Halbjahresausblick Aktien: Gewinnwachstum im oberen einstelligen Bereich, Chancen bei KI und im Finanzsektor

Donald Trumps Zollpolitik stürzte die Aktienmärkte ins Chaos – dennoch gibt es für den Rest des Jahres Grund für Optimismus. „Volatilität eröffnet selektiven Anlegern Einstiegschancen – insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz und im Finanzsektor“, sagt Nicolas Janvier, Head of Equities Nordamerika bei Columbia Threadneedle Investments. Wie es mit den Zöllen weitergehen könnte, was auf die Weltwirtschaft zukommt und wie sich Aktienanleger aufstellen sollten, erläutert er im Marktkommentar: Columbia Threadneedle Investments | 18.06.2025 11:29 Uhr
Nicolas Janvier, Head of Equities Nordamerika bei Columbia Threadneedle Investments / © e-fundresearch.com / Columbia Threadneedle Investments
Nicolas Janvier, Head of Equities Nordamerika bei Columbia Threadneedle Investments / © e-fundresearch.com / Columbia Threadneedle Investments

Anfang des Jahres waren die Aussichten für Aktien noch rosig. Die Zollankündigungen von Donald Trump stürzten die Märkte jedoch schon bald ins Chaos. Trotz der insgesamt heiklen Weltlage gibt es für die Aktienmärkte Grund für Optimismus. Denn: Die Volatilität eröffnet Chancen, und Anleger können die sehr divergierende Aktienentwicklung in verschiedenen Sektoren, Regionen und einzelnen Unternehmen ausnutzen. Insbesondere die schnellen technologischen Fortschritte im Bereich künstliche Intelligenz (KI) und die Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors schaffen attraktive Anlagechancen.

Die künftige Zollpolitik bestimmt die Gewinne

Die Entwicklung der Zollpolitik und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne sind Schlüsselaspekte, die wir aufmerksam beobachten. Wir sehen drei verschiedene Szenarien, die sowohl die US-amerikanische als auch die Weltwirtschaft in den nächsten sechs Monaten bestimmen könnten.

  1. Lösung und steigende Unternehmensgewinne: Das optimistischste Szenario wäre eine schnelle Einigung bei Handelsabkommen in den kommenden Monaten, die den globalen Handelsbedingungen vor Trumps Zollhammer nahekämen. Die Zölle dürften zwar nicht auf den Stand von vor dem „Liberation Day“ fallen, aber in den nächsten sechs Monaten dennoch günstigere Bedingungen für eine wachsende Wirtschaft und steigende Gewinne schaffen. In diesem Umfeld erwarten wir, dass das US-Wachstum im unteren einstelligen Bereich (2,0 Prozent bis 3,0 Prozent) verharrt. Gleichzeitig dürften der nach wie vor starke Arbeitsmarkt und die fallenden kurzfristigen Zinssätze das Gewinnwachstum in den oberen einstelligen Bereich steigen lassen. Eine solche Entwicklung würde Aktien zugutekommen.
  2. Anhaltende Ungewissheit und möglicher Einbruch der Wirtschaft: Sollte sich die Aushandlung von Handelsabkommen mit mehreren Ländern in die Länge ziehen, könnte sich der wirtschaftliche Ausblick weiter eintrüben und die Ungewissheit andauern. Die Zahlen signalisieren bisher jedoch keine wesentliche Schwäche der US-Wirtschaft.
  3. Eskalation des Zollkriegs und Rezession: Das problematischste und letzte unserer Szenarien ist eine wirtschaftliche Abschwächung: Sie könnte eine Eskalation im Zollstreit auslösen und so das Risiko einer Rezession aufgrund von Kosten-, Inflations- und Zinsanstieg erhöhen. Dies hätte wiederum negative Auswirkungen auf die Beschäftigung, die Verbraucherstimmung und die Unternehmensgewinne – und damit auch auf die Aktienmärkte.

Wie sich die US-Wirtschaft entwickelt, beeinflusst auch die globalen Märkte und Konjunktur. Sollten die USA schwächeln, geraten ihre Handelspartner in eine noch schwierigere Lage.

Europa vielversprechend, China durchwachsen

Dank der Lockerung der Schuldenbremse in Deutschland und der erhöhten Rüstungs- und Energieausgaben verbessert sich die Wachstumslage in Europa. Ein beträchtlicher Teil der Investitionen, bei denen Deutschland führend ist, dürfte in die europäische Wirtschaft fließen. Dies könnte den Weg für ähnliche Maßnahmen in ganz Europa ebnen und so künftig ein günstigeres Anlageumfeld schaffen – vorausgesetzt, die vorgesehenen Ausgaben werden in Sektoren investiert, die vom Wandel der wirtschaftlichen Landschaft in Europa profitieren. Unternehmenstitel aus den Bereichen Verteidigung, Infrastruktur und Industrie, die an deutschen Projekten beteiligt sind, dürften deutlich zulegen. Auch die europäische Geldpolitik begünstigt die Wirtschaftsentwicklung: Zentralbanken wie die Bank of England und die Europäische Zentralbank haben entsprechende Bereitschaft signalisiert und verfügen auch über mehr Spielraum für Zinssenkungen.

Umgekehrt bleiben wir gegenüber China vorsichtig: Der Ausblick für das Land fällt aufgrund der weniger zuverlässigen Daten gemischt aus. Negative wirtschaftliche Auswirkungen der Zölle könnten jedoch durch staatliche Hilfen gemildert werden, da die Regierung über großen Spielraum zur Unterstützung der Binnenwirtschaft und des Wachstums verfügt.

Verhaltene Gewinnentwicklung

Wie so oft dürfte auch 2025 das Gewinnwachstum der wichtigste Faktor für die Aktienerträge sein. Anfang des Jahres gingen wir von einem Gewinnwachstum im oberen einstelligen Bereich aus. Trotz der Marktschwankungen halten wir zum Ende des ersten Quartals im Wesentlichen an unseren Prognosen fest. Dies könnte sich jedoch ändern, sollten der Arbeitsmarkt und die Unternehmensinvestitionen schwächeln. Obwohl die Unternehmen mit ihren Aussagen und Erwartungen für die Geschäftsentwicklung zurückhaltender sind, haben unsere Analysten ihre Schätzungen bisher nicht nach unten korrigiert.

Aus unserer Sicht deutet sich für das Jahr 2025 ein Gewinnwachstum im oberen einstelligen Bereich an – höher als die Konsenserwartungen für dieses Jahr. Wir rechnen außerdem damit, dass die Gewinnprognosen für 2026 im unteren zweistelligen Bereich liegen werden. Die aktuellen Schätzungen sind zwar stabil, doch es besteht eine Tendenz zu Abwärtsrisiken, sollten die schwachen makroökonomischen Bedingungen anhalten.

Sektoren im Fokus: KI und Finanzwerte

Doch welche Themen und Sektoren sind vielversprechend und wo gibt es Gelegenheiten in den USA und auf den globalen Märkten? Wir sehen zwei Bereiche, in denen die Marktturbulenzen Chancen erzeugen: künstliche Intelligenz und Finanzen. Die schnellen technologischen Fortschritte in der KI und die Resilienz des Finanzsektors bringen attraktive Gelegenheiten für selektive Anleger mit sich. Unternehmen, die sich in diesen Bereichen auszeichnen, dürften ausgesprochen innovativ und widerstandsfähig sein.

  • Künstliche Intelligenz: Unternehmen, insbesondere eine kleine Zahl von führenden globalen Technologiekonzernen, die sogenannten „Hyperscaler“, investieren kontinuierlich in KI und treiben damit globale Innovationen in diesem Bereich voran – und es gibt keine Anzeichen dafür, dass diese zurückgehen werden. Einer der Hauptnutznießer dieser KI-Investitionen ist die Halbleiterbranche. Auch wenn der Markt aktuell zurückhaltend ist, sind wir der festen Überzeugung, dass sich unsere Wachstumserwartungen in diesem Bereich erfüllen werden.
  • Finanztitel: Anfang 2025 hatten wir erwartet, dass sich die Politik auf die Deregulierung konzentrieren würde. Seit die Zölle auf der Tagesordnung stehen, ist das Thema allerdings in den Hintergrund gerückt. Wir erwarten jedoch ein Comeback. Banken dürften davon profitieren, denn die Deregulierung wird zu einem Gewinnwachstum und zu besseren Bewertungen beitragen.

Abbildung 1: Hyperscaler steigern KI-Investitionen

Aktives Management und Diversifizierung schaffen Widerstandsfähigkeit bei Volatilität

Ein volatiles Umfeld wie aktuell erfordert vor allem aktives Management, den Aufbau eines diversifizierten Portfolios und die Nerven, auch bei Marktschwankungen investiert zu bleiben. Mit Fokus auf Research und wichtige Unternehmenskennzahlen können aktive Strategien gezielt Chancen nutzen und Risiken besser steuern. Auch Panikverkäufe oder häufige Käufe und Verkäufe sollten Anleger vermeiden: Aus historischer Sicht können die Renditen erheblich sinken, wenn Anleger wichtige Markttage verpassen. So lag der S&P 500 vom 2. bis 9. April über 10 Prozent im Minus, hat diese Verluste aber seither fast aufgeholt. Für Anleger lohnt es sich nach wie vor mehr, investiert zu bleiben, statt auf ihrem Geld zu sitzen oder zu versuchen, den richtigen Zeitpunkt für Ein- oder Ausstiege zu erwischen. Langfristige Anlagestrategien nutzen Anlegern weitaus mehr.

Eine Diversifizierung in Sektoren und Anlagestilen ist unseres Erachtens maßgebend dafür, unsichere Bedingungen und Turbulenzen an den Aktienmärkten effektiv zu meistern. Günstig ist beispielsweise ein Mix aus Wachstums- und Substanztiteln. Eine Kombination aus unterbewerteten Aktien und solchen, die Spielraum für künftige Kurszuwächse bieten, macht das Portfolio widerstandsfähiger und ermöglicht ein Wachstum unter unterschiedlichen Marktbedingungen.

Für die Zukunft ist mit weiterer Ungewissheit zu rechnen. Die Performance ist momentan breit über Unternehmen, Sektoren und Regionen gestreut und wir halten den aktuellen Zeitpunkt daher für günstig, um bei Aktien einen aktiven Ansatz zu verfolgen. Ganz allgemein werden eine strenge Titelauswahl und intensives Research wesentlich sein, um Gelegenheiten am Aktienmarkt zu erkennen und widerstandsfähige Portfolios aufzubauen.

Von Nicolas Janvier, Head of Equities Nordamerika bei Columbia Threadneedle Investments

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