ESG-Länderratings aus einem anderen Blickwinkel
Das Länderrisiko steht wieder im Fokus. Geopolitische Spannungen und Konflikte, der Klimawandel sowie Lebensmittel- und Energiekrisen veranlassen die Anleger dazu, den Einfluss von ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und Governance) auf das Länderrisiko zu überdenken. Mit unserem neuen ESG-Ansatz in Bezug auf souveräne Staaten wollen wir jene Länder ermitteln, deren ESG-Performance basierend auf ihrem Entwicklungsstand und Einkommensniveau die Erwartungen übertrifft oder hinter diesen zurückbleibt. Durch die Bewertung des ESG-Profils und der ESG-Trends eines Landes erhalten Anleger zusätzliche Einblicke in dessen langfristige finanzielle Tragfähigkeit.
ESG mit Blick auf die Schwellenländer
Anleger in Schwellenmärkte berücksichtigen bereits Governance-Risiken bei ihren Engagements. Die Einbeziehung sozialer und ökologischer Risiken ist hingegen vergleichsweise neu. Eine Fallstudie zu Südafrika verdeutlicht, wie Anfälligkeiten gegenüber sozialen und ökologischen Belangen erhöhte Länderrisiken nach sich ziehen können. Schwellenländermärkte sind aber nicht ein homogener Raum. Zwar zeigt sich, dass höhere ESG-Ratings mit engeren Staatsanleihen-Spreads einhergehen, allerdings nur beim Vergleich von Ländern mit ähnlichen Kredit-Ratings. Trotzdem werden ESG-Bewertungen immer wichtiger werden. Deshalb sollten Anleger nach Ländern Ausschau halten, die Reformen in diesen Bereichen aktiv umsetzen.
ESG-Belange hinterlassen Spuren bei Staatsanleihen aus Industrieländern
Unter Obligationenanlegern ist ein wachsendes Bewusstsein dafür zu beobachten, dass ESG-Risiken auch bei staatlichen Emittenten aus den Industrieländern substanzielle Auswirkungen auf die Anlagerenditen haben können. Unseres Erachtens lässt sich mit unseren einkommensbereinigten ESG-Scores ein gewichtiger Teil der an den Staatsanleihenmärkten eingepreisten Bonitätsrisiken erklären. Dies gilt insbesondere für Ländergruppen mit vergleichsweise niedrigen Ratings, einem schwächer ausgeprägten institutionellen Rahmen und einer stärkeren Streuung der Kreditaufschläge. Dank unseres hauseigenen ESG-Rahmenwerks können wir Warnsignale erkennen, die sich zwar auf kurze Sicht nicht auf die Wertentwicklung auswirken, aber mittel- bis langfristig mit erheblichen Risiken für die Anleger verbunden sein können.
Vorreiter bei ESG-Ratings für staatliche Emittenten: Eine Anpassung war nötig
Der Wunsch nach einem innovativen Rahmen für die ESG-Bewertung von Staatsanleihen wird lauter. Herausforderungen wie der Klimawandel und geopolitische Spannungen werden sich in den Kreditratings von Staatsanleihe-Emittenten niederschlagen. Global View hat mit Dr. Daniel Wild (Chief Sustainability Officer), Katya Wisniewski, CFA (Analystin für nachhaltige Anlagen), Mali Chivakul (Ökonomin Schwellenländer) und Alex Rohner (Zinsstratege) über das neue ESG-Bewertungsmodell der Bank J. Safra Sarasin für Staatsanleihen und dessen Einsatz im aktuellen Investmentumfeld gesprochen.