Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone ist im Februar um einen Punkt gestiegen. Ausschlaggebend dafür war der Anstieg des PMI für den Dienstleistungssektor von 48,4 im Januar auf aktuell 50, was auf eine Stagnation hindeutet. Der Dienstleistungssektor ist der größte Teil der Wirtschaft und wird vor allem von der Binnennachfrage getragen. Die starke Erholung des Dienstleistungssektors in den letzten Monaten deutet darauf hin, dass sich die Wirtschaft im Euroraum in den kommenden Monaten besser entwickeln wird als erwartet. Der Indikator für das Verarbeitende Gewerbe ist um einen halben Punkt gesunken. Aus den Daten für das verarbeitende Gewerbe geht jedoch hervor, dass der Produktionsrückgang auf die Einschränkungen in der Lieferkette infolge des Konflikts am Roten Meer zurückzuführen sein könnte. So ist beispielsweise bekannt, dass Tesla Deutschland sein Werk im Februar aufgrund von Lieferkettenproblemen für zwei Wochen geschlossen hat. Der Rückgang im verarbeitenden Gewerbe könnte damit nur vorübergehend sein und sich wieder normalisieren, sobald sich die Lieferketten in den kommenden Monaten wieder stabilisieren. Hervorzuheben ist, dass der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Euroraum im vierten Monat in Folge gestiegen ist. Dies steht im Einklang mit den Erhebungen der Europäischen Kommission und deutet darauf hin, dass die Inflation im Dienstleistungssektor der Eurozone in diesem Jahr wieder anziehen dürfte. Das Risiko, dass die Inflation auf einem Niveau verharrt, das deutlich über dem Ziel der EZB von 2% liegt, nimmt daher zu.
Diese Daten werden die „Falken“ im EZB-Rat unterstützen. Ein derart starker Anstieg des zusammengefassten Einkaufsmanagerindex, insbesondere weil er vom Dienstleistungssektor getragen wird, wird die Position stützen, dass die Eurozone den Höhepunkt der geldpolitischen Straffung bereits überschritten hat. Der vierte Anstieg des Dienstleistungspreisindex in Folge wird den gesamten EZB-Rat in Alarmbereitschaft versetzen. Das Risiko, dass die erste Zinssenkung in diesem Jahr über den Juni hinaus verschoben wird, nimmt deutlich zu. Denkbar ist auch, dass die EZB die Zinsen, wenn überhaupt, nur sehr graduell senkt und dies auch so an die Märkte kommuniziert. Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklungen fortsetzen werden, was positiv für den Euro und negativ für Bundesanleihen sein dürfte.
Von Tomasz Wieladek, Chef-Volkswirt für Europa bei T. Rowe Price