EZB-Sitzung: US-Zölle werden Inflation in Europa nur kurzfristig beeinträchtigen

Neuberger Berman | 05.03.2025 19:15 Uhr
Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

Unter den Mitgliedern der EZB besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass der Leitzins in der Sitzung am Donnerstag weiter in Richtung des neutralen Niveaus gesenkt wird. Auch der Markt rechnet mit einer Senkung um 25 Basispunkte auf 2,5 Prozent, sodass diese Entscheidung kaum Überraschungen oder unmittelbare Auswirkungen haben dürfte. Entscheidend wird vielmehr sein, welche Signale die EZB in ihrer Erklärung sendet und welche Aussagen Christine Lagarde auf der Pressekonferenz trifft.

US-Zölle nur kurzfristiger Faktor

Dabei dürften die angekündigten US-Zölle in der Eurozone zu einem Anstieg der Inflation führen – insbesondere dann, wenn als Reaktion darauf auch die Zölle auf US-Exporte in die EU erhöht werden. Allerdings wird dieser Effekt begrenzt und nur von kurzer Dauer sein: US-Agrarprodukte lassen sich mit Importen aus anderen Ländern ersetzen, und der US-Dienstleistungssektor verfügt über so hohe Margen, dass er die zusätzlichen Kosten durch europäische Zölle weitgehend abfedern kann. Interessant wird zudem, wie die EZB die neuen deutschen und europäischen Pläne für den Ausbau der Infrastruktur sowie die verstärkten militärischen Investitionen bewertet.

Restriktive Geldpolitik für Marktreaktion ausschlaggebend

Der erwartete Zinssatz von 2,5 Prozent entspricht der oberen Grenze des von EZB-Mitgliedern in der vergangenen Woche genannten Bereichs für den neutralen Zinssatz. Ob die Zentralbank an ihrer Einschätzung festhält, dass die Geldpolitik weiterhin restriktiv bleiben sollte, dürfte für die Marktreaktion ausschlaggebend sein. Wir gehen davon aus, dass die EZB eine vorsichtigere Haltung einnimmt und betont, dass ihre Geldpolitik noch nicht als neutral betrachtet werden kann. In den vergangenen Jahren verfolgte die EZB mit ihrer Geldpolitik das Ziel, zu verhindern, dass importierte Inflation auf das Lohnwachstum übergreift.

Gleichzeitig blieb die Nachfrage der privaten Haushalte ebenso wie die Investitionsausgaben stets verhalten und wurde durch die restriktive Geldpolitik der EZB zusätzlich gebremst. Mit der Senkung des Leitzinses will die EZB nun die Erholung der Investitionstätigkeit ankurbeln – insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs). Dies könnte das inländische Angebot stärken und dazu beitragen, die Inflation nachhaltig unter die 2-Prozent-Marke zu drücken.

Von Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman

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