtlich eine Höhe von 28% erreichen. Selbst in den USA, deren Bevölkerung etwas jünger ist, wächst die Gruppe der über 65-Jährigen schnell an. In China – dem Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Welt – wird der Anteil der älteren Menschen bis 2060 auf 37% ansteigen.

Auf ältere Menschen entfallen mehr als doppelt so viele Gesundheitsausgaben wie auf jede andere Altersgruppe. Wenn mehr Menschen länger leben, nehmen die Ausgaben für Produkte und Dienstleistungen des Gesundheitssektors strukturell zu, von Medikamenten über Technologie bis hin zur Pflege.

Einbindung von KI birgt großes Potenzial

Der Gesundheitssektor dürfte stark von der zunehmend breiten Nutzung der KI profitieren.

KI trägt schon heute zu Kostensenkungen und zu einer gesteigerten Effizienz in der Arzneimittelforschung bei. Medizintechnikunternehmen nutzen KI zur Verbesserung von Diagnosen und für personalisierte Behandlungen. Dank der Digitalisierung von Krankenakten und der Automatisierung von Arbeitsabläufen können sich Ärzte besser auf die Patientenversorgung konzentrieren, während Dokumente jederzeit schnell von Pflegern geprüft werden können.

KI ermöglicht verbesserte Erfolgsquoten in Forschung und Entwicklung, Steigerungen der betrieblichen Effizienz und die Automatisierung von Routineaufgaben. So können Unternehmen im Gesundheitssektor ihre Kosten senken und höhere Gewinnmargen erzielen – und folglich steigt auch das Ertragspotenzial für die Anleger.

Durch den Einsatz von KI können die Unternehmen im Gesundheitssektor ihre Kosten senken und höhere Gewinnmargen erzielen – und folglich steigt auch das Ertragspotenzial für die Anleger.

Fokus auf geschäftlichen statt auf wissenschaftlichen Aspekten

Auch die besten Wissenschaftler der Welt können die Ergebnisse von Arzneimitteltests nicht zuverlässig vorhersagen – warum also sollten Anleger hier im Trüben fischen? Qualitätsunternehmen sind bei Gesundheitsaktien von zentraler Bedeutung.

In einem von Preisdruck und unbeständigen politischen Rahmenbedingungen geprägten Umfeld sollten innovative Gesundheitsunternehmen unserer Ansicht nach die folgenden Eigenschaften aufweisen, um gut für eine langfristig erfolgreiche Geschäftstätigkeit aufgestellt zu sein:

  • Hohe bzw. steigende Renditen auf das investierte Kapital
  • Hohe Reinvestitionsquoten
  • Solide Bilanzen
  • Unternehmen mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen

Seien Sie vorsichtig bei Unternehmen, die nach Gewinnwachstum zulasten der Profitabilität streben. Unternehmen, die regelmäßig Übernahmen durchführen, sollten ebenfalls genau unter die Lupe genommen werden. Das gilt insbesondere, wenn sie hochverschuldet sind und/oder einen großen Teil ihrer Umsätze mit einer sehr begrenzten Produktpalette erwirtschaften. Größte Vorsicht empfehlen wir außerdem bei Unternehmen, die sich fest darauf verlassen, dass eine einzige erfolgreiche Arzneimittelstudie ihr zukünftiges Wachstum ankurbeln wird.

Es bedarf einer besonderen Kombination von Fähigkeiten, um erfolgreich in Gesundheitsaktien zu investieren. Dabei geht nicht etwa um wissenschaftliche Fachkenntnisse. Erforderlich ist vielmehr ein disziplinierter Anlageprozess unter Einbeziehung der vielfältigen Faktoren, die Einfluss auf Unternehmen des Gesundheitssektors haben können. Ein solcher Prozess eröffnet den Zugang zu Anlagen mit hohem Ertragspotenzial, die ein Aktienportfolio langfristig stärken können.

Stabilität in Phasen der Ungewissheit

Im ersten Halbjahr 2025 waren Anleger am Aktienmarkt mit heftigen Schwankungen konfrontiert. US-Präsident Trump hat mittlerweile zwar Schritte unternommen, um für eine Deeskalation der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China zu sorgen. Dennoch erwarten wir vorerst ein anhaltend hohes Maß an politischer Unsicherheit.

Der Gesundheitssektor dient traditionell als defensive Allokation und verzeichnete in der Vergangenheit deutlich geringere Verluste in Phasen von hohem Marktstress.

Gesundheitstitel bieten eine für den Aktienmarkt ungewöhnliche Kombination aus einem starken langfristigen Wachstumspotenzial und einem defensiven Charakter. Dies macht den Sektor in turbulenten Zeiten zu einem attraktiven Portfoliobestandteil.

Zusammenfassung

Die aktuellen Bewertungen von Gesundheitsaktien spiegeln die Besorgnis im Zusammenhang mit der derzeitigen politischen Ungewissheit wider. Dieser Zustand dürfte zu einer Verringerung der Risiken beitragen. Unserer Ansicht nach sollten Anleger eine strategische Übergewichtung des Sektors in Betracht ziehen, die ihnen ein hohes Wachstumspotenzial durch strukturelle Treiber bieten könnte. Dank seines defensiven Charakters erfüllt der Gesundheitssektor in Zeiten, die von makroökonomischer Unsicherheit und Marktstress geprägt sind, zudem eine Schutzfunktion für Portfolios.

Von Robertas Stancikas, Investment Strategist und Jane Bleeg, Portfolio Manager—Global Healthcare, Alliance Bernstein

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