One Big Beautiful Bill: US-Energiemärkte manövrieren sich ins Energie-Paradoxon

Mit „One Big Beautiful Bill“ stehen die US- Energiemärkte geradezu vor einer Zäsur: Immerhin treffen die in der Steuerreform vorgesehenen Kürzungen bei Erneuerbaren Energie-Projekten den Sektor gerade zu einem Zeitpunkt, an dem der Stromverbrauch in den USA explodiert – aufgrund von zunehmendem Bedarf in KI-Rechenzentren und einem Plus an Elektrofahrzeugen. Die USA dürfte damit auf ein strukturelles Energie-Paradoxon zusteuern, meint Axel Brosey, Senior Fund Manager beim Hamburger Asset-Manager Laiqon. LAIQON | 05.07.2025 08:38 Uhr
Axel Brosey, Senior Fund Manager der LAIQON-Gruppe / © e-fundresearch.com / LAIQON-Gruppe
Axel Brosey, Senior Fund Manager der LAIQON-Gruppe / © e-fundresearch.com / LAIQON-Gruppe

Mit der knappen Verabschiedung des One Big Beautiful Bill (OBBB) im US-Repräsentantenhaus am 3. Juli 2025 nimmt die seit Jahren umfassendste wirtschafts- und energiepolitische Neuausrichtung der Vereinigten Staaten konkret Gestalt an. Der Entwurf wurde mit 218 zu 214 Stimmen gebilligt – bereits die Abstimmung im US-Senat war denkbar knapp, und konnte nur mit der Stimme von Vizepräsident J.D. Vance erreicht werden. Präsident Trump kann nun das Gesetz wie geplant am Unabhängigkeitstag unterzeichnen.

Starke Kürzungen bei erneuerbaren Energien

Das über 1.000 Seiten starke Paket vereint Steuerreformen, Sozialstaatskürzungen und industriepolitische Neuausrichtung. Besonders gravierend sind die geplanten Änderungen im Bereich der erneuerbaren Energien. Ab 2026 sinken zentrale Steuervergünstigungen für neue Wind- und Solarprojekte (PTC/ITC), ab 2028 entfallen sie vollständig. Zudem verlieren Anlagen ihre Förderfähigkeit, wenn sie Komponenten aus bestimmten ausländischen Herkunftsländern (FEOC-Klausel) verwenden.

Diese Maßnahmen treffen den Sektor zu einem Zeitpunkt, an dem der Strombedarf in den USA regelrecht explodiert. Rechenzentren für Künstliche Intelligenz, die Verbreitung von Elektrofahrzeugen und die Elektrifizierung von Industrie und Haushalten lassen den Stromverbrauch schneller steigen als je zuvor. Schätzungen gehen von einem deutlichen Anstieg zwischen 15 und 20 Prozent bis 2030 aus. Neue Großverbraucher, wie die Betreiber von Rechenzentren beanspruchen dabei in kurzer Zeit Netzanbindungen im Gigawattbereich, vielerorts übersteigen die Anfragen bereits die Kapazitäten lokaler Stromnetze. Ausgerechnet in dieser Lage trifft der Rückbau der Fördermechanismen die Technologien, die am schnellsten skalierbar wären: Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarparks lassen sich meist innerhalb weniger Jahre realisieren, konventionelle Kraftwerke benötigen dafür deutlich mehr Zeit.

Besonders sichtbar wird die neue Lage im Markt für sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs). Diese langfristigen Stromlieferverträge bilden das Rückgrat vieler Erneuerbaren Energien-Projekte. Durch den schrittweisen Wegfall steuerlicher Anreize und steigende Finanzierungskosten werden viele zukünftige Projekte unwirtschaftlicher. Als Konsequenz sollte der Markt rationaler werden und PPA-Preise deutlich anziehen, was dann wieder Rückenwind für Erneuerbaren Energien-Projekte bedeutet.

Die USA steuern damit auf ein strukturelles Energie-Paradoxon zu: Eine historisch hohe Stromnachfrage trifft auf eine politische Neuausrichtung, die gerade jene Technologien betrifft, die am schnellsten neue Kapazitäten bereitstellen könnten. Die Folgen reichen von höheren Strompreisen für Firmen und Verbraucher bis hin zu neuen Unsicherheiten für Unternehmen und öffentliche Infrastrukturprojekte.

Klar ist bereits jetzt: Mit dem OBBB entsteht ein energiepolitisches Spannungsfeld, das weit über die USA hinaus Auswirkungen haben dürfte, nämlich für globale Klimaziele und die Zukunft der Energieversorgung im digitalen Zeitalter.

Von Axel Brosey, Senior Fund Manager der LAIQON-Gruppe

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