Das globale Wirtschaftswachstum blieb im ersten Quartal dank niedrigerer Energiepreise und der Wiedereröffnung Chinas solide. Die Gesamtinflationsraten sind im März weiter gesunken, aber die Kerninflationsraten bleiben hartnäckig und deuten auf eine längere Phase restriktiver Leitzinsen hin. Die Risse im Finanzsystem, die sich im Zusammenbruch einiger Banken in den USA und der Schweiz widerspiegeln, sind jedoch Signale für eine bereits straffe Geldpolitik. Wir rechnen zwar nicht mit einer Wiederholung des Jahres 2008, doch werden die Geschäftsbanken ihre Kreditvergabestandards wahrscheinlich weiter verschärfen, was das Risiko einer Rezession erhöht und somit den Spielraum für weitere Straffungen durch die Zentralbanken einschränkt.
Das sich verschlechternde wirtschaftliche Umfeld ist somit günstig für hochwertige festverzinsliche Instrumente und bietet die Aussicht auf deutlich niedrigere Anleiherenditen in den nächsten sechs bis zwölf Monaten. Positiv zu vermerken ist, dass wir für die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum von 5,5% erwarten, das durch die Wiedereröffnung des Nullzinsniveaus angekurbelt wird, wobei die Dynamik in der zweiten Jahreshälfte 2023 etwas nachlassen wird. Bei den Devisen bleibt ein schwächerer US-Dollar unsere wichtigste Einschätzung, da die Fed dem Ende ihres Straffungszyklus näher ist als Zentralbanken in anderen Währungsräumen. Vor allem die Bank of Japan wird ihre geldpolitische Normalisierung wahrscheinlich fortsetzen, was den japanischen Yen erheblich unterstützen wird. Bei den Aktien haben wir Schweizer Aktien auf Kosten von Aktien aus dem Euroraum hochgestuft. Schließlich bekräftigen wir unsere vorsichtige Haltung bei Risikoanlagen, da die Straffung der Fed möglicherweise kurz vor ihrem Höhepunkt steht, die Auswirkungen auf den Zyklus aber gerade erst zu spüren sind.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist bei J. Safra Sarasin