Neue US‑Zölle: Was sie für Märkte, Konjunktur und Anleger bedeuten

Die jüngst eingeführten Zölle auf EU-Exporte haben das Thema Handelspolitik zurück in die Schlagzeilen gebracht. Dennoch messen die Märkte diesen Entwicklungen seit April nur noch eine geringere Bedeutung bei – ein Hinweis darauf, dass die politische Unsicherheit insgesamt zurückgegangen ist. State Street Investment Management | 31.07.2025 13:56 Uhr
Elliot Hentov, Head of Macro Policy Research bei State Street Investment Management / © e-fundresearch / State Street Investment Management
Elliot Hentov, Head of Macro Policy Research bei State Street Investment Management / © e-fundresearch / State Street Investment Management

Makroökonomischer Ausblick

Mit dem verabschiedeten US-Haushalt rückt der Fokus nun wieder stärker auf klassische Fundamentaldaten und die Frage, inwieweit Handels‑, Migrations‑ und Fiskalpolitik Wachstums‑ und Inflationsdynamik beeinflussen werden.

In den USA sehen wir die aktuelle Schwächephase als vorübergehend. Für 2026 erwarten wir eine erneute Wachstumsbeschleunigung, die der US-Notenbank voraussichtlich schon ab September Spielraum für Zinssenkungen geben dürfte. Die US-Notenbank dürfte tarifbedingte Preisaufschläge weitgehend ausblenden. Wir sehen in der politischen Rhetorik derzeit keine unmittelbare Bedrohung für die Unabhängigkeit der Notenbank, rechnen aber künftig mit der Ernennung eher taubenhaft eingestellter Mitglieder.

Bei den US-Handelsabkommen können die meisten Investitionszusagen ignoriert werden, da sie entweder unwahrscheinlich umzusetzen sind oder voraussichtlich kaum Auswirkungen auf die Devisenmärkte haben werden. Das Basisszenario bleibt eine anhaltende, mehrjährige Schwächung des US-Dollar.

Für Europa bedeutet das Handelsabkommen mit den USA einen vorübergehenden Wachstumsschock von unter 0,5 % des BIP über die nächsten zwölf Monate, ohne dass die Wettbewerbsfähigkeit grundlegend verloren geht – ein Kernrisiko ist somit entfallen. Zusammen mit dem anlaufenden deutschen Fiskalimpuls erwarten wir für 2026 auch hier eine spürbare Wachstumsbeschleunigung. Risiken bestehen in einer verzögerten Umsetzung des deutschen Konjunkturprogramms und möglichen neuen politischen Spannungen (insbesondere in Frankreich).

In China bleibt das Wachstum stabil, da die Behörden weiterhin gezielt stimulieren. Erste Anzeichen deuten zudem auf eine stärkere fiskalische Neuausrichtung in den kommenden Jahren hin.

Fazit: Kurzfristig erwarten wir einen weitgehend stabilen US-Dollar, mittelfristig – als Basisszenario – eine Abschwächung über mehrere Jahre hinweg. Aktienmärkte feiern derzeit den Rückgang der politischen Unsicherheit, aber ein weiterer Aufwärtsschub erfordert positive Konjunkturdaten, die bestätigen, dass die Auswirkungen von Zöllen und Grenzkontrollen begrenzt bleiben. Für die USA erwarten wir eine steilere Zinsstrukturkurve, da die kurzfristigen Zinsen sinken, während das Defizit das Sinken der langfristigen Zinsen begrenzt. In Europa ist mit weniger Bewegung an den Anleihemärkten zu rechnen.

Geopolitik
Wir treten in die „Steilungsphase“ der Trump-2.0-Ära ein: Das bedeutet, kurzfristig sinken geopolitische Risiken, während die langfristigen Gefahren steigen. Waffenruhen in Gaza und der Ukraine sind 2025 wahrscheinlich, ihre Dauerhaftigkeit bleibt jedoch fraglich. Auch das Verhältnis zwischen Israel und Iran hat noch kein stabiles Gleichgewicht erreicht.

Am Ölmarkt rechnen wir nicht mit neuen US-Sanktionen gegen Russland. Zusammen mit schwacher Nachfrage dürfte das die Ölpreise in den kommenden Monaten drücken, bevor 2026 eine Erholung denkbar ist. Die US‑China‑Beziehungen dürften sich kurzfristig entspannen – einschließlich gewisser Zollerleichterungen – bevor das Spannungsniveau 2026 mit dem erneuten Wettbewerb um Technologie und Ressourcen wieder steigt.

Fazit: Öl bleibt 2025 weich, zieht 2026 wieder an. Gold bleibt attraktiv, zumal die jüngsten Käufer langfristig orientiert sind.

Krypto & Stablecoins
Das US-Gesetz „Genius Act“ dürfte die Verbreitung von Stablecoins und das Wachstum des verwalteten Vermögens in den kommenden Jahren beschleunigen. Der daraus resultierende zusätzliche Bedarf an US-Treasuries bleibt zwar gering (geschätzt rund 10 Basispunkte niedrigere Kurzfristzinsen als sonst), ist also bestenfalls marginal, aber die systemischen Auswirkungen sind erheblich:

  • Stärkung der USD Zentralität im globalen Blockchain Finanzwesen
  • Beschleunigung von Regulierungsinitiativen in anderen Ländern und gezielte Förderung nicht USD Stablecoins
  • Schub für CBDC-Entwicklungen in der Eurozone und China
  • Starkes Wachstum bei der Asset-Tokenisierung parallel zur Stablecoin-Expansion

Fazit: Die Regulierung von Stablecoins stellt einen wichtigen Meilenstein für die Kryptomärkte und Asset-Tokenisierung dar und unterstreicht die zentrale Rolle des US-Dollar im Blockchain-Finanzsystem, ohne dass der Effekt auf die US-Treasury-Nachfrage wesentlich ins Gewicht fällt.

Von Elliot Hentov, Head of Macro Policy Research bei State Street Investment Management

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