Die deutschen Auftragseingänge der Industrie haben im Juli mit einem Rückgang um 2,9% (im Vergleich zum Vormonat, Konsensus: 0,5%, Bantleon: 0,7%) enttäuscht, zumal es bereits das dritte Minus in Folge ist (Juni: -0,2%, Mai: -0,8%). Allerdings wird das Ergebnis – wie bereits im Juni – dadurch relativiert, dass dies vor allem auf einen Mangel an Großaufträge zurückzuführen ist. Betrachtet man die Kernreihe (ohne die volatilen Großaufträge) haben die Orders zum zweiten Mal in Folge zugelegt (+0,7% nach +0,5%). Hier ist nach wie vor ein flacher Aufwärtstrend beobachtbar (vgl. nachfolgende Abbildung).
Auf sektoraler Ebene war der Einschlag vor allem im »Sonstigen Fahrzeugbau« (Flugzeug-, Schiff- und Bahnindustrie) angesiedelt, wo traditionell die meisten Großaufträge verbucht werden. Hier sackten die Orders im Juli um knapp 40% gegenüber dem Vormonat ab. Erfreulich ist dagegen, dass in den wichtigsten deutschen Industriesektoren – Fahrzeug- und Maschinenbau – die Bestellungen zugelegt haben (+6,5% bzw. +1,8%).
Ebenfalls positiv zu werten ist, dass die Nachfrage nach deutschen Industriegütern aus der Eurozone zuletzt spürbar angezogen hat. Mithin hat sich hier ein klarer Aufwärtstrend etabliert (vgl. nachfolgende Abbildung). Die Inlandsnachfrage ist dagegen noch nicht in Schwung gekommen. Dies sollte sich jedoch spätestens zum Jahresende ändern. Dann dürfte der öffentliche Investitionsschub (aus der Steigerung der Infrastruktur- und Rüstungsausgaben) zum Tragen kommen und bei den deutschen Auftragseingängen der Industrie für einen erkennbaren Impuls sorgen.
Alles in allem sehen wir das jüngste Minus bei den deutschen Auftragseingängen gelassen. Zum einen, weil die Zahlen durch einen Mangel an Großaufträgen nach unten verzerrt sind. Zum anderen steht der Bestellschub von staatlicher Seite erst noch aus. Schließlich befinden sich sämtliche Auftragskomponenten der Frühindikatoren in einem anhaltenden Aufwärtstrend. Dies gilt ebenso für den OECD Leading Indicator (vgl. nachfolgende Abbildung), der speziell dazu entwickelt wurde, um frühzeitig Trendwenden in der Industrie zu antizipieren. Insgesamt ist demzufolge mit Blick auf das deutsche verarbeitende Gewerbe trotz aller Negativschlagzeilen weiterhin Zuversicht angebracht.
Die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion im Juli (werden am Montag veröffentlicht) sollten denn auch besser ausfallen als die Auftragseingänge. Hier zeichnet sich ein erkennbares Plus (ca. +1,0%) im Vergleich zum Vormonat ab.
Von Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, Bantleon AG
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