Institutionelle Investoren und ihre größten Herausforderungen

Institutionelle Investoren öffnen sich zunehmend gegenüber "jungen" Assetklassen wie etwa Alternatives oder Emerging Markets, können mit den damit verbundenen Risiken und Herausforderungen jedoch nur schwer umgehen. Eine neue Studie von State Street Investments widmete sich dieser Problemstellung nun im Detail. Research | 24.04.2014 00:00 Uhr
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Auf ihrer Suche nach Wertsteigerungspotenzial haben staatliche Institutionen laut einer neuen globalen Studie der State Street Corporation den Blick auf neue Märkte und eine breitere Palette an Anlageprodukten gerichtet. Im Rahmen der Studie wurden 62 hochrangige Vertreter von Zentralbanken, Staatsfonds und staatlichen Altersvorsorgeeinrichtungen zu ihren aktuellen Problemen und den Herausforderungen der nächsten Jahren befragt.

Die Studie zeigt einen deutlichen Trend zu Investitionen in neue Märkte, in Public Equity und – wo das Mandat staatlicher Institutionen das zulässt – alternative Produkte wie Hedgefonds, Private Equity und Immobilien sowie Infrastruktur. Dieser Trend wird auch von Bedenken hinsichtlich der Unwägbarkeiten von neuen Märkten und Anlageklassen nicht gebrochen.

Für 37 Prozent besteht die grösste Herausforderung im Rahmen ihrer Anlagetätigkeit darin, die Volatilität an den Schwellenländern in den Griff zu kriegen, während 25 Prozent die zunehmende Komplexität von alternativen Anlagen hervorheben. Ein schwieriges makroökonomisches Umfeld nimmt vor allem bei staatlichen Institutionen einen hohen Stellenwert ein: 38 Prozent der Befragten nennen die Anpassung an steigende Zinsen als grösste Sorge.

Öffnung birgt Herausforderungen

Die Öffnung für neue Anlageklassen hat für staatliche Institutionen sehr viel grössere Implikationen. Sie zeigen sich besorgt über die neuen Risiken, denen sie ausgesetzt sind und die Notwendigkeit, ihr Geschäftsmodell an das im Wandel begriffene aufsichtsrechtliche Umfeld und neue Governance-Strukturen anzupassen. Das Risikomanagement stellt für 65 Prozent der Befragten eine enorme Herausforderung dar. Jeder Vierte (25 Prozent) räumt diesem Aspekt sogar oberste Priorität ein.

Joe Antonellis, Vice Chairman von State Street und Leiter der Bereiche Global Services und Global Markets für Europa und Asien-Pazifik, kommentierte: „Die Ausgangslage von staatlichen Institutionen, was die ihnen zur Verfügung stehenden Anlagestrategien und ihre Möglichkeiten bezüglich der Auswahl von Anlageregionen betrifft, ist ganz unterschiedlich, es ist jedoch ein ganz klarer Trend erkennbar, dass sich Institutionen mit flexiblerem Anlagemandat verstärkt neuen Märkten und Anlageklassen mit höheren Renditeaussichten zuwenden.

Die somit in stärkerem Masse diversifizierten Portfolios bergen neue Herausforderungen: Es gilt die Volatilität zu begrenzen, mit den aufsichtsrechtlichen Bestimmungen unterschiedlicher Märkte und den komplexen Strukturen verschiedener Anlageklassen umzugehen und dabei stets möglichst kostensparend zu arbeiten. Diese Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig die Wertentwicklung und das Risiko einer grösseren Palette an Anlagestrategien im Blick zu behalten, wird bei staatlichen Institutionen, die nach Wertsteigerungen streben, künftig eine zentrale Rolle spielen.“

Herausforderung: Währungsmanagement

Hinzu kommt das gestiegene Währungsengagement, das mit einer Ausweitung des Anlagemandats einhergeht. Dies ist ein weiterer Aspekt, den die Institutionen in ihren Anlagestrategien berücksichtigen müssen:

  • Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Befragten gab an, ihre grösste Herausforderung in diesem Bereich bestünde darin, das Währungsrisiko in den Griff zu bekommen und zu überwachen.
  • Insbesondere in  Asien-Pazifik sahen 44 Prozent der Befragten die grösste Schwierigkeit darin, die unterschiedlichen Risikoparameter in den verschiedenen Anlageklassen unter einen Hut zu bringen.

Herausforderung: Regulierung und Risikobewertung

Auch die verstärkte Regulierung in immer mehr Ländern bringt Probleme mit sich:

  • Drei von vier (73 Prozent) Befragten haben nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, mit den sich ständig ändernden aufsichtsrechtlichen Vorschriften Schritt zu halten.

  • Vier von neun (44 Prozent) Umfrageteilnehmer äusserten sich besorgt über die Liquiditätslage, da die Banken sich aus Handelsgeschäften mit hohem Kapitalbedarf zurückziehen.

  • Zudem hegt jeder Dritte (35 Prozent) die Befürchtung, dass die Transaktionskosten infolge der durch das neue aufsichtsrechtliche Umfeld bedingten Problematik hinsichtlich der Sicherheiten und zusätzlichen Anforderungen an die Berichterstattung steigen werden.

Angesichts des komplexen Umfelds gestaltet sich insbesondere die interne Risikomessung und -berichterstattungzunehmend schwierig. Besonders schwierig ist es, entsprechend qualifizierte Mitarbeiter für diese Aufgaben zu finden. Die grösste Herausforderung im Personalbereich besteht für fast jeden Dritten (32 Prozent) der Befragten darin, Mitarbeiter anzuheuern, die die gewünschten Fachkenntnisse in den Bereichen Risiko, Compliance und Berichterstattung mitbringen. Des Weiteren erklärten 60 Prozent, sie würden in den nächsten zwei Jahren Mittel bereitstellen, um ihre Risikomanagementsysteme oder -prozesse auf den neuesten Stand zu bringen und so für die bevorstehenden Herausforderungen gewappnet zu sein. Gleichzeitig sind diese Institutionen bestrebt, ihre Geschäftsstrukturen insgesamt zu verschlanken, wobei Kostensenkungen ganz oben auf der Liste stehen.

Herausforderung: Datenmanagement

Ein weiteres wichtiges Thema war das Datenmanagement: 50 Prozent der Befragten bezeichneten dieses Thema als grosse Herausforderung für ihre Institution. In Asien-Pazifik lag dieser Wert sogar bei 55 Prozent.

Henry Quek, Senior Managing Director und Leiter des Bereichs Official Institutions für die Region Asien-Pazifik bei State Street erklärte: „Um den in dieser Studie aufgezeigten Herausforderungen zu begegnen, müssen staatliche Institutionen über ein effizientes, schlankes und doch widerstandsfähiges Geschäftsmodell verfügen. Hierfür sind Kostensenkungen erforderlich, ohne dabei Abstriche bei den angewandten Standards zu machen. Zudem bedarf es der richtigen Kombination aus Mitarbeiterleistung, ausgereiften Prozessen und Technologien, um den Anlageerfordernissen und den Herausforderungen im operativen Bereich Rechnung zu tragen, sowie des Einsatzes entsprechender Daten, die die Grundlage für fundiertere Anlageentscheidungen bilden. In all diesen Bereichen müssen Institutionen die notwendige Rigorosität bei ihren Entscheidungen an den Tag legen und in dem von immer schärferen Kontrollen geprägten Umfeld ihre ständige Bereitschaft demonstrieren, Rechenschaft für ihre Handlungen abzulegen.“

Die Studie

Die Studie wurde im ersten Quartal 2014 von FT Remark im Auftrag von State Street durchgeführt. Bei den Teilnehmern handelte es sich um Vertreter von Zentralbanken (58 Prozent), Staatsfonds (34 Prozent) und staatlichen Altersvorsorgeeinrichtungen (8 Prozent). 45 Prozent der Befragten stammten aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA), 29 Prozent aus Asien-Pazifik und 26 Prozent aus Nord- und Südamerika. Bei etwas weniger als der Hälfte (47 Prozent) der Befragten befinden sich in einer Position, im Rahmen derer sie sowohl Anlagetätigkeiten als auch operative Aufgaben ausüben, 42 Prozent sind ausschliesslich im Anlagegeschäft tätig und 11 Prozent der Institutionen haben eine rein auf das operative Geschäft beschränkte Funktion.

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