US-Einzelhandel wächst weiter robust
Das US-Statistikamt hat starke Zahlen zum Einzelhandel vorgelegt. Dies betraf weniger den laufenden Monat, sondern vielmehr die Aufwärtsrevisionen für den Juni. So legten etwa die Umsätze in der Kernreihe bzw. Kontrollgruppe (ohne Tankstellen, Baumärkte, Restaurants und Autos), die auch Eingang in die BIP-Statistik finden, im Juli um 0,5% zu (nominal und im Vergleich zum Vormonat). Gleichzeitig wurde der Vormonat von 0,5% auf 0,8% nach oben korrigiert. Rückenwind ging zuletzt insbesondere von den Bereichen Möbel, Bekleidung und Online-Handel aus. Dabei dürften auch Sondereffekte (Amazon Prime Days) eine Rolle gespielt haben. Unter Umständen wollen sich die Konsumenten vor den absehbaren Preisanstiegen auch noch mit Waren eindecken. Jedenfalls ist die Abflachung des Aufwärtstrend in den Einzelhandelsumsätze, die nach den schwachen Ergebnissen im April/Mai beobachtbar war, wieder wettgemacht (vgl. nachfolgende Abbildung links). Die Jahresrate der (nominalen) Einzelhandelsumsätze verharrt bei soliden knapp 4,0% (vgl. nachfolgende Abbildung rechts).
Wir gehen nunmehr davon aus, dass die gesamten Konsumausgaben im Juli ein deutliches Plus von 0,5% bis 0,6% verzeichnen werden. Da hierzu, wie gesagt, auch Sonderfaktoren beigetragen haben, dürfte der Trend danach wieder abflauen. Der private Konsum könnte damit im 3. Quartal um 1,5% bis 2,0% zulegen (annualisiert, nach 1,4% in Q2). Dies wäre zwar immer noch deutlich schwächer als in den Jahren 2023/2024, ein scharfer Konsumeinbruch sieht allerdings anders aus. Die Entscheidung, die Geldpolitik zu lockern, dürfte der Fed mit den jüngsten Konsumdaten sicherlich nicht leichter fallen. Letztendlich ausschlaggebend dafür dürfte aber der kommende Arbeitsmarktbericht sein.
US-Erzeugerpreise legen im Juli kräftig zu
Während bei den US-Verbraucherpreisen der Druck vonseiten der Zölle auch im Juli weiterhin nur in Teilbereichen sichtbar war, lieferten die Erzeugerpreise in dieser Hinsicht ein sehr viel klareres Signal. Sowohl der Headline- als auch der Kernindex legten mit jeweils 0,9% im Vormonatsvergleich deutlich stärker zu als erwartet (Konsensus: 0,2%, Bantleon: 0,3%). Mithin war es der größte Preisanstieg seit den Zeiten der Corona-Pandemie (März 2022, siehe nachfolgende Grafik). Ein mächtiger Impuls (+2,0% im Vormonatsvergleich) ging dabei von der Ausweitung der Bruttomarge der Groß- und Einzelhändler aus (die Statistik nennt dies: »Erzeugerpreise für Handelsdienstleistungen«), die offenbar in Antizipation der steigenden Zollkosten ihre Endkundenpreise anheben. Aber auch in zahlreichen anderen Bereichen zeigt sich Preisdruck. So verteuerten sich z.B. die Erzeugerpriese für Heimelektronik um 5,0%.
Die Komponenten, die in die Berechnung des Kern-PCE-Deflators einfließen, haben sich unterschiedlich entwickelt. Während die Gebühren für Finanzdienstleistungen kräftig angestiegen sind (+5,8%), haben sich die Erzeugerpreise im Bereich Gesundheit eher schwach entwickelt. Per saldo gehen wir dennoch davon aus, dass der Kern-PCE-Deflator im Juli um knapp 0,3% zugelegt hat (im Vormonatsvergleich, Veröffentlichung am 29. August) und damit weitgehend parallel zum CPI-Kernindex. Die Jahresrate des Kern-PCE-Deflators sollte entsprechend von 2,8% auf 2,9% zulegen und somit nur knapp ein 1½ -Jahres-Hoch verfehlen (3,0%). Die Fed rechnet hier zum Jahresende mit einem Wert von 3,1%, was wir indes für zu niedrig halten. Wir gehen von rund 3,4% aus.
Von Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, Bantleon AG
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