Geopolitische Risiken sollten am Radar bleiben
Darüber hinaus könnte Unsicherheit über den künftigen geldpolitischen Kurs – vor allem in den USA und in Grossbritannien – zu mehr Risikoaversion seitens der Anleger führen. Allerdings ist dieses Risiko unseres Erachtens relativ gering, da in der zweiten Jahreshälfte wohl mit einer klaren Kursänderung in der Geldpolitik zu rechnen ist. Dieses Thema hat jedoch nach wie vor den grössten Einfluss auf die globale Anlegerstimmung. Die „üblichen Verdächtigen“ – ein Öl- oder Rohstoffpreisschock (Turbulenzen im Irak und in der Ukraine, steigende Wahrscheinlichkeit von saisonal bedingten Unwettern), dauerhaft enttäuschende Wachstumsraten in den Industrieländern und verstärkte Furcht vor einer Deflation in Europa – könnten ebenfalls wieder an Bedeutung gewinnen. Allerdings erscheinen diese Risiken kontrollierbar, wenn man bedenkt, dass die Märkte geopolitische Spannungen zuletzt gut verdaut haben und sich die EZB in jüngster Zeit verstärkt dem Kampf gegen die Deflation verschrieben hat. Dennoch sollten die genannten Punkte genau im Blick behalten werden.
Trübt China das Gesamtbild?
Und zuletzt sollte man den grössten „grauen Schwan“, nämlich eine systemische Krise in China, nicht au?er Acht lassen. Die spürbare Korrektur der Immobilienpreise und der Rückgang der Aktivität im Bausektor lassen angesichts der schwindenden Wachstumsdynamik und des Anstiegs der notleidenden Kredite in den Bankbilanzen wenig Zweifel daran aufkommen, dass in dieser Hinsicht ernsthafte potenzielle Risiken bestehen. Ob diese sich jedoch bereits in diesem oder erst im nächsten Jahr manifestieren, lässt sich noch nicht sagen. Und insbesondere lässt sich nicht vorhersagen, ob die systemische Krise lediglich regionale Auswirkungen oder umfangreiche globale Folgen haben wird.
Fazit
Insgesamt bestehen also durchaus Risiken für unseren Sommerausblick, aber sie sind (noch) nicht so ernst zu nehmen, als dass wir unsere kurzfristige Allokation ändern müssten, die eine gewisse Risikobereitschaft beinhaltet. Wir übergewichten weiterhin eine breite Palette an riskanten Vermögenswerten, wobei wir Aktien klar präferieren.
Valentijn van Nieuwenhuijzen
Chefstratege Multi Asset
ING IM
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