Bantleon-Chefvolkswirt Dr. Hartmann: US-Arbeitsmarkt - Schwäche zementiert sich

US-Arbeitsmarkt unter Druck: Laut dem jüngsten Bericht des Bureau of Labor Statistics schwächt sich die Beschäftigungsnachfrage weiter ab. Rückläufige Stellenzuwächse, steigende Arbeitslosenquote und schwaches Lohnwachstum deuten auf eine klare Abkühlung hin, resümiert Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt der Bantleon AG. BANTLEON | 08.09.2025 08:04 Uhr
Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, Bantleon AG / © e-fundresearch.com / BANTLEON
Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, Bantleon AG / © e-fundresearch.com / BANTLEON

US-Beschäftigungsnachfrage zeigt klar nach unten

Der neuste Arbeitsmarktbericht vom Bureau of Labor Statistics hat die Schwächesignale vom Juli nachhaltig bestätigt. Demnach lag die Zahl der neu geschaffenen Stellen im August gerade einmal bei 22.000 (nach 73.000 im Juli, Konsensus: +75.000, Bantleon: +80.000). Ein Aufbäumen gegenüber der Stagnation im Mai/Juni ist mithin nicht zu erkennen. Vielmehr unterstreichen die Zahlen, dass der Trend beim Stellensaldo offenbar unter 50.000 gefallen ist. Der 3-Monats-Durchschnitt beträgt aktuell sogar nur noch 29.000 (vgl. nachfolgende Abbildung). Dies liegt auch daran, dass der Juni-Wert erneut abwärts korrigiert wurde und nunmehr sogar ins Minus gerutscht ist (-13.000). Es ist der erste monatliche Rückgang seit Dezember 2020.

Bei der Arbeitslosenquote zeigt sich die Eintrübung am Arbeitsmarkt ebenfalls immer deutlicher. Sie stieg im August von 4,24% auf 4,32%. Der Aufwärtstrend verläuft hier zwar immer noch sehr flach, immerhin wurde damit aber das höchste Niveau seit vier Jahren erreicht (vgl. nachfolgende Abbildung). Dies ist umso bemerkenswerter, als angesichts der restriktiven Einwanderungspolitik das Arbeitsangebot tendenziell rückläufig ist.

Auch alle anderen Zahlen des BLS deuten auf Schwäche hin. So ist etwa die Beschäftigung in der Zeitarbeit weiter rückläufig (-10.000 im August) und die durchschnittliche Wochenarbeitszeit hat sich bei niedrigen 34,2 Stunden festgesetzt. Selbst das bis zuletzt robuste Lohnwachstum ging im gerade abgelaufenen Monat überraschend deutlich von 3,9% auf 3,7% zurück.

Betrachtet man die Entwicklung der Sektoren, gehen vor allem in den zyklischen Branchen zunehmend Stellen verloren (z.B. Industrie: -12.000, Finanzinstitute: -3.000, Unternehmensnahe Dienstleistungen: ‑17.000). Darüber hinaus schwappt die Entlassungswelle im öffentlichen Sektor zunehmend von den Bundesbehörden auf die nachgelagerten Ebenen über (Bundesstaaten und Kommunen). Dagegen halten einzig noch die Bereiche Bildung, Gesundheit und Freizeit. Aber auch hier ebbt der Beschäftigungsaufbau tendenziell ab.

Der Stellensaldo und die Arbeitslosenquote des BLS reihen sich in eine Serie von Arbeitsmarktindikatoren ein, die zuletzt enttäuschend ausgefallen sind. So deuten unter anderem auch die Zahlen des privaten Dienstleisters ADP darauf hin, dass sich die Beschäftigungsnachfrage (im Privatsektor) immer stärker der Nulllinie annähert (vgl. vorangehende Abbildung). Hinzu kommt der JOLTS-Report, der die Daten zu den unbesetzten Stellen sammelt. Demnach lag im Juli die Zahl der offenen Stellen (7,18 Mio.) erstmals seit langem unter derjenigen der Arbeitslosen (7,24 Mio.). Unmittelbar nach der Pandemie galt noch, dass einem Arbeitslosen zwei offene Stellen gegenüberstanden (vgl. nachfolgende Abbildung).

Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos

Blickt man nach vorne, deuten Frühindikatoren wie der ISM-Index der Industrie auf kein Ende der rückläufigen Beschäftigungsnachfrage hin. Vielmehr sollte der aktuelle Trend vorerst anhalten (vgl. nachfolgende Abbildung). Gleichzeitig ist aber ein Abrutschen in ein Umfeld anhaltender Stellenstreichungen auch nicht zu erwarten. Dazu zeigt sich die US-Wirtschaft gegenwärtig zu robust. Mithin deutet der jüngste Datenflow (unter anderem: Auftragseingänge, Einzelhandelsumsätze, Composite-Einkaufsmanagerindex) sogar darauf hin, dass das BIP im laufenden Quartal erneut um rund 2,0% zulegen dürfte. In der aktuellen Arbeitsmarktschwäche spiegelt sich neben der Verunsicherung über die Zollpolitik eine Reihe von Sonderfaktoren wider: Etwa die Entlassungswelle im öffentlichen Dienst oder die restriktive Einwanderungspolitik. Spätestens im kommenden Jahr sollte sich die Beschäftigungsnachfrage demzufolge wieder stabilisieren.

Für die Fed sind die jüngsten Daten eine Steilvorlage, um den Leitzins am 17. September von 4,50% auf 4,25% zu senken (Obergrenze Fed-Funds-Rate). Nunmehr kommen sogar erste Spekulationen über einen 50-Bp-Schritt auf. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Währungshüter von einem solchen »Paniksignal« angesichts der insgesamt immer noch positiven Wirtschaftsdaten und der steigenden Inflationsraten absehen werden. Stattdessen sehen wir uns darin bestätigt, dass noch zwei weitere Zinssenkungen um 25 Bp in diesem Jahr folgen werden. Dies wäre bereits ein Schritt mehr als die Fed ursprünglich geplant hat. 

Von Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, Bantleon AG

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