US-Konsum überrascht positiv: Bantleon-Chefvolkswirt Hartmann sieht Online-Handel als Treiber

BANTLEON | 17.09.2025 08:43 Uhr
Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, Bantleon AG / © e-fundresearch.com / BANTLEON
Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, Bantleon AG / © e-fundresearch.com / BANTLEON

Online-Handel als Zugpferd

Die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in den USA hat zum dritten Mal in Folge positiv überrascht (vgl. nachfolgende Abbildung links). Im August legten sie nominal um 0,6% zu (nach +0,6% im Juli und +1,0% im Juni, jeweils im Vergleich zum Vormonat) und damit deutlich stärker als erwartet (Konsensus: +0,2%, Bantleon: +0,1%). Dies galt auch für die sogenannte Kernreihe (ohne Restaurants, Autos, Tankstellen und Baumärkte), die unmittelbar in die BIP-Statistik einfliesst. Hier Betrug das Plus 0,7% (nach +0,5% und +0,9%). Besonders stark präsentierte sich erneut der Online-Handel. Nach zahlreichen Promotionen in den Vormonaten war hier eigentlich eine Gegenbewegung überfällig. Stattdessen fiel der Zuwachs mit +2,0% sogar so gross aus wie seit einem Jahr nicht mehr. Auch die Auto- und Bekleidungsverkäufe (+0,5% bzw. +1,0%) blieben erstaunlich robust. Etwas schwächer entwickelten sich die Umsätze im Bereich Gesundheit (-0,1%) und Möbel (-0,3%).

Insgesamt haben sich die Einzelhandelsumsätze von ihrer Schwächephase zu Beginn des 2. Quartals (April: -0,1%, Mai ‑0,8%) gut erholt und sind wieder in den alten Aufwärtstrend eingeschwenkt (vgl. vorangehende Abbildungen). Sie haben damit auch der zuletzt mässigen Verbraucherstimmung getrotzt (vgl. nachfolgende Abbildung). Allerdings wird der neue Schwung dadurch etwas relativiert, dass zuletzt auch die Inflation angezogen hat. Ein Teil der nominellen Umsatzzuwächse spiegelt daher nichts anderes als die jüngsten Preissteigerungen wider.

Reales Konsumwachstum nicht ganz so eindrucksvoll

In realer Rechnung dürfte das Plus im Einzelhandel deutlich moderater ausfallen. Wir rechnen daher auch bei den realen Konsumausgaben im August lediglich mit einem Zuwachs von 0,1% bis 0,2% (nach +0,3% im Juli). Für das 3. Quartal insgesamt zeichnet sich damit nach unseren Berechnungen beim privaten Verbrauch ein Anstieg von 1,5% bis 2,0% ab (nach 1,6% im 2. Quartal, vgl. nachfolgende Abbildung). Damit sehen wir uns nachhaltig in unserer Einschätzung bestätigt, dass das Konsumwachstum zwar nicht mehr die dynamischen Niveaus vom 2. Halbjahr 2024 erreicht, aber immer noch solide expandiert. Oder anders ausgedrückt: Die Konsumenten spüren den Gegenwind der Trump’schen Politik (steigende Teuerung und Arbeitslosigkeit), lassen sich dadurch aber nicht entmutigen.

Wir wollen nicht ausschliessen, dass um die Jahreswende (Q4/25 bzw. Q1/26) – wegen der steigenden Teuerungsraten – das Konsumwachstum nochmals temporär auf 1,0% absackt. Mit Blick weiter voraus sind wir aber zuversichtlich, dass die Konsumnachfrage wieder anzieht. Dies ist auch das Fazit für die gesamte US-Konjunktur: Kurzfristig besteht noch das Risiko für ein vorübergehende Delle. Mittelfristig hellen sich aber die Perspektiven auf.    

Moderate Zinssenkungen gerechtfertigt – aber eigentlich nicht mehr

Für die Fed liefern die robusten Daten vom Einzelhandel kein zusätzliches Argument für ein forsches Vorgehen bei den Zinssenkungen. Vielmehr unterstreichen die Zahlen einmal mehr, dass sich die US-Konjunktur derzeit solide hält. Damit bleiben auch die Risiken für den US-Arbeitsmarkt begrenzt. Sollte sich das US-Wachstum in den nächsten Quartalen in der Nähe der Potentialrate (2,0%) bewegen, ist mithin nur ein moderater Anstieg der Arbeitslosenquote zu erwarten. Für die Fed gibt es damit zwar gute Argumente, um die Leitzinsen in den neutralen Bereich (ca. 3,50%) zu senken. Ein Vorstoss in expansives Territorium ist aber eigentlich nicht notwendig. Wir gehen daher davon aus, dass die Fed im Rahmen der morgigen Sitzung den Zinssenkungszyklus wieder aufnimmt, dabei aber in gemässigtem Tempo (25 Bp) vorgeht und das Zielniveau der US-Notenbank für die nächsten zwölf Monate bei 3,50% bis 3,75% liegt (ausgehend von aktuell 4,25% bis 4,50%).

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, Bantleon AG

Weitere beliebte Meldungen:

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.