Die EZB-Sitzung am Donnerstag wird wichtige Richtlinien für die zukünftige Währungspolitik setzen. Angesichts der aktuellen Wirtschaftsdaten könnte eine Senkung der Leitzinsen auf unter 3 Prozent früher als erwartet angebracht sein, um das Wachstum der Eurozone zu unterstützen, während das Ziel, die Nachfrage zu dämpfen, beibehalten wird. Trotz schwacher Nachfrage in den letzten Quartalen und Sorgen über steigende öffentliche Ausgaben wird erwartet, dass das öffentliche Defizit der Eurozone dieses Jahr unter 3 Prozent fällt. Dadurch wäre eine strenge Geldpolitik möglicherweise gar nicht mehr nötig. Zudem könnte eine restriktive Geldpolitik das Risiko einer höheren Inflation durch geringere Investitionen und ein reduziertes inländisches Angebot erhöhen, was vor allem den Immobiliensektor belastet.
EZB sollte die Zinsen auf unter 3 Prozent senken
Es ist unwahrscheinlich, dass die EZB diese Woche Zinssenkungen beschließt. Sie wartet auf deutlichere Anzeichen, dass die Inflation sich nachhaltig dem 2-Prozent-Ziel annähert. Entscheidend hierfür sind Frühindikatoren wie Produktivitätsverbesserungen, die es Unternehmen ermöglichen könnten, Lohnsteigerungen ohne Preiserhöhungen zu unterstützen. Oder eine mögliche Zunahme der Arbeitslosenquote, die Lohn- und Haushaltsnachfragedruck mindern könnte. Diese Faktoren sind entscheidend für einen anhaltenden Rückgang der Inflationsrate, wobei relevante Daten erst Ende April erwartet werden.
Keine geldpolitischen Entscheidungen erwartet – aber neue Prognose
Obwohl wir keine frühzeitige Änderung in der Geldpolitik oder bei den APP- und PEPP-Programmen rechnen, verspricht die EZB-Sitzung am Donnerstag spannend zu werden. Im Fokus stehen die überarbeiteten EZB-Prognosen, die erstmals den schnellen Rückgang der Inflation berücksichtigen, ohne dass Energiepreise über den Winter Druck ausüben. Es wird erwartet, dass die Prognosen eine anhaltend schwache Wachstumsphase vorhersagen, mit Inflationsprognosen für 2025 und 2026 nahe am 2-Prozent-Ziel, beeinflusst durch schwache Kreditvergabe und Rezession im Wohnungsbau.
Von Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman