Die European Fund and Asset Management Association (EFAMA) hinterfragt in ihrer neuesten „Market Insights“-Analyse die Annahme, dass Fondszusammenlegungen in Europa zu signifikant niedrigeren Kosten führen. Zwar kann eine Konsolidierung die durchschnittliche Fondsgröße erhöhen, doch laut EFAMA bleiben strukturelle Barrieren bestehen. Ein gezieltes Wachstum der UCITS-Vermögen könnte langfristig wirksamere Kosteneffekte erzielen.
Mehr Fonds = höhere Kosten? Weniger Fonds = niedrigere Kosten?
Mit 10.281 Equity-UCITS-Fonds in Europa und nur halb so vielen in den USA wird oft argumentiert, dass eine Marktfragmentierung ineffiziente Strukturen begünstigt. Der europäische Fondsverband EFAMA bestätigt, dass europäische Fonds mit durchschnittlich 501 Millionen Euro wesentlich kleiner sind als US-Fonds mit 3,5 Milliarden US-Dollar. Eine Reduzierung der Fondsanzahl durch Konsolidierung würde das durchschnittliche Fondsvolumen zwar steigern, aber laut Verbandanalysen nur auf 962 Millionen Euro – also weiterhin weit entfernt vom US-Niveau.
Zusammenlegung hilft – aber nur begrenzt
Die EFAMA betont, dass strukturelle Faktoren eine tiefgreifende Konsolidierung erschweren. „Vergleiche mit den USA sind irreführend, weil sie strukturelle Unterschiede ignorieren“, erklärt Bernard Delbecque, Senior Director Economics & Research bei EFAMA. Während US-Investmentfonds fast ausschließlich im Inland verkauft werden, richten sich UCITS-Fonds an internationale Märkte und müssen lokalen Anforderungen entsprechen. Steuerliche Unterschiede, regulatorische Divergenzen und lokale Vertriebsnetzwerke verhindern eine einfache Zusammenlegung von Fonds.
Warum Wachstum entscheidender ist
Statt allein auf Konsolidierung zu setzen, sieht die EFAMA das Wachstum der in UCITS-Fonds veranlagten Vermögen als wichtigeren Hebel für Kostensenkungen. Ein Schlüsselfaktor ist die Altersvorsorge: In den USA sind laut Angaben des Verbandes 47% der Investmentfonds-Volumina auf Rentensysteme (Stichwort US-401(k)-System) zurückzuführen, was die Fondsgröße erheblich steigert. „Europas Investoren setzen noch zu stark auf umlagefinanzierte Renten. Private und betriebliche Altersvorsorge muss gefördert werden, um Fondskosten nachhaltig zu senken“, so Delbecque.
Politische Weichenstellungen gefordert
EFAMA fordert daher Maßnahmen, um das Investitionsniveau in der EU zu steigern. „Wenn wir das Fondswachstum und damit die Kosteneffizienz steigern wollen, müssen wir das Investitionsniveau heben, nicht nur Fonds fusionieren“, betont EFAMA-Generaldirektor Tanguy van de Werve. Die kommende „European Savings and Investments Union“ sollte daher Altersvorsorge und Kapitalmarktstärkung in den Mittelpunkt rücken, anstatt sich nur auf Fondszusammenlegungen zu konzentrieren.
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