Seit der zweiten Jahreshälfte 2022 landen auffallend viel mehr Co-Investment Angebote auf unserem Tisch: Private-Equity-Manager bieten uns Minderheitsbeteiligungen an einzelnen Unternehmen an, aber auch an ihren Fonds.
Dies geschieht trotz des generellen Rückgangs des Transaktionsvolumens. In den ersten sechs Monaten 2023 war es 30% niedriger als vor einem Jahr, gemäss PitchBook.
Erklären lässt sich die Entwicklung unserer Ansicht nach damit, dass sich einerseits die General Partner mehr Co-Investmentkapital wünschen, andererseits aber die Zahl der Co-Investoren und damit das Kapitalangebot nachlässt.
Sind die Rahmenbedingungen für Co-Investments daher jetzt besonders gut? Wir glauben ja. Lesen Sie warum.
Anstieg
Die höhere Nachfrage nach Co-Investmentkapital hat mehrere Gründe. Einer davon ist der wachsende Eigenkapitalbedarf, da Fremdkapital teurer geworden ist und nicht mehr wie bisher zur Verfügung steht.
Außerdem fällt es Private-Equity-Gesellschaften heute schwerer, Kapital einzusammeln. Manche Fondsauflegungen verzögern sich deshalb, und oft sind neuen Fonds auch kleiner als geplant. Die General Partner (GP) wollen ihr Kapital, den Dry Powder, schonen und versuchen deshalb, einzelne Transaktionen mit Co-Investments zum Abschluss zu bringen.
Nach unseren Beobachtungen hilft dieses Marktumfeld vor allem „Midlife“-Co-Investments.
Das sind Direktbeteiligungen an Unternehmen, die bereits im Besitz eines Private-Equity-Fonds sind. Manchmal finden sie erst viele Jahre nach der Erstinvestition der Private-Equity-Gesellschaft statt. Da Börsengänge und andere Exitmöglichkeiten zurzeit weitgehend versperrt sind und Private-Equity-Fonds jetzt deutlich weniger Kapital ausschütten, müssen die General Partner die Liquidität für ihre Limited Partner (LPs) auf anderem Wege beschaffen. Eine Möglichkeit sind Midlife-Co-Investitionen. Der General Partner kann dann seine Mehrheitsbeteiligung und damit die Kontrolle über die Fondsunternehmen behalten und muss auch nichts an den – zurzeit günstigen – Fremdkapitalfinanzierungen ändern. Co-Investments scheinen GPs aber auch bei Neuanlagen interessant, wenn sie eine Übernahme oder den Eintritt in einen neuen Markt in einer Zeit planen, in der Fremdkapital knapp ist.
Nach unseren Beobachtungen ist das Volumen von Midlife-Co-Investments in der zweiten Jahreshälfte 2022 um fast 60% z.Vj. und in der ersten Jahreshälfte 2023 sogar um über 80% z.Vj. gestiegen.
Knappes Kapital
Das erklärt auch den hohen Kapitalbedarf. Warum aber stellen Co-Investoren so wenig Kapital zur Verfügung?
Ein Grund ist, dass manche Gelegenheitsinvestoren, die in den letzten Jahrzehnten den Markt entdeckten, sich wegen der unsicheren Konjunktur wieder zurückziehen.
Hinzu kommt, dass sich Verkäufer von Unternehmen eine sichere Finanzierung wünschen und auch GPs bei ihren Transaktionen ebenfalls mehr Wert auf Sicherheit legen. Sie verlassen sich daher auf die bekanntesten und bewährtesten Co-Investment-Partner, mit denen sie schon lange zusammenarbeiten.
Der wichtigere Faktor ist aber der „Nennereffekt“, der das Kapital ebenfalls knapper macht. In vielen Portfolios ist der Private-Equity-Anteil gestiegen, weil die Aktienkurse gefallen sind und Private-Equity-Fonds weniger ausschütten. Anleger zögern daher, mehr in Private Equity zu investieren.
Für den Private-Equity-Markt ist das generell ein Problem, doch dürfte speziell für Co-Investments besonders wenig Kapital zur Verfügung stehen. Limited Partner könnten ihren Private-Equity-Anteil nämlich leicht dadurch senken, dass sie weniger Co-Investments eingehen und ansonsten mit den General Partnern weiter wie bisher zusammenarbeiten.
Chancen für erfahrene Investoren
Wir glauben, dass diese technischen Entwicklungen eine Chance für erfahrene Co-Investoren sind.
Unserer Ansicht nach zählen im aktuellen Umfeld Disziplin und Geduld. Für Investoren mit guten langjährigen Beziehungen zu General Partnern, Erfahrung in der Projektauswahl, kompetenten Mitarbeitern und Know-how für Midlife-Transaktionen ist die unsichere Lage von heute eine Chance. Sie können Marktverzerrungen und Kapitalknappheit nutzen, um attraktive Co-Investments einzugehen.
Von Jacquelyn Wang, Managing Director – NB Alternatives