Markante Aufwärtskorrektur im Juni
Die neusten Daten zur deutschen Industrieproduktion vom Statistischen Bundesamt haben positiv überrascht. Dies lag weniger am Juli-Wert, der mit +1,3% (Output im Vergleich zum Vormonat) nur leicht über der Konsensusschätzung lag (1,0%, Bantleon: 1,5%), sondern an der Aufwärtskorrektur vom Juni. Demnach ist die Produktion zum Ende des 2. Quartals nicht um 1,9%, sondern nur minimal um 0,1% gesunken. Anders als bislang markiert der Juni damit auch nicht mehr einen zyklischen Tiefststand – dieser liegt stattdessen wieder im Dezember 2024 (vgl. nachfolgende Abbildung). Insgesamt ist seit Anfang des Jahres erneut eine Bodenbildung erkennbar. Die starke Juni-Korrektur resultierte offenbar aus Falschmeldungen aus dem Automobilsektor: Hier ist die Produktion nach der Revision um 5,1% gestiegen statt um 1,0% zu fallen. Im Juli sticht wiederum vor allem das deutliche Produktionsplus im Maschinenbau (+9,5%) hervor.
Auswirkungen auf das BIP
Nach den neusten Zahlen startet die deutsche Industrieproduktion in das 3. Quartal mit einem markanten statistischen Überhang von +1,2% (Juli im Vergleich zum Mittelwert des 2. Quartals). Am Ende dürfte das Produktionsplus im laufenden Vierteljahr nach unserer Einschätzung auch in der Größenordnung von 1,0% bis 1,5% liegen. Dies ist für den BIP-Zuwachs im laufenden Quartal eine positive Botschaft (vgl. nachfolgende Abbildung). Immerhin macht die Industrie 30% der Wertschöpfung in Deutschland aus. Ein BIP-Zuwachs von 0,3% ist mithin in Reichweite gerückt. Im 4. Quartal gehen wir wegen der Fiskalimpulse (unter anderem: Sondervermögen Infrastruktur) von einem noch deutlicheren Plus aus. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass die BIP-Zahlen für das 2. Quartal (derzeit: -0,3% versus Q1) – wegen der Aufwärtskorrektur bei der Industrieproduktion – ebenfalls wieder leicht nach oben korrigiert werden. Im Gesamtjahr 2025 halten wir in Anbetracht dessen einen BIP-Anstieg in Deutschland von 0,5% bis 0,6% für realistisch (nach -0,5% in 2024). Die jüngste Herabsenkung der Wachstumsprognose mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute auf 0,1% (IfW) bzw. 0,2% (ifo, RWE) scheint demzufolge voreilig gewesen zu sein.
* Q3/25-Daten auf Basis der Juli-Zahlen geschätzt
Von Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, Bantleon AG
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