Nach dem Wahlsieg von Donald Trump verzeichneten Aktien aus Sektoren Zuwächse, die von den wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen seiner Administration profitieren sollten. Sebastian Dörr, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust, hat untersucht, ob diese sogenannten „Trump-Trades“ während seiner ersten Amtszeit langfristig erfolgreich waren – und wie sich solche Trades bei anderen US-Präsidenten entwickelt haben.
Dörr analysierte zunächst die Kursentwicklung in den ersten fünf Handelstagen nach der Wahl eines US-Präsidenten. Dabei identifizierte er, welche Sektoren besonders gut – und welche besonders schlecht – abschnitten. Im nächsten Schritt prüfte er, wie sich diese Sektoren während der jeweiligen Präsidentschaft entwickelten. Seine Analyse umfasst den Zeitraum von 1993 bis 2024, also die Amtszeiten von fünf verschiedenen US-Präsidenten.
Gewinner und Verlierer
„Im Vorfeld wurden viele Branchen als große Gewinner eines Trump-Siegs gehandelt: Unter anderem Aktien aus den Bereichen Energie, Finanzen, Bau und Technologie,“ erklärt Dörr. Doch die tatsächlichen Entwicklungen nach Trumps Wahlsieg im Jahr 2016 zeigten ein anderes Bild: „Nach fünf Handelstagen wiesen die zyklischen Konsumgüter die beste Performance auf, gefolgt von Finanzen und Kommunikationsdiensten.“ Hingegen gehörten Immobilien, Materialien und Gesundheitswesen zu den schwächsten Sektoren.
Langfristige Perspektive: Trump-Trades enttäuschen
Auf die Frage, ob die Trump-Trades langfristig erfolgreich waren, kommt Dörr zu einem klaren Ergebnis: „Anleger, die nach der Wahl von Donald Trump auf die kurzfristigen Gewinner setzten, dürften langfristig an ihrem Investment wenig Freude gehabt haben.“ Die Sektoren mit der besten Performance in den ersten Tagen – Finanzwerte, Industriewerte und Energie – schnitten über Trumps gesamte Amtszeit deutlich schlechter ab als der marktbreite S&P 500. „Das gilt allerdings auch für die Verlierersektoren der ersten Tage. Aktien aus den Bereichen Versorger, Basiskonsum und Immobilien schnitten zwar besser ab als die kurzfristigen Gewinner, blieben aber dennoch hinter dem Index zurück.“
Das Muster wiederholt sich
Auch ein Blick auf die vergangenen acht Amtszeiten anderer US-Präsidenten zeigt: „Es hätte sich nie ausgezahlt, dauerhaft in die drei Gewinnersektoren der ersten Handelstage zu investieren,“ betont Dörr. Kein einziges Mal lagen alle drei Sektoren am Ende der Amtszeit vor dem Vergleichsindex. Er verweist jedoch auf eine Ausnahme: „Bei Joe Biden waren immerhin zwei der drei Gewinnersektoren langfristig vor dem Index – während alle drei Verlierer am Ende hinter der Benchmark landeten.“
Strategien für Investoren
Dörr zieht daraus eine klare Schlussfolgerung: „Anleger sollten sich bewusst sein, dass kurzfristige Marktbewegungen nach Wahlen nicht unbedingt langfristigen Erfolg garantieren.“ Statt auf wenige Sektoren zu setzen, empfiehlt er eine breite Diversifikation über verschiedene Branchen hinweg. „Es bleibt dabei, dass politische Börsen kurze Beine haben. Anleger sollten nicht nur die politischen Entwicklungen, sondern auch die Dynamiken der Märkte im Blick behalten.“
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