Aktuelle Frage im Economics Forum:
"China plant die Umstellung von einem exportorientierten Wachstumsmodell auf ein binnenwirtschaftliches und konsumbasiertes Wirtschaftsmodell. Wie realistisch ist dieses Vorhaben und in welchem Zeitraum könnten welche konkreten Ziele erreicht werden? In welchen Sektoren ergeben sich Chancen für Investoren und wo gibt es aus Ihrer Sicht Risiken, die Investoren beachten sollten?"
"Im zwölften Fünfjahresplan wurde 2011 die Umstellung von einem Wachstum, das produktionsgetrieben ist, auf ein konsum- und servicegetriebenes vorgeschlagen. Vergangenes Jahr wurde dieses Vorhaben im Dritten Plenum des Zentralkomitees mit einem 60-Punkte umfassenden, lang angelegten (strategischen) Reformplan bekräftigt. Für die Koordination wurde ein eigenes Gremium installiert, dem der Präsident Xi vorsitzt. Ein wichtiger Eckpunkt ist die Etablierung von sozialen Netzen (Gesundheit und Pensionen), damit die hohe Sparquote der Konsumenten sinkt. Finanziert werden soll das damit, dass 30% der Gewinne von Staatsbetrieben abgeschöpft werden. Zudem sollen soziale Ansprüche, die in einer Stadt erworben werden, in andere Städte übertragbar sein. Weiteres wird die Ein-Kind-Politik geändert. Darüber hinaus sollen Marktkräfte eine entscheidende Rolle in der Ressourcenallokation spielen. Das betrifft u.a. die Rohstoffe, Energie, die Zinsen und die Währung.
Gegen Jahresende hat ein weiteres Gremium, die Volkswirtschaftliche Arbeitskonferenz, sechs (taktische) Kernaufgaben präsentiert. Das Wachstum soll „stabil“ gehalten werden. Das soll mit einer „proaktiven“ Geld- und Fiskalpolitik erreicht werden. Das konkrete Ziel für das reale Wirtschaftswachstum (2013: 7,5%) wird vom Nationalen Volkskongress im März beschlossen werden. Weiteres soll die Nahrungsmittelsicherheit gewährleistet sein und die Verschuldung der Provinzen eingedämmt werden.
Wenn die strategischen Pläne Erfolge zeigen, werden sich neue, private Unternehmen etablieren, während die Staatsbetriebe an Bedeutung verlieren werden. Gleichzeitig werden immer mehr Unternehmen in der Wertschöpfungskette nach oben klettern und die Grundstoffindustrie wird weiter zurückgedrängt. Zudem wird der Anleihenmarkt weiter kräftig wachsen. Die Währung wird eine der wichtigsten Währungen der Welt und immer einfacher konvertierbar werden.
Aus taktischer Sicht ist das größte Risiko das Platzen einer Kreditblase. Auf lange Sicht ist China mit dem klassischen Risiko von Schwellenländern, einer Middle-Income Trap (stagnierendes Einkommen pro Kopf), konfrontiert."
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