Die Suche nach passenden Renditen zu ihren langfristigen Verpflichtungen lässt Pensionskassen, Stiftungen oder Versicherungen zunehmend Spezialfonds anstelle einer Direktanlage wählen. Das wird auch anhand der aktuellen Analyse von Universal-Investment deutlich, der größten Fondsservice-Plattform im deutschsprachigen Raum. Seit Anfang 2012 analysieren die Frankfurter das Vermögen auf ihrer Plattform, das in diesem Zeitraum um das 3,5-Fache auf 347 Milliarden Euro per Ende Juni 2020 anstieg. Die krisenbedinge Delle im Wachstum ist damit mehr als wieder ausgeglichen.
Alternative Assets weiter gefragt
Insbesondere wegen der ausgetrockneten Zinsmärkte diversifizieren Profis ihre Portfolios immer stärker durch Anlagen in Alternative Assets und Immobilien. Mit fast 52 Milliarden Euro waren Ende Juni rund 15 Prozent der Gesamtanlagen hier investiert, wobei die Anlagevarianten in dieser Gruppe sehr breit gestreut sind. 60 Prozent entfallen auf Equity-Strukturen, davon ist die Hälfte in Private Equity investiert, 21 Prozent in Infrastrukturprojekte und 14 Prozent in Private Equity Real Estate.
Fremdkapitalstrukturen schlagen mit etwa zehn Milliarden Euro zu Buche. Hier ist mit 60 Prozent der größte Teil des Volumens in Unternehmensfinanzierungen angelegt, 18 Prozent in Infrastrukturprojekten und zehn Prozent in Kommunaldarlehen.
Bei den Immobilienanlagen sind in Deutschland und dem übrigen Europa sowie in den USA, Asien und Australien Wohnobjekte, Geschäftshäuser für Handel und Gastronomie sowie Bürogebäude besonders nachgefragt. Zum Ende des zweiten Quartals waren hier insgesamt 21,6 Milliarden Euro oder 6,2 Prozent des Spezialfondsvermögens angelegt. Das bedeutet eine Steigerung von einer Milliarde innerhalb der letzten zwölf Monate. Mögliche Auswirkungen der Corona-Krise lassen sich in dieser langfristig ausgelegten Asset-Klasse bis heute noch nicht ablesen.
Abbildung 1: Inventarentwicklung Alternative Investments
Wenig Bewegung bei Renten und Aktien
Die Rentenvolumina auf der Spezialfonds-Plattform von Universal-Investment zeigen im Jahresvergleich einen leichten Abwärtstrend: Mit 145 Milliarden lag ihr Anteil bei 41,8 Prozent. Das sind etwa 1,4 Prozentpunkte oder fünf Milliarden Euro weniger als am 30. Juni 2019.
Im Detail betrachtet, liegen Corporate Bonds mit 26,5 Prozent etwa gleich auf mit Staatsanleihen, deren Anteil am Rentensegment 26,4 Prozent ausmacht. Vor drei Jahren waren Unternehmensanleihen noch wesentlich beliebter, weil sie damals noch einiges mehr an Zinsen brachten als Emissionen der öffentlichen Hand. Bei mittlerweile recht vergleichbaren Renditen entschieden sich die Experten eher für die als sicher Hafen geltenden Staatspapiere, wobei sich der Anteil von Bundesanleihen im Jahresvergleich sogar leicht erhöhte.
Auch das Aktienexposure der Spezialfonds ist über die letzten fünf Jahre rückläufig. Selbst die Höchststände der Indizes in jüngster Zeit ließ es nicht höher steigen als 22,8 Prozent, was 79 Milliarden Euro entspricht. Damit wurden die krisenbedingten Niedrigstände vom März (20,4 Prozent bzw. 67 Milliarden Euro) zwar gut wieder aufgeholt – an die 30 Prozent, die in den Jahren 2015 bis 2017 erreicht wurden, kommt dieser Wert aber nicht heran. Globale wirtschaftliche und politische Unsicherheiten sowie die Aussichten auf einen Abschwung der Weltkonjunktur lassen die Fondslenker insgesamt verhaltender handeln.
Größere Mittelabflüsse gab es trotz der Marktverwerfungen im März nicht: Profis investieren auch weiter in Aktien, und Universal-Investment konnte sogar Nettomittelzuflüsse verzeichnen.
Abbildung 2: Aktien- und Rentenanteile institutioneller Portfolios
Performance langfristig solide
Die Marktverwerfungen durch die Corona-Krise haben auch bei der Wertentwicklung von Spezialfonds Spuren hinterlassen – zumindest kurzfristig. Im Jahresvergleich liegt die Performance bei 0,67 Prozent. Das bedeutet aber bereits eine gute Erholung von den minus 3,25 Prozent, die noch im ersten Quartal ausgewiesen wurden. Langfristig betrachtet erwirtschafteten die Profis dennoch solide Ergebnisse: Im Fünfjahreszeitraum 2,47 Prozent und über zehn Jahre 4,02 Prozent pro Jahr. Anlagen in Private Equity und Hedgefonds wirkten dabei auf Jahressicht mit 4,26 bzw. 5,89 Prozent stabilisierend auf die Gesamtperformance. Der Einsatz von Overlay-Management und anderen wertsichernden Instrumenten erwies sich dabei gerade in turbulenten Zeiten als besonders hilfreich für die strategische Asset-Allokation.
Abbildung 3: Performance von Spezialfonds
Autor: Markus Neubauer, Geschäftsführer, Universal-Investment
Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Januar 2012 bis zum 30. Juni 2020. Sie wird regelmäßig aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 347 Milliarden Euro. Dieses Volumen entspricht etwa 18,6 Prozent des gesamten vom BVI erfassten Spezialfondsvermögens per Ende Mai 2020.