Altbekannte Klassiker und neue Höhen der Wortkunst
Es gibt Traditionen, die einfach nicht sterben wollen. Eine davon ist der jährliche Neujahrsreigen an Fondsmanager-Kommentaren, die in blumigen Worten Altbekanntes wiederholen, ohne wirklich Neues zu liefern. Die e-fundresearch.com Redaktion hat sich durch unzählige Marktkommentare und Pressemitteilungen gelesen und präsentiert eine Auswahl der schlimmsten Fondsmanagement-Floskeln zum Jahresbeginn 2025.
Beginnen wir mit einem alten Bekannten: Die Aussage „Wir erwarten erhöhte Volatilität“ ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Egal ob Bullen- oder Bärenmarkt, ob Inflation oder Deflation – die Märkte sind volatil, und das werden sie auch bleiben. Die Kunst besteht weniger darin, diese Binsenweisheit zu wiederholen, als vielmehr konkrete Szenarien zu analysieren, wie Investoren davon profitieren können.
Auch 2025 bleibt „selektive Chancen“ die Lieblingsphrase vieler Fondsmanager. Natürlich liegt der Fokus stets auf den vielversprechendsten Marktsegmenten – das erwartet schließlich niemand anders. Doch anstatt Allgemeinplätze zu formulieren, könnten Fondsmanager mit einem klaren Ausblick auf die spezifischen Themen oder Sektoren punkten, die sie für besonders attraktiv halten. Das schafft Transparenz und hebt sich vom Wettbewerb ab.
Nachhaltigkeit ist wichtig, ohne Frage. Doch mittlerweile hat die Aussage „Nachhaltigkeit bleibt ein Schlüsselthema“ einen ähnlichen Überraschungsfaktor wie „Wasser ist nass“. Angesichts der ESG-Regulierungen und des wachsenden Anlegerinteresses an grünen Investments wäre es hilfreicher, konkrete Beispiele zu nennen, wie Unternehmen im Fondsportfolio tatsächlich Wandel vorantreiben – anstatt Allgemeinplätze zu bedienen.
Agilität und Flexibilität – zwei Eigenschaften, die jeder Fondsmanager im Schlaf herunterbeten kann. Doch was bedeutet das konkret? Bedeutet es, dass man auf neue Marktgegebenheiten reagiert, anstatt stur an einer Strategie festzuhalten? Das klingt nicht nach einer bahnbrechenden Erkenntnis, sondern nach gesundem Menschenverstand.
Warum Floskeln das Vertrauen untergraben
Ironie beiseite – die inflationäre Nutzung solcher Phrasen hat ihren Preis. Professionelle Investoren suchen nach belastbaren Analysen und klaren Aussagen, nicht nach leeren Worthülsen. Eine Sprache, die mehr Klarheit und Präzision bietet, würde nicht nur das Vertrauen in die Expertise der Fondsmanager stärken, sondern auch die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche erhöhen.
e-fundresearch.com Fazit: Mehr Substanz, weniger Phrasen
Zum Jahresbeginn ist die Versuchung groß, viel zu kommunizieren – schließlich erwarten Investoren Analysen und Einschätzungen. Doch wahre Expertise zeigt sich nicht in der Menge der Worte, sondern in der Klarheit und Relevanz der Aussagen. Die Botschaft sollte lauten: „Kommunizieren Sie, wenn Sie etwas zu sagen haben – nicht, nur um etwas zu sagen.“
Mit präzisen, fundierten und authentischen Kommentaren können Fondsmanager nicht nur das Vertrauen ihrer Kunden stärken, sondern auch zeigen, dass sie die komplexen Herausforderungen der Märkte 2025 wirklich verstehen und aktiv angehen.
Infobox: Die Dos und Don’ts für Marktkommentare
Dos – So liefern Sie Mehrwert:
Konkrete Analysen liefern:
Statt: „Wir erwarten höhere Volatilität.“
Besser: „Die steigenden Zinssätze in den USA könnten zu erhöhten Schwankungen bei Wachstumsaktien führen, weshalb wir den Fokus auf dividendenstarke Unternehmen in Europa verstärken.“Klare Sprache verwenden:
Statt: „Wir bleiben agil und flexibel.“
Besser: „Sollte sich die Inflation schneller als erwartet abschwächen, planen wir, unsere Positionen in langlaufenden Anleihen schrittweise auszubauen.“Transparenz bieten:
Statt: „Es wird ein Jahr der Chancen in Schwellenländern.“
Besser: „Unser Fokus liegt auf Südostasien, insbesondere Indonesien und Vietnam, da wir dort ein starkes Wirtschaftswachstum in Kombination mit niedriger Bewertung erwarten.“Praxisbeispiele einbauen:
Statt: „Nachhaltigkeit bleibt wichtig.“
Besser: „Unser Fonds hat 2024 20 % seines Portfolios in Unternehmen mit Netto-Null-Zielen investiert. Diese Strategie werden wir 2025 fortsetzen, mit einem Fokus auf erneuerbare Energien.“
Don’ts – Floskeln, die Sie vermeiden sollten:
Abgedroschene Standardfloskeln:
Beispiel: „Wir sehen selektive Chancen am Markt.“
Warum problematisch? Es wirkt nichtssagend und lässt keine klare Strategie erkennen.Vage Prognosen:
Beispiel: „Wir beobachten die Märkte genau.“
Warum problematisch? Anleger erwarten aktive Steuerung und nicht bloßes Beobachten.ESG ohne Substanz:
Beispiel: „Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie.“
Warum problematisch? ESG ist kein Differenzierungsmerkmal mehr. Nennen Sie konkrete Beispiele, wie ESG-Kriterien angewendet werden.Aussagen ohne klaren Mehrwert:
Beispiel: „Diversifikation bleibt essenziell.“
Warum problematisch? Das weiß jeder Anleger. Geben Sie stattdessen an, wie Sie Diversifikation konkret umsetzen, z. B. „Wir reduzieren die Gewichtung im Technologiesektor und erhöhen gleichzeitig die Allokation in Versorgeraktien.“
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