Länder Zentral- und Osteuropas nehmen wieder Fahrt auf

Die Zeichen für eine Erholung der zentral- und osteuropäischen Aktienmärkte mehren sich zusehends. Die unterdurchschnittliche Wertentwicklung der letzten Jahre gegenüber anderen Schwellenländern scheint vorüber, Vorlaufindikatoren sprechen für den Beginn einer künftig überdurchschnittlichen Performance. Ein Kommentar von Angelika Millendorfer, Leiterin der Abteilung Emerging Markets Equities bei Raiffeisen Capital Management. Raiffeisen Capital Management | 29.11.2013 08:50 Uhr
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Kommentar von Angelika Millendorfer, Leiterin der Abteilung Emerging Markets Equities bei Raiffeisen Capital Management

Die unterdurchschnittliche Wertentwicklung der letzten Jahre scheint beendet

Nach mehreren Jahren unterdurchschnittlicher Wertentwicklung gegenüber anderen Schwellenländern sind die Bewertungen der allermeisten zentral- und osteuropäischen Aktienmärkte, relativ gesehen, „ausgebombt“ (mit Ausnahme der Türkei). Diese Entwicklung hat sich in den letzten Monaten jedoch nicht mehr fortgesetzt. Im Gegenteil: Vieles deutet auf einen langfristigen Trendwechsel hin, so dass die Region künftig wieder überdurchschnittlich abschneiden könnte. Die deutlich niedrigeren Bewertungen bieten eine erhebliche zusätzliche „Sicherheitsmarge“ verglichen mit den anderen, zumeist deutlich teureren Aktienmärkten. Viele der von Investoren bislang favorisierten Emerging Markets in Asien und Lateinamerika haben negative Leistungsbilanzen und sind damit recht stark von permanenten ausländischen Kapitalzuflüssen abhängig. Im Gegensatz dazu haben viele CEE-Staaten ihre Leistungsbilanzen stark verbessert und die einstige Abhängigkeit von Auslandskapital damit erheblich verringert. Gleichwohl werden auch sie aber weiterhin stark von der Geldpolitik und der Konjunktur in den USA sowie in der Eurozone beeinflusst.

Wirtschaftliche Erholung der Eurozone könnte die CEE-Märkte nach oben ziehen

Nachdem die Euro-Staatschuldenkrise weitgehend entschärft ist und die staatlichen Sparprogramme ihren Höhepunkt überschritten haben, zeichnet sich für die Konjunktur der Eurozone ein zwar noch zaghafter, aber doch spürbarer Aufschwung für das kommende Jahr ab. Die CEE-Staaten sollten davon besonders profitieren. Und in der Tat ist beispielsweise auch in Tschechien das Ende der Rezession in Sicht und auch in Polen verbessern sich die volkswirtschaftlichen Daten bereits sichtlich. Mit Ausnahme Russlands dürften faktisch alle Staaten der Region zudem von den deutlich gefallenen Rohstoffpreisen profitieren.

Viele CEE-Länder attraktiv bis sehr attraktiv bewertet – vor allem im Vergleich zu anderen Aktienmärkten 

Russland wiederum ist inzwischen so niedrig bewertet, dass selbst noch weiter fallende Rohstoffnotierungen faktisch schon weitgehend eingepreist sind. Etliche Rohstoffe notieren inzwischen allerdings schon nahe ihrer Förder- bzw. Produktionskosten, was weiteren Preisrückgängen immer stärker entgegenwirkt. Auch wenn Russland historisch nahezu immer deutlich billiger war als andere Emerging Markets (politische und rechtliche Risiken, starke Anfälligkeit gegenüber niedrigen Öl- und Metallpreisen), so sind die Bewertungsunterschiede mittlerweile deutlich höher als im historischen Durchschnitt. Hingegen sind wir bei den vergleichsweise teuren und für externe Schocks deutlich anfälligeren türkischen Aktien eher vorsichtig. Auch Polens Aktienmarkt ist in unserem Fonds, dem Raiffeisen-Osteuropa-Aktien, weniger stark vertreten als es seinem eigentlichen regionalen Gewicht entsprechen würde. Grund dafür ist die höhere Bewertung (rund 30 % teurer als der regionale Durchschnitt) und die zusätzlichen Risiken, die sich für den polnischen Aktienmarkt aufgrund der angekündigten Reformen des nationalen Pensionskassensystems ergeben. Sehr attraktiv ist auch Rumänien, das bis jetzt ein recht kleiner Markt war, aber durch Neuemissionen stark wächst.

Griechenland kommt neu hinzu und bietet zusätzliche Ertragschancen bei einem Ende der wirtschaftlichen Depression

In kurzer Zeit wird auch Griechenland zu den europäischen Schwellenländer hinzustoßen, nachdem es im Gegenzug aus dem entsprechenden Index der entwickelten Märkte herausgenommen wird. Da Griechenland im Schwellenländerindex aber voraussichtlich deutlich höher gewichtet sein wird als im alten Index der entwickelten Märkte, könnte diese Herabstufung paradoxerweise zusätzliches Kapital nach Griechenland ziehen, indem rein auf Aktienindizes orientierte Investoren ihren Griechenland-Anteil dann entsprechend aufstocken. Der Abschwung der griechischen Wirtschaft scheint sich derzeit zu verlangsamen. Für 2014 wird sogar wieder ein positives Wirtschaftswachstum prognostiziert. Die Aktienmärkte haben diese positive Entwicklung schon vorweggenommen – die Athener Börse gehört mit mehr als 30 % Performance seit Jahresbeginn zu den besten Aktienmärkten weltweit. Insbesondere defensive Titel im Konsum- und Telekombereich konnten kräftig zulegen. In einer schwierigen Situation bleibt der Finanzsektor. Aus heutiger Sicht werden wir uns in dem noch immer sehr unsicheren Umfeld in Griechenland recht vorsichtig positionieren.

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