Aktuelle Frage im Economics Forum:
"Die Bedeutung von Gold als Veranlagungsinstrument ist zuletzt gesunken - trotz einer starken Ausweitung der Bilanzsumme der Zentralbanken in den letzten Jahren. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Goldmenge und Geldmenge und welche Faktoren sollten Investoren in diesem Zusammenhang in Zukunft beachten?“
"Die Aktionen der Notenbanken - und hier vor allem der Fed und der Bank of Japan – sind aktuell der zentrale Einflussfaktor an den Finanzmärkten. Die Anleihenkäufe der beiden Zentralbanken betragen derzeit rund 160 Mrd. USD pro Monat. Im Vergleich dazu beträgt die jährliche Fördermenge aller Goldminen weltweit 2.700 Tonnen. Das entspricht derzeit einem Gegenwert von 125 Mrd. USD im Jahr.
Internationale Studien kommen zum dem Fazit, dass ohne Notenbank-Maßnahmen eine deutliche Deflation mit allen negativen Folgen für Realwirtschaft und Finanzmärkte zu erwarten wäre. Betrachtet man die Entwicklung des Goldpreises, ist der Einfluss der Zentralbanken - entgegen aller Intuition - weit weniger eindeutig zu bestimmen. Gold ist traditionell eine Krisenabsicherung. Die Schuldenkrise in Europa stellt ein Paradebeispiel für einen deutlichen Anstieg des Sicherheitsbedürfnisses dar. Ein interessanter Aspekt, den es in diesem Zusammenhang zu analysieren gilt, sind die bevorzugten Instrumente der Goldanleger.
Während seit tausenden Jahren in Goldmünzen- und Barren investiert wurde, trat in den letzten Jahren eine "Finanzinnovation" in Erscheinung: Papiergold. Papiergold basiert nicht auf dem physischen Handel des Edelmetalls, sondern auf dem Austausch von Ansprüchen darauf. Der Gesamtumsatz betrug in diesem Marktsegment alleine im Jahr 2011 50 Milliarden Unzen. Das ist das 600-fache der Jahresproduktion der Goldminen. Gold wurde damit von einer Krisenabsicherung zum Spekulationsobjekt - mit allen unausweichlichen Folgen. Die Euphorie auf dem Goldmarkt ist mittlerweile völlig verflogen. Dies ist eine gute Basis für eine rationalere Preisbildung in diesem Markt."