CIO Weekly | Fusionsangst

Trump hält an Bidens Fusions- und Übernahmeregeln fest. Weckt das weitere Zweifel an der Wirtschaftsfreundlichkeit der neuen US-Regierung? Neuberger Berman | 27.02.2025 07:48 Uhr
Shannon Saccocia, Chief Investment Officer – NB Private Wealth, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Shannon Saccocia, Chief Investment Officer – NB Private Wealth, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

Auf den ersten Blick läuft 2025 anders als geplant.

Sicher, amerikanische und europäische Aktien stiegen immer weiter und erreichten neue Allzeithochs. Doch im Januar nahm die Unsicherheit unter amerikanischen Kleinunternehmern kräftig zu. Auch fanden trotz der Zuversicht nach dem republikanischen Wahlsieg erstaunlich wenige Fusionen und Übernahmen statt – und das, noch bevor letzte Woche bestätigt wurde, dass Bidens strenge Regeln für die Prüfung von Firmenzusammenschlüssen bleiben.

Bezweifeln US-Unternehmen allmählich die Wirtschaftsfreundlichkeit der neuen Regierung?

Alles anders

Widmen wir uns zunächst der Unsicherheit.

Im Januar stieg der Uncertainty Index der National Federation of Independent Business (NFIB) um enorme 14 Punkte auf 100, den dritthöchsten Wert aller Zeiten. Und das hat Folgen: Die Umfrage zeigte nämlich auch, dass die Zahl der Unternehmen, die in den nächsten sechs Monaten investieren wollen, um 7 Prozentpunkte auf 20% gefallen ist.

Eigentlich ist das keine Überraschung. Jede neue Regierung ist ein Unsicherheitsfaktor – und das erst recht, wenn sie wie Trump alles anders machen will.

Wichtiger ist aber, was die Unternehmen langfristig von der Regierung erwarten. Darüber kann der Optimism Index der NFIB Aufschluss geben, und er liegt noch immer nur wenig unter seinem Höchststand der letzten knapp fünf Jahre. Dieser Optimismus lässt dann auch die Aktienkurse steigen.

Schnelle Veränderungen machen Entscheidungen nicht einfacher. Unternehmen haben von Deregulierung zwar mehr als von einem ruhigen Weiter-so, aber das ist wohl eher ein Thema für die zweite Jahreshälfte.

Gleiche Bedingungen

Was soll man aber von dem halten, was wir jetzt von der Federal Trade Commission (FTC) hören? Stellt das die Deregulierungspolitik infrage?

Als der neue FTC-Vorsitzende Andrew Ferguson letzte Woche ankündigte, dass Bidens Fusionsrichtlinien in Kraft bleiben, begründete er das mit Stabilität. „Eine vollständige Rücknahme oder Überarbeitung der Richtlinien kostet Zeit und ist teuer“, meinte er. „Wir haben aber nur begrenzte Ressourcen für Kontrollen. Ständige Veränderungen machen uns unglaubwürdig.“

Wir wollen nicht spitzfindig sein, aber andere Aufsichtsbehörden und Ministerien argumentierten nicht so. Vielleicht will die neue Mannschaft im Weißen Haus tatsächlich strenge Wettbewerbsregeln. Als Vizepräsident JD Vance noch Senator war, stimmte er jedenfalls für die Ernennung von Fergusons Vorgängerin Lina Khan zur FTC-Vorsitzenden. Sie galt als strenge Wettbewerbshüterin und Gegenspielerin aller, die an der Wall Street Fusionen planten.

Vermutlich werden die Kartellrichtlinien unter der neuen FTC-Führung jetzt noch umfassender angewandt und strenger ausgelegt.

Nach jetzigem Stand sollen Fusionen künftig blockiert werden, wenn eine schon zuvor sehr konzentrierte Branche noch konzentrierter würde, sie den möglichen Markteintritt eines Konkurrenten verhinderten, den Wettbewerb wesentlich schwächten oder Absprachen wahrscheinlicher machten, ein Unternehmen entstehen ließen, das den Marktzugang für Produkte und Dienstleistungen der Konkurrenten begrenzte oder ein Monopol entstünde. Die Richtlinien verlangen von den Wettbewerbsbehörden auch, bei Fusionen mehrseitiger Plattformen deren Besonderheiten zu überprüfen.

Auf den ersten Blick scheinen den Wettbewerbshütern vor allem Fusionen sehr großer Unternehmen Sorgen zu machen, insbesondere großer Technologie- und Plattformunternehmen. Wenn der Vance-Flügel auf Deregulierung setzt, damit die Wettbewerbsbedingungen für neue, kleinere Unternehmen gerechter werden, scheint eine strengere Auslegung der Fusionsregeln nur konsequent.

Unterstützung

Großfusionen wie in den 1980ern sind also nicht zu erwarten. Dennoch rechnen wir dieses Jahr mit mehr Übernahmedeals. Auf den ersten Blick scheinen die Pläne der FTC schlecht für die Gebühreneinnahmen der Investmentbanken und die Boni ihrer Mitarbeiter. Verbraucher, nicht börsennotierte Unternehmen und nicht zuletzt innovative Small und Mid Caps könnten aber davon profitieren, selbst wenn sie Synergien nutzen möchten.

Amerikanische Kleinunternehmen sind verunsichert – wegen der Zolldrohungen (zu denen letzte Woche noch einige hinzukamen), der prekären Lage der Einwanderer unter den amerikanischen Arbeitnehmern und der massiven Kürzungen von Staatsausgaben. Die wachsende Marktbreite bei Aktien und der trotz allem zunehmende Optimismus sprechen aber dafür, dass die meisten Investoren und Geschäftsleitungen noch immer viel von der Trump-Administration erwarten, sobald der erste Aktionismus vorbei ist.

Von Shannon Saccocia, Chief Investment Officer – NB Private Wealth, Neuberger Berman

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