Eine neue Generation kleinerer Cloud-Service-Provider bietet Hochleistungs-KI-Computing zu einem Bruchteil der Kosten von Amazon und Google. Im vergangenen Monat lud US-Präsident Donald Trump 33 der einflussreichsten Persönlichkeiten des Silicon Valley ins Weiße Haus. Das Thema: Die stetig wachsende Herausforderung, die unstillbare Nachfrage nach Datenverarbeitungskapazität im Zeitalter der KI zu bewältigen. Diese Aufgabe ist so wichtig, dass sie ein eigenes Gipfeltreffen verdient.
Denn selbst Cloud-Service-Giganten wie Amazon, Google und Microsoft stoßen auf Engpässe in der Datenverarbeitung. Auch wenn diese sogenannten Hyperscaler weiterhin massiv in Spezialchips, Stromversorgungssysteme und Rechenzentren der nächsten Generation investieren, kann kein einzelner Akteur den Umfang und die Komplexität der KI-Anforderungen allein bewältigen. Stattdessen suchen die Tech-Giganten nun nach strategischen Partnerschaften mit einer neuen Generation von Neo-Cloud-Providern.
Im Gegensatz zu den Hyperscalern, die eine breite Palette an Cloud-Lösungen anbieten, vermieten Neo-Cloud-Provider lediglich Rechenleistung für KI und komplexe Anwendungen – ein Geschäftsmodell, das als ‚GPUs-as-a-service‘ bekannt ist. Anstatt sich auf riesige, zentralisierte Rechenzentren zu verlassen, setzen diese flexiblen Betreiber ihre Rechenleistung über Tausende kleinerer Zentren oder regionale Hubs ein und steigern damit die Flexibilität und Widerstandsfähigkeit ihrer Netzwerke. Das ist vergleichbar mit Hochfrequenzhändlern, die versuchen, durch die Platzierung ihrer Server in unmittelbarer Nähe zu Börsen entscheidende Millisekunden einzusparen.
Etablierte Unternehmen suchen Partnerschaften mit den Newcomern
Durch Partnerschaften mit Neo-Cloud-Newcomern wie Nebius und CoreWeave wollen Giganten wie Microsoft die gewaltige KI-Rechenlast in zunehmendem Maßstab bewältigen. So unterzeichnete das Unternehmen jüngst ein Abkommen mit Nebius im Volumen von bis zu 20 Milliarden US-Dollar über fünf Jahre, um Rechenleistung aus dem neuen Nebius-Rechenzentrum in Vineland, New Jersey, zu mieten.
Der führende KI-Chiphersteller Nvidia wiederum hat einen bedeutenden Eigenkapitalanteil an CoreWeave erworben, der Ende Juni etwa 3 Milliarden US-Dollar wert war. Außerdem hat sich das Unternehmen verpflichtet, bis zum Frühjahr 2032 unverkaufte Datenverarbeitungskapazität für bis zu 6,3 Milliarden US-Dollar abzunehmen. Nvidia ist ebenfalls Anteilseigner von Nebius.
Für kleinere Unternehmen könnten Neo-Clouds unserer Einschätzung nach die Eintrittsbarrieren für Hochleistungs-KI und fortgeschrittene Analytik senken. Dank ihrer schlanken Strukturen können Neo-Cloud-Provider ihre GPUs zu einem Stundenpreis vermieten, der zwischen zwei- und siebenmal günstiger ist als die üblichen Preise von Hyperscalern.
Darüber hinaus können Neo-Clouds branchenspezifische Datenverarbeitungsleistungen anbieten, was ihnen möglicherweise einen zusätzlichen Vorteil gegenüber den Hyperscalern verschafft. So bietet Nebius Cloud-Dienste an, die speziell auf die E-Commerce-Branche zugeschnitten sind – ein Hauptgrund, warum das Unternehmen kürzlich Shopify als Kunden gewinnen konnte.
Unserer Auffassung nach reichen die Vorteile von Neo-Clouds aber weit über technische Agilität hinaus. Angesichts breiterer Trends wie De-Globalisierung und regionaler Datensouveränität könnten jüngere Cloud-Service-Anbieter besser aufgestellt sein als die Hyperscaler – und womöglich auch mehr Vertrauen genießen –, lokale Vorgaben zu Daten-Governance und Umweltstandards einzuhalten. Dazu gehören die europäische Datenschutz-Grundverordnung, der Artificial Intelligence Act und der Digital Operational Resilience Act. CoreWeave etwa plant, in Großbritannien fortschrittliche KI-Fabriken zu errichten, die mit erneuerbarer Energie betrieben und mit innovativer Kühltechnologie ausgestattet werden, um den Wasserverbrauch zu reduzieren.
In den kommenden fünf Jahren wird erwartet, dass der insgesamt adressierbare Markt für GPU-as-a-service jährlich um 35 Prozent wächst und bis 2030 ein Volumen von 260 Milliarden US-Dollar erreicht. Wir werden ein besonderes Augenmerk auf jene Anbieter richten, die über starke Beziehungen zu Chipherstellern und Hyperscalern verfügen sowie über differenzierte Software-Stacks, die auf spezifische Branchen zugeschnitten sind. Für thematische Tech-Investoren, davon sind wir überzeugt, stehen die Chancen gut für Neo-Clouds.
Von Yan Taw Boon, Head of Thematic Asia bei Neuberger Berman.
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