Eskalation zwischen Israel und Iran: „Kein Beginn eines regionalen Krieges“

Israel hat eine Vielzahl iranischer Ziele angegriffen, darunter Atomanlagen und militärische Einrichtungen. Dabei wurden offenbar zahlreiche hochrangige Militärs und Nuklearwissenschaftler getötet. Iran schlug mit 100 Drohnen zurück, die laut israelischen Medien aber allesamt abgeschossen wurden. Neuberger Berman | 13.06.2025 14:33 Uhr
Kaan Nazli, Senior Economist und Portfoliomanager im Emerging Markets Debt Team bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Kaan Nazli, Senior Economist und Portfoliomanager im Emerging Markets Debt Team bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

Mit Blick auf das breite Spektrum der Ziele scheint Israel mit seinem Angriff den Iran nicht nur zur Aufgabe der Urananreicherung zwingen, sondern das Regime insgesamt destabilisieren zu wollen. Der Iran wird Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, scheint aber erneut schlecht vorbereitet und ungeschützt zu sein. Schließlich war Israel in der Lage, viele Ziele auf einmal zu treffen und den Chef der Revolutionsgarden gleich am ersten Tag zu töten.

Der Iran wird dies trotz fehlender US-Beteiligung wahrscheinlich als einen amerikanisch-israelischen Angriff betrachten und das für diesen Sonntag angesetzte Treffen zum Atomprogramm vermutlich absagen. Es könnte zu Angriffen auf US-Streitkräfte im Irak und anderswo in der Region kommen. Diese werden aber dadurch begrenzt, dass das Land die USA nicht so sehr provozieren will, damit diese ihre Unterstützung für Israel nicht ausweiten. Der Iran würde auch nicht die Brücken zum Golf-Kooperationsrat (Gulf Cooperation Council, GCC) abbrechen wollen, nachdem die Regierung eine Entspannung erreicht hat.

Insgesamt scheint dies nicht der Beginn eines regionalen Krieges zu sein, in den verschiedene Akteure verwickelt sind. Es handelt sich eher um einen Konflikt zwischen den beiden Staaten, der sich auch auf das US-Engagement in der Region auswirkt. Ein entscheidender Wendepunkt wäre eine bedeutende militärische Unterstützung des iranischen Regimes durch Russland und China, aber das ist im Moment nicht absehbar. Mittelfristig steigt das Risiko, dass der Iran seine Bemühungen um die Entwicklung einer Atomwaffe verstärken wird.

Nazli zu den Auswirkungen der Eskalation auf verschiedene Länder in der Region aus Sicht eines Emerging-Markets-Debt-Investors:

  • Ägypten: Gewisse negative Auswirkungen auf die Leistungsbilanz durch die Ausweitung des Energiedefizits. Die Einnahmen aus dem Suezkanal beziehungsweise dem Tourismus werden nun länger brauchen, um sich zu normalisieren. Dies kann jedoch wahrscheinlich durch verstärkte internationale Unterstützung ausgeglichen werden, da der anhaltende Konflikt die strategische Bedeutung des Landes unterstreicht.
  • Golf-Kooperationsrat: Je nachdem, ob sich der Iran für Angriffe auf die Energie- oder zivile Infrastruktur in diesen Ländern entscheidet oder sich auf militärische Einrichtungen der USA konzentriert, kann es zu unterschiedlichen Auswirkungen kommen. Letzteres scheint angesichts der begrenzten Kapazitäten des Irans derzeit wahrscheinlicher.
  • Irak: Der Irak könnte durch potenzielle iranische Angriffe unter Druck geraten, obwohl die durch die Ölpreise gestützte Zahlungsfähigkeit nicht beeinträchtigt werden dürfte.
  • Jordanien: Ebenfalls begünstigt durch seine geopolitische Lage, aber als Ölimporteur gefährdet.
  • Libanon: Ein geschwächter und nach innen gerichteter Iran wird der Hisbollah weniger Spielraum lassen, um ihren politischen Einfluss aufrechtzuerhalten. Die Voraussetzungen für den politischen und wirtschaftlichen Normalisierungsprozess, der im vergangenen Herbst begann, bleiben daher intakt.
  • Türkei: Die Türkei ist den Auswirkungen der höheren Ölpreise auf die Inflation und die Leistungsbilanz sowie der Verschlechterung der regionalen Risikostimmung ausgesetzt.

Von Kaan Nazli, Senior Economist und Portfoliomanager im Emerging Markets Debt Team bei Neuberger Berman

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