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„Die EZB-Ratssitzung am Donnerstag findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Signale für die nächsten Schritte sehr unterschiedlich sind. Einerseits bleiben die Inflationserwartungen hartnäckig hoch und das ausgehandelte Lohnwachstum von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist ein Novum in der Geschichte der Einheitswährung. Dies stellt eindeutig eine Gefahr für die mittelfristige Preisstabilität dar und erfordert daher eine weitere Straffung der Geldpolitik.
Andererseits haben die jüngsten Konjunkturdaten, wie der Einkaufsmanagerindex und die Abwärtsrevision des Wachstums, im zweiten Quartal negativ überrascht und werden die EZB veranlassen, ihren insgesamt optimistischen Wachstumsausblick drastisch zu revidieren. Die EZB-eigenen Messgrößen für die Kerninflation haben sich ebenso gedreht wie die Erzeugerpreisindex-Inflation. Und die politischen Maßnahmen der Vergangenheit wirken sich immer noch auf die Wirtschaft aus und werden dies laut einer Studie der EZB in nahezu unveränderter Größenordnung bis 2024 tun.
Obwohl die Entscheidung sehr knapp ausfallen wird, gehen wir davon aus, dass der EZB-Rat auf seiner Sitzung im September von einer weiteren Zinserhöhung absehen wird. Die Entscheidung, die Zinsen unverändert zu belassen, dürfte jedoch mit einer hawkishen Tendenz einhergehen, die deutlich macht, dass dies nicht als Ende des Zinserhöhungszyklus zu verstehen ist, sondern eher als eine Pause - wobei weitere Straffungsmaßnahmen bei Bedarf jederzeit wieder eingeführt werden könnten.“
Von Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments
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