Die US-Einzelhandelsumsätze haben im Juni mit einem Anstieg von 0,6% im Vergleich zum Vormonat positiv überrascht (Konsensus und Bantleon: +0,1%). Nach dem Einbruch im Mai (-0,9%) fiel insbesondere die Gegenbewegung bei den Autoverkäufen deutlicher aus als erwartet (+1,2% nach -3,8%). Die Kontrollgruppe (ohne Restaurants, Tankstellen, Kfz und Baumärkten) entwickelt sich weiter robust (+0,5%).
Allerdings relativiert sich dieses Ergebnis zum einen dadurch, dass der Mai-Zuwachs (in der BIP-relevanten Kernreihe) von 0,4% auf 0,2% abwärtskorrigiert wurde. Zum anderen gilt zu bedenken, dass die Inflation (gemessen am PCE) im Juni aller Voraussicht nach um 0,3% angestiegen ist. Die realen Konsumausgaben dürften daher nach dem schwachen Mai (-0,3%) im vergangenen Monat erneut nur stagniert sein. Für die Konsumausgaben des BIP im gerade abgelaufenen Quartal sind dies keine allzu berauschenden Vorgaben. Wir gehen entsprechend davon aus, dass der private Verbrauch im 2. Quartal lediglich um ca. 1¼% angestiegen ist (nach +0,5% im 1. Quartal, annualisiert und im Vergleich zum Vorquartal). Es bleibt daher dabei, dass es im 1. Halbjahr 2025 im Vergleich zum 2. Halbjahr 2024 zu einer spürbaren Konsumabschwächung gekommen ist (vgl. nachfolgende Abbildung).
Nichtsdestotrotz zeichnen die aktuellen Konjunkturdaten insgesamt immer noch ein recht solides Bild der US-Wirtschaft. Dafür gab es diese Woche noch weitere Beispiele. So haben etwa die regionalen Geschäftsklimaindikatoren der Industrie aus New York und Philadelphia ihre Einbrüche vom Frühjahr inzwischen weitgehend wettgemacht (vgl. nachfolgende Abbildung). Auch die jüngsten Zahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe bleiben unauffällig. Alles in allem lässt sich daher aus den aktuellen US-Wirtschaftsdaten kein Handlungsdruck für die Fed ableiten, die Leitzinsen rasch zu senken. Die Notenbank kann vielmehr vorerst weiter abwarten.
Von Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt bei BANTLEON
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