Aktienmärkte: Kommt jetzt der Tag der Wahrheit?

Die Ankündigung kleinerer Zinsschritte der Notenbanken hat im Januar auf den Aktienmärkten weiterhin für positive Stimmung gesorgt – in Europa beispielsweise legte der Stoxx 600 Index seit Jahresbeginn um 6,4 Prozent zu. ABER: Anleger könnten die Signale falsch interpretiert haben, warnt Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer Equities, bei Neuberger Berman. Die Gewinnaussichten der großen Player könnten schon im ersten Quartal eine deutlich Korrektur erfahren. Lesen Sie nachfolgend mehr dazu, welche Signale für ihn klar auf einen baldigen Abwärtstrend an den Märkten hinweisen und warum er eine weiche Landung in 2023 für unwahrscheinlich hält: Neuberger Berman | 31.01.2023 10:41 Uhr
Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer Equities, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer Equities, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
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  • Gewinnaussichten könnten deutliche Korrektur erfahren: Konjunkturaussichten und Inflation machen weiche Landung unwahrscheinlich
  • Kleinere Zinsschritte: Notenbank-Entscheidung könnte falsche Signale an den Mark senden
  • Schwaches Wirtschaftswachstum und Inflation könnten für die Aktienmärkte zur Herausforderung werden

Wann kommt der Abschwung bei Aktien? Eine Frage, die bereits seit mehreren Monaten im Raum steht. Klar ist, dass das schwächelnde Wirtschaftswachstum mittelfristig auf die Kurse drücken wird. Im Januar war von einem Abwärtstrend noch nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil schien die Rallye zum Jahresende Schwung für das neue Jahr mitzugeben. Das lag auch an einigen Positivfaktoren, wie etwa die abschwächende Inflation. Nach dem Produzentenpreisindex sind die Erzeugerpreise in den USA so stark gefallen wie seit dem Höhepunkt der Pandemie nicht mehr. Auch aus Europa gibt es positive Signale: So haben sich allein im Dezember die Preise für Erdgas, einer der Haupttreiber der Inflation, halbiert. Einsparmaßnahmen, Erfolg beim Umstieg auf alternative Energiequellen und vor allem des bislang milden Winters sei Dank.

Entspanntere Geldpolitik sendet möglicherweise falsche Signale

Nach dem jüngsten US-Arbeitsmarktbericht war bereits von einer weichen Landung und einer „lehrbuchmäßigen“ Disinflation zu lesen. Vertreter von Fed und EZB sprachen von einer Rückkehr zu Zinserhöhungen um nur noch 25 Basispunkte. Viele Investoren sahen darin bereits Zeichen für Erholung und gingen zu Jahresbeginn neue Risiken ein – vor allem in Europa. Der Stoxx 600 Index legte hier seit Jahresbeginn um 6,4 Prozent zu.

Es ist jedoch gut möglich, dass die Anleger die Signale falsch gedeutet haben, denn dass die Währungshüter über geringere Zinserhöhungen nachdenken, hat unserer Einschätzung nach einen anderen Grund: Die mittlerweile deutlich abkühlende Konjunktur. Dass die Währungshüter nur über eine Verlangsamung und kein völliges Ende der geldmarktpolitischen Straffung nachdenken zeigt zudem, für wie hartnäckig sie die Inflation weiterhin halten. Sie gehen das Risiko höherer Zinsen ein, obwohl diese den Abschwung verschärfen könnten.

Bekannte Frühindikatoren zeigen bereits deutliche Warnsignale: Die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) sind in den letzten Monaten geradezu eingebrochen. Der amerikanische Industrie-PMI von S&P Global liegt nach dem stärksten Rückgang seit der Pandemie nur noch bei 46,2. Und der Euroraum-Composite von S&P Global zeigt schon seit Juli letzten Jahres eine schrumpfende Wirtschaft an. Auch aus Bottom-up-Sicht scheint sich die Lage zu verschlechtern.

Gewinne der S&P-500-Unternehmen könnten um 3,9 Prozent fallen

Gerade hat die Berichtssaison für das 4. Quartal begonnen. Analysten wie FactSet rechnen damit, dass die Gewinne der S&P-500-Unternehmen im Vorjahresvergleich um 3,9 Prozent gefallen sein könnten. In Europa gehen die Analysten zwar noch davon aus, dass die Gewinne der Stoxx 600-Unternehmen im 4. Quartal um 4,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum gestiegen sind. Der im Vergleich zu den USA kleinere und weniger internetorientierte Technologiesektor könnte diese Zahlen jedoch deutlich nach oben verzerrt haben, zumal die Wachstumserwartungen für andere Sektoren denen in den USA ähneln.

Und es gibt weitere Unsicherheitsfaktoren. In China wird die Null-COVID-Politik gelockert. Das Land öffnet sich wieder. Das schafft neue Impulse für die Wirtschaft. Im vergangenen Jahr legte das chinesische BIP um gerade einmal 3 Prozent zu. Bereits im 4. Quartal 2022 war das Wachstum aber deutlich dynamischer. Die höhere Nachfrage aus China könnte die Weltwirtschaft erheblich stärken. Wahrscheinlich war sie auch ein Grund für die jüngsten Kursgewinne am europäischen Aktienmarkt, der stark von China abhängt. Für das Wirtschaftswachstum wäre eine Erholung Chinas gut, für die Preisstabilität hingegen nicht.

Wann aber würde eine weiche Landung 2023 wahrscheinlicher? Sicherlich bei einem stärkeren und klareren Inflationsrückgang. Damit ist aber erstmal nicht zu rechnen. Wegen der notorisch unberechenbaren Konjunkturdaten ist selbst nach den Zahlen der letzten Woche nicht auszuschließen, dass neue Daten die Anlegerstimmung vorübergehend heben. Dennoch ist davon auszugehen, dass Konjunktur und Inflation für die Aktienmärkte im Laufe des Jahres zur echten Herausforderung werden. Wenn der Tag der Wahrheit nicht schon nach den Gewinnprognosen im ersten Quartal folgt, wird es wohl im weiteren Verlauf des Jahres soweit sein.

Von Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer Equities, bei Neuberger Berman

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