Wer hätte sich das noch Ende 2021 gedacht, als der 3-Monats-Euribor bei -0,572% stand und es gang und gäbe war, diese negativen Geldmarktzinsen in Österreich zumindest den Unternehmen weiter zu verrechnen? Nicht einmal eineinhalb Jahre später ist dieser Satz auf mittlerweile über 3% angestiegen und es ist noch ein weiterer Anstieg wahrscheinlich. Übrigens in Deutschland wurden Negativzinsen teilweise sogar den Privatanlegern weiterverrechnet. Ein Jahr davor, Ende 2020, gab es sogar Prognosen, dass uns der negative 3-Monats-Euribor bis 2026 begleiten wird. Beinahe die ganze Welt glaubte daran, dass Zinsen der Vergangenheit angehörten.
Erstmals war der 3-Monats-Euribor am 22. April 2015 negativ und erst wieder nach etwas mehr als sieben Jahren - nämlich am 14.Juli 2022 - hatten wir wieder ein Plus davorstehen. Zu Beginn bei +0,002%, also nicht einmal einen Basispunkt. Die einsetzende und ansteigende Inflation machte dann eine harsche Wendung der EZB notwendig und diese hat im Juli 2022 die Zinswende eingeläutet. Erstmals seit 2011 wurde wieder einen Zinsschritt nach oben gesetzt, dem noch bis jetzt sieben weitere folgen sollten. Ein Ende ist noch nicht abzusehen. Der Markt preist momentan zumindest noch zwei Zinserhöhungen ein und daher sollte der 3-Monats-Euribor noch ansteigen. Die Zinssenkungen, die der Markt danach einpreist, halten wir für etwas übertrieben. Momentan werden 2024 bereits tiefere 3-Monats-Euribor-Sätze vom Kapitalmarkt eingepreist, bis Ende 2024 um fast 100 Basispunkte sogar. Das sehen wir bei einer unveränderten Konjunktur als viel zu optimistisch. Die momentanen Geldmarktsätze dürften uns noch eine Zeitlang begleiten.
Insgesamt sollten die Geldmarktzinsen daher für längere Zeit dieses Niveau halten. Also nach einer sehr langen Durststrecke haben auch wieder sicherheitsorientierte Anleger einen Grund zur Freude und können wieder nennenswerte Erträge erwirtschaften, wenngleich diese auch deutlich unter den aktuellen Inflationsraten liegen. Es lohnt sich ein Gespräch, mit ihrem Private Banker zu führen, um abzuklären ob und wie Sie am besten vom Geldmarkt profitieren können. Bevor man die Welle an den Geldmärkten nämlich reiten kann, muss man überhaupt erst auf das Pferd aufspringen.