CIO Weekly | China bleibt ein Tiger

Das Jahr des Ochsen ist vorbei. Jetzt beginnt in China das Jahr des Tigers. Ning Meng, China A-Share Strategy Leader bei Neuberger Berman glaubt, dass die chinesische Wirtschaft nach dem Neujahrsfest wieder stärker wächst. Neuberger Berman | 02.02.2022 16:30 Uhr
Ning Meng, China A-Share Strategy Leader, Neuberger Berman / © Neuberger Berman
Ning Meng, China A-Share Strategy Leader, Neuberger Berman / © Neuberger Berman
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Ning Meng, China A-Share Strategy Leader, Neuberger Berman:

Das Jahr des Ochsen ist vorbei. Jetzt beginnt in China das Jahr des Tigers.

2021 glaubten viele Investoren, dass das neue Ziel des „Wohlstands für alle“, weniger Liquidität für den Immobiliensektor und strengere Regulierungen für Bildungsanbieter und Internetfirmen China zu einem schwerfälligen Ochsen gemacht haben. Wird das Land jetzt wieder zu einem dynamischen Tiger?

Antizyklische Politik

Wir sind zuversichtlich.

„Chinas Politik mag zwar zentralistisch sein, aber die automatischen Stabilisatoren haben meist funktioniert“, schrieben wir letzten September auf dem Höhepunkt der Regulierungsverschärfungen. „Wir glauben, dass die Regierung ihre Politik korrigiert, wenn sie der Wirtschaft schadet.“

Deshalb wurden auf der Zentralen Wirtschaftlichen Arbeitskonferenz im Dezember antizyklische Maßnahmen angeregt.

Eine massive Lockerung der Geldpolitik ist wegen der Risiken im Immobiliensektor unwahrscheinlich. Dennoch hat die People’s Bank of China (PBoC) den Mindestreservesatz schon um 50 Basispunkte verringert und die Referenzzinsen gesenkt – die einjährige Loan Prime Rate bereits zweimal und den mittelfristigen Zins einmal. Außerdem werden die Regeln für Bauunternehmer überarbeitet. Sie sollen Zugriff auf Treuhandkonten erhalten, auf denen Erlöse aus Immobilienverkäufen lagern.

Wir meinen, dass all dies das Kreditwachstum fördert und Liquiditätsengpässe beseitigt.Wir erwarten in den kommenden Wochen eine ähnliche Lockerung der Finanzpolitik, die sich auf die Infrastrukturausgaben konzentriert.

Geändert haben sich nicht so sehr die Ziele – und ganz sicher nicht das Langfristziel des Wohlstands für alle –, wohl aber Rhetorik und Zeitpläne. „Erst machen wir den Kuchen größer, und dann teilen wir ihn ordentlich auf“, sagte Präsident Xi Jinping Anfang Januar vor dem World Economic Forum. Ohne hohes und stabiles Wachstum sei Wohlstand für alle unmöglich.

Das BIP ist zwar nicht mehr so stark gewachsen wie Anfang 2021, aber das 4. Quartal hat die Erwartungen übertroffen. Für 2022 rechnen die meisten Volkswirte daher jetzt mit mehr als 5% Wachstum.

Günstige Bewertung in Sektoren, die sich erholen

Dieser Ausblick bestimmt auch unsere Sektorauswahl.

Wir glauben, dass der Aufschwung Bank-, Konsumverbrauchsgüter-, Unterhaltungselektronik- und Gesundheitswerten nützt.

Interessant finden wir auch Technologieaktien, sozusagen in der Tradition unserer Vorjahreseinschätzungen. Dazu zählen Halbleiterfirmen, die wohl weiter von der Politik der Import-Substitution profitieren dürften, und Hersteller regenerativer Energieanlagen. Sie könnten von der Energiewende und Elektrifizierung profitieren – in China und weltweit.

Ansonsten hat unser Interesse am Technologiesektor viel mit dem besseren Konjunkturausblick und der wieder pragmatischeren Regulierungspolitik zu tun. Bei weniger scharfen Kartellvorschriften profitiert der E-Commerce von seiner seit jeher hohen Konjunktursensitivität, wenn die Verbraucher wieder mehr Geld ausgeben und mehr Internetwerbung geschaltet wird. Nach dem Ausverkauf im Jahr des Ochsen halten wir E-Commerce-Titel jetzt für attraktiv bewertet.

Eine expansivere Geld- und Fiskalpolitik hilft auch Teilen des krisengeplagten Immobiliensektors. Die Branche konsolidiert sich. Größere staatliche Unternehmen und private Projektentwickler erhalten wieder Kredite, sodass sie von weniger erfolgreichen Wettbewerbern Projekte übernehmen können. Wir gehen davon aus, dass sich der Sektor weiter auseinanderentwickelt. Die größeren Unternehmen werden Erfolg haben; einige kleinere, höher verschuldete Wettbewerber dürften insolvent werden. Wenn mehr Bauprojekte abgeschlossen werden, könnte dies auch gut für Baustoffunternehmen und Hersteller langlebiger Konsumgüter sein.

Schließlich rechnen wir auch mit Chancen durch ESG-Integration. Bei ökologischen und sozialen Themen sowie der Corporate Governance liegen chinesische Unternehmen oft zurück – bei der ESG-Qualität selbst, ganz sicher aber bei ihrer Berichterstattung. Viele chinesische Unternehmen könnten daher wesentlich schlechter eingeschätzt werden, als sie es verdienen.

Wir glauben, dass wir die Geschäftsleitungen mit unserem Engagement von den Vorteilen einer besseren ESG-Qualität und ESG-Berichterstattung überzeugen können und sich dann auch die Ratings verbessern. So forderten wir letztes Jahr einen führenden Elektronikhersteller zu einem besseren Anreizprogramm für Mitarbeiter und einer besseren Berichterstattung über Sicherheitsfortschritte beim Umgang mit Chemikalien auf. Wir glauben, dass MSCI das ESG-Rating des Unternehmens nicht zuletzt deshalb von CCC auf BB angehoben hat.

Der Aufstieg des Tigers

Wer mit dem chinesischen Tierkreis vertraut ist, weiß, dass jedem Jahr nicht nur ein Tier, sondern auch ein Element zugeordnet ist. Morgen beginnt das Jahr des Wasser-Tigers.

Das scheint angemessen. „Wenn das Wasser steigt, hebt das alle Boote“, sagte Präsident Xi. Er meinte, dass Wohlstand für alle leichter zu erreichen sei, wenn China weiter wie ein asiatischer Tiger wächst. Und selbst wenn die Wirtschaft noch nicht wieder ganz zu alter Stärke zurückfindet: Das Potenzial hat sie.

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