Die US-Zollpolitik bleibt ein zentrales Thema auf den globalen Märkten. Trotz aktueller Abschlüsse von Handelsabkommen sind signifikant höhere Zollraten als in der Vergangenheit zu erwarten. Der Anstieg der effektiven Zollrate hat bereits begonnen, und es bleibt abzuwarten, wie sich dies auf die Preisbildung, Inflation und Margen von Unternehmen auswirken wird. Wer also die bittere Pille langfristig schlucken muss, ist noch unklar.
Sie steigt und steigt
Die effektive Zollrate in den USA hat sich seit Mai 2024 signifikant erhöht und erreichte zuletzt nahezu 9%.1 Diese Raten sind vergleichbar mit den Werten von 1945. Prognosen deuten darauf hin, dass die effektive Zollrate möglicherweise auf bis zu 13% steigen könnte.2
Grafik: Entwicklung der US-Zollrate
Die zentrale Frage bleibt, wie diese Zölle das Konsumverhalten, die Inflation sowie die Margen von Importeuren und Exporteuren beeinflussen werden. Bislang blieben die Preisindikatoren relativ stabil, was unseres Erachtens teilweise auf vorgezogene Importe zurückzuführen ist. Diese Vorteile für US-Importeure könnten jedoch bald enden, was zu Preisanpassungen führen könnte. General Motors Co. berichtete von Zollausgaben in Höhe von einer Milliarde US-Dollar, während Walmart Inc. bereits im Mai erste Preiserhöhungen angekündigt hat.
Japan und EU mit unterschiedlicher Ausgangsposition
Die Situation ist für japanische Unternehmen wie Toyota weniger kritisch, da der Großteil ihrer Nachfrage in den USA durch lokal produzierte Fahrzeuge gedeckt wird. Die starke Abwertung des japanischen Yen hat zudem zu einer Verbilligung ihrer in Japan produzierten Produkte auf internationalen Märkten beigetragen. Dies spiegelt sich in den Gewinnmargen der japanischen Unternehmen wider, die für lokal orientierte Unternehmen bei etwa 7,4% liegen, während exportorientierte Unternehmen bei 6,4% liegen.2
Für die Europäische Union stellt die hohe Euro-Wechselkursrate eine Herausforderung dar, da EU-Produkte für US-Konsumenten teurer werden. Unsere hauseigenen aktuellen Berechnungen deuten auf einen fairen Wert des EUR-USD bei 1,22 hin. Die kürzlich erzielte Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und der EU ist zu begrüßen – die Unsicherheit scheint weitgehend überwunden und eine weitere Eskalation wurde verhindert. Die Zollrate von 15 % auf die meisten US-Importe aus der EU wird als erträglich angesehen. Die langfristige Perspektive ist jedoch weniger positiv, da die neuen Zölle sowohl den USA als auch der EU schaden werden. EU-Exporte in die USA könnten zurückgehen, das Wachstum in den USA könnte gehemmt werden und die US-Verbraucher könnten durch steigende Preise belastet werden. Die laufende Berichtssaison wird zusätzliche Einblicke in die Marktstimmung liefern.
Markteinschätzung
Wir beurteilen das aktuelle Marktumfeld weiterhin als vorsichtig optimistisch.
- Dabei räumen wir u.a. japanischen Aktien, eine höhere Bedeutung ein als in anderen bullishen Marktphasen.
- Darüber hinaus ist der Anteil europäischer Aktien in der Kathrein Investment Strategy höher als in den Vorperioden. Die Übergewichtung erfolgt zu Lasten der USA. In die Entscheidung fließen unter anderem die attraktiveren Bewertungsniveaus und die innerhalb der Europäischen Union geschnürten Rüstungs- und Investitionspakete als zwei wesentliche Faktoren mit ein. Wir erachten die Unternehmensbilanzen zudem als solide. Erwartete positive Gewinnentwicklungen für dieses sowie das nächste Jahr und die sinkenden Zinsen geben Unternehmen zusätzlichen Handlungs- und Planungsspielraum.
- Überdies werden 50% des US-Dollar-Anteils innerhalb des Aktienportfolios abgesichert; im Rententeil rund 85% des US-Dollar-Risikos.
Von Florian König, Fondsmanager, Kathrein Capital Management
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1 Quelle: U.S. Department of Commerce, Mai 2023
2 Quelle: Bloomberg Finance L.P.