"Nach zwei Jahren ohne nennenswerten Rückschlag ist Ende letzter Woche die von vielen Marktteilnehmern seit längerem erwartete Korrektur an den Aktienmärkten eingetreten. Das Ausmaß der Verluste war dann doch überraschend und kann – zumindest teilweise – durch technische Aspekte (Auflösung von Short Vola-Strategien) erklärt werden. Der Dow Jones Industrial sackte streckenweise unter 24.000 Punkte ab. Die bisherigen Jahresgewinne wurden innerhalb kürzester Zeit zunichtegemacht, ebenso wie die Gewinne vom Dezember. Gleichzeitig schnellte das Angstbarometer (VIX-Index), das die erwarteten Kursschwankungen des S&P 500 misst, um fast 100 % nach oben. Das letzte Mal, als der Volatilitätsindex derart markant ausgeschlagen hat, war 2016 und China der Auslöser für einen Ausverkauf an den Börsen. Dieses Mal sind Befürchtungen um einen beschleunigten Zinsanhebungszyklus in den USA mit ein Grund für die steigende Nervosität. Nach dem Einbruch des Dow Jones sackten auch die asiatischen Börsen ins Minus und zeitversetzt waren die europäischen Märkte ebenfalls von Verlusten betroffen. Einzig den Emerging Markets gelang es, sich in diesem Umfeld überraschend gut zu halten und einige der großen Börsen – wie etwa Moskau oder Shanghai – sind seit Jahresbeginn sogar noch im Plus. Was beachtlich ist, denn gerade die Börsen der Schwellenländer sind meist besonders „störungsanfällig“, wenn die großen Leitbörsen von umfangreicheren Korrekturen betroffen sind. An den Anleihemärkten profitieren die Staatsanleihemärkte von den aktuellen Marktgeschehnissen. Bei den Spreadmärkten kommt es im Einklang mit den Aktien zu Gewinnmitnahmen. Die Rohstoffmärkte werden von sehr guten globalen Konjunkturdaten und der damit verbundenen, gestiegenen Nachfrage in Kombination mit der Verknappung des Angebots, unterstützt. Die zuletzt schwächere Wertentwicklung des US-Dollar brachte einen zusätzlichen Schub. Wir haben die starken Anstiege bei Energierohstoffen genutzt, um die Position zuletzt wieder zu reduzieren.
Positive Wachstumsaussichten und Stabilität bei Unternehmensgewinnen
Für langfristig denkende Anleger war diese Korrektur schon mehr als überfällig. Kursgewinne von rund 5 % und darüber hinaus bei Dow Jones, Nasdaq und DAX seit Jahresanfang und davor eine jahrelang andauernde Aufwärtsphase zeigten, dass es höchste Zeit für eine Gegenbewegung war. Gerade in den USA sind in den vergangenen Monaten die Aktienbewertungen nochmals besonders stark gestiegen. Eine Korrektur war deshalb notwendig. Am guten Zustand der Unternehmen ändert diese Korrektur, bei der viele Anleger Gewinne mitgenommen haben, nichts. Sowohl die entwickelten Länder als auch die Emerging Markets weisen positive Wachstumsaussichten auf. Sogar eine Verbesserung gegenüber 2017 wird erwartet. Die veröffentlichten Konjunkturdaten liegen zumeist über den Erwartungen, die Inflationserwartungen steigen nur langsam an und die Arbeitslosigkeit geht in vielen Ländern deutlich zurück. Auch die Unternehmen selbst sind in sehr gutem Zustand: Realisierte und erwartete Gewinne weisen seit Monaten einen stabil positiven Trend auf. Die Gewinnrevisionen sind ebenfalls positiv. Raiffeisen Capital Management sieht die aktuelle Korrektur daher als gesunden Prozess innerhalb einer grundsätzlich positiven Entwicklung und wird – nach einer Phase der Bodenbildung, die sich vermutlich über die nächsten Wochen ziehen wird – die sich bietenden Gelegenheiten nutzen. Die starken Ausschläge sind für Investmentprofis jedenfalls kein Grund zur Panik. Raiffeisen Capital Management setzt vor allem auf Euro-Aktien, weil diese zuletzt währungsbedingt verhältnismäßig schwach waren und Aufholpotenzial haben."
Ingrid Szeiler, Chief Investment Officer, Raiffeisen KAG