Laura Sarlo, Analystin für europäische Staatsanleihen
Loomis, Sayles & Company
"Der Geldmarktpolitische Ausschuss (MPC) der Bank of England hat eine Erhöhung der kurzfristigen Zinsen signalisiert. Wir gehen zwar davon aus, dass der MPC in den nächsten Quartalen intensiver über Zinserhöhungen nachdenkt, letztendlich aber doch noch einige Zeit verstreichen lassen wird, nachdem die Maßnahmen des Finanzpolitischen Ausschusses seit November zu einer restriktiveren Kreditpolitik geführt haben.
Derzeit rechnet der Markt damit, dass die Zinsen noch vor Jahresende erhöht werden könnten. Eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte wird dann Ende des zweiten Quartals 2015 erwartet. Tatsächlich wurde die Geldmarktpolitik nach unserer Auffassung bereits seit November 2013 gestrafft, als der Finanzpolitische Ausschuss (FPC) Instrumente zur Verschärfung der Kreditbedingungen besonders im Immobiliensektor eingesetzt hat. Die institutionelle Reform der Bank of England im Jahr 2013, hat die Zinspolitik in gewisser Hinsicht von der Kreditpolitik abgekoppelt. Die britische Bank verfügt nun über ein flexibleres und sensibleres Instrumentarium, als viele andere Zentralbanken weltweit.
Über Zinsen allein kann der britische Häusermarkt, der besonders in London zu überhitzen droht, nicht angemessen gesteuert werden. In den letzten neun Monaten hat der FPC seine Empfehlungen für die Kreditvergabe der Banken mehrmals modifiziert und zuletzt im Juni eine Straffung seiner Politik angekündigt. Seit dem Frühjahr haben sich die Indikatoren für die Aktivitäten am Häusermarkt abgekühlt und seit einiger Zeit sehen wir auch Anzeichen für sinkende Preise.
Könnte der Lohndruck dazu führen, dass die Zinsen früher angehoben werden müssen?
Abgesehen vom Wohnungssektor konzentrieren sich die Marktteilnehmer, die eher früher als später mit Zinserhöhungen rechnen, besonders auf die Lohnentwicklung. Da die Wirtschaft stärker wächst und die Arbeitslosigkeit stetig fällt, gehen manche Experten davon aus, dass Lohnerhöhungen die Bank of England bereits früher zu Zinserhöhungen zwingen. Bisher aber sind die Löhne durchweg nur leicht angestiegen. Dies ist vermutlich auf Signale für weiterhin bestehende Überkapazitäten zurückzuführen, wie etwa der immer noch hohe Prozentsatz von Arbeitnehmern mit befristeten oder Teilzeitverträgen. Diese würde gerne eine Ganztagstätigkeit ausüben. Und da das Inflationsziel des MPC von zwei Prozent mit einiger Sicherheit nicht in Gefahr ist, sollten die Wirtschaftsaktivitäten im zweiten Halbjahr vermutlich leicht sinken."