Bei aller Turbulenz an den Aktienmärkten waren es vor allem die Bewegungen am Anleihemarkt, die die US-Regierung bei ihrer Handelspolitik zum Einlenken bewegte. Die Anleger hoffen jetzt darauf, dass die Zollstreitigkeiten auf niedrigem Niveau beigelegt werden. Positiv ist, dass die vorübergehende Natur der Inflation es der Fed ermöglichen dürfte, die Geldpolitik durch Zinssenkungen zu lockern, wenn die Wirtschaft schrumpft. Es könnte jedoch ein kostspieliger Fehler sein, damit bis zum Winter zu warten. Anstatt wie im September letzten Jahres erst auf eine Verschlechterung der Nachlaufindikatoren mit einer Notzinssenkung zu reagieren, wäre es für die Fed möglicherweise klüger, die Zinssenkungen bereits jetzt aufzunehmen und dann schrittweise und kontrolliert zu agieren.
Für Schlagzeilen sorgt die Lage im Nahen Osten. Befürchtungen einer Sperre der Straße von Hormus durch den Iran halten wir für übertrieben. Dem Iran bleibt ohne regionale Verbündete und ohne Rückhalt durch Weltmächte wie China oder Russland kaum eine andere Wahl, als zu deeskalieren. Daher halten wir die schnelle Erholung an den Märkten für angemessen, zumal die Ölpreise weiterhin sehr günstig sind.
Ausblick: Schwankend positiv
Das Weiße Haus hat bereits angekündigt, dass die Aussetzung der Zölle über den 8. Juli hinaus verlängert werden könnte. China scheint sich eine günstige Position gesichert zu haben, die Gespräche mit Japan erweisen sich als schwieriger. Die jüngsten NATO-Budgetbemühungen könnten Europas Konjunktur unterstützen, aber die Spannungen mit Spanien verdeutlichen die Fragmentierung innerhalb der Region. Die Entscheidungsphase fällt mit einer geringeren Liquidität im Sommer zusammen, was Kursschwankungen verstärken kann.
Anleger werden zudem den US-Dollar genau im Auge behalten, der sein schwächstes erstes Halbjahr seit vier Jahrzehnten hinter sich hat. Kurzfristig dürfte der Greenback überverkauft sein, so dass eine Erholungsbewegung von 5% möglich ist. Mittel- bis langfristig rechnen wir jedoch mit einer weiteren Abschwächung, da das Ende der Sonderstellung der USA weiterhin zur Flucht aus US-Anlagen führen könnte. Selbst nach dem starken Wertverlust seit Jahresbeginn werden die Anleger eine höhere Risikoprämie verlangen, um das Defizit der USA zu finanzieren.
Die US-Geldpolitik dürfte expansiver werden. Mehrere Fed-Vertreter haben bereits eine entsprechende Haltung eingenommen und laut Berichten erwägt die US-Regierung die Ernennung eines gemäßigten Powell-Nachfolgers. Darüber hinaus könnte zusätzliche Liquidität durch regulatorische Lockerungen entstehen, wenn die Fed eine Lockerung der Kapitalanforderungen für die größten US-Banken vorsieht, etwa indem US-Staatsanleihen aus der ergänzenden Verschuldungsquote herausgerechnet werden. Banken könnten dann deutlich mehr Staatsanleihen halten, ohne zusätzliches Kapital vorhalten zu müssen. Ein solcher Schritt würde weitere Liquidität in den Markt pumpen und könnte die Bewertungen stützen. Aber so weit sind wir noch nicht. Das kommende Quartal könnte sich noch als schwierig erweisen. Wir behalten dabei eine vorsichtige Haltung bei, sehen in starken Marktrückgängen aber attraktive Kaufgelegenheiten.
Von Bruno Lamoral, Portfolio Manager Institutional Mandates bei DPAM
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