Währungshüter unterschätzen anbahnende Finanzkrise!

Keine Kurskorrektur trotz anbahnender Krise: Bei der gestrigen EZB-Sitzung überraschten die Währungshüter, indem sie die aktuellen Entwicklungen im Bankensystem bei ihren Entscheidungen außen vor ließen. Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman, analysiert in seinem Kommentar die Ergebnisse. Neuberger Berman | 17.03.2023 17:22 Uhr
Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman / © e-fundresearch / Neuberger Berman
Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman / © e-fundresearch / Neuberger Berman
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Wir sind überrascht, dass die EZB es nicht für notwendig hält, etwas zur Unterstützung des Bankensystems zu unternehmen. Schließlich hat die EZB ihren Leitzins tatsächlich um 50 Basispunkte angehoben. Damit hält sie an dem Kurs fest, den sie bereits vor der aktuellen Krise des Bankensystems geplant hatte. Zwar verstehen wir, dass die EZB Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit und Solvenz der europäischen Banken hat. Dennoch unterschätzen die Währungshüter womöglich die Tatsache, dass sich länger anhaltende Turbulenzen im Bankensystem selbst verstärken könnten. Darüber hinaus wird die Wirksamkeit einer auf das Zinsniveau ausgerichteten Geldpolitik durch die inflationäre Überschussliquidität – die die EZB am Donnerstag übrigens nicht erwähnte – verringert.

Verschärfte Kreditkonditionen könnten Eurozone in Rezession stürzen
Die Zentralbank trägt der Finanzkrise noch nicht Rechnung – womöglich auch, weil die aktuellen Entwicklungen noch zu jung sind. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass die Situation auf den Finanzmärkten zu einer weiteren Verschärfung der Kreditkonditionen der Banken führen werden. Dies würde die Eurozone in diesem Jahr mit größter Sicherheit in eine Rezession stürzen. Eine solche wirtschaftliche Entwicklung dürfte die Inflationsrate schnell sinken lassen. Wir hatten erwartet, dass die EZB ihren Einlagensatz um 50 Basispunkte auf 3 Prozent anheben würde, da dieses Niveau eine restriktive Geldpolitik darstellt, die die Nachfrage dämpfen könnte. Dies bestärkt uns in unserer Ansicht, dass die Zinssätze bald ihren Höchststand erreichen dürften, was uns dazu veranlasst, unsere Übergewichtung in kurz- und mittelfristigen Anleihen beizubehalten.

Leitzinshöchststand bei 3,25 Prozent erwartet
Mit Blick auf die Zukunft erklärte die EZB, dass das hohe Maß an Unsicherheit die Bedeutung ihres datenabhängigen Ansatzes unterstreicht. Neben den wirtschaftlichen Daten sollen von nun an auch finanzielle Nachrichten bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Deutlich wurde, dass die Priorität der EZB nach wie vor auf der Bekämpfung der Inflation liegt. Die Finanzkrise werden die Währungshüter nur dann berücksichtigen, wenn sich die Situation verschlimmert. Der Markt geht daher davon aus, dass der Leitzins der EZB bald seinen Höchststand bei 3,25 Prozent erreichet. Die Reaktion der Märkte dürfte daher in den kommenden Tagen gedämpft sein.

Immerhin hat die EZB ihre Wirtschaftsprognosen leicht angehoben und gleichzeitig ihre langfristigen Inflationsaussichten gesenkt. Die Entscheidungen der EZB dürften sich somit stärker auf die Wirtschaftstätigkeit auswirken, indem sie die Nachfrage der privaten Haushalte dämpft und so die Inflation wieder unter Kontrolle bringt.

von Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman

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