Viertens: Die neuen Männer in Athen machen den Eindruck, als hätten sie beliebig Zeit, um die Finanzierungsprobleme zu lösen. Sie lehnten gleich zu Beginn rundweg eine kurzfristige Hilfe der Partner in Höhe von 1,7 Mrd Euro ab. Das sei nicht nötig.
Auch das ist nicht korrekt. Richtig ist, dass das Zeitfenster, das Athen hat, sehr eng ist. Im Augenblick kann sich das Land noch mit Hilfskrediten der Zentralbank (ELA = Emergency Liquidity Assistance) über Wasser halten. Es gibt auch noch Reserven im Haushalt.
Im Zweifel könnte sie nach dem Muster Zyperns Kapitalverkehrskontrollen einführen, um den Kapitalabfluss ins Ausland zu stoppen. Aber je näher der Zeitpunkt kommt, an dem Zahlungen an die Gläubiger geleistet werden müssen, umso schwieriger wird es. Es kann dann schnell zu Verzögerungen bei den Zahlungen kommen, was einen Staatsbankrott auslösen könnte. Wenn es wirklich zu einem „Grexit“ kommen sollte, dann am ehesten „per accident“.
Martin Hüfners Fazit für Investoren: Bereiten Sie sich auf weitere Turbulenzen in der Währungsunion vor und sichern Sie Positionen ab. Das Mantra, dass ein „Grexit“ für die Gemeinschaft gar nicht so schlimm ist, gilt nicht mehr. Zwar würde er am Ende nicht zu einem Zusammenbruch des Euro führen. Er würde aber Schockwellen auslösen, die bestimmt nicht geringer wären als das was wir nach der Freigabe des Schweizer Franken im Januar erlebten.
Dr. Martin Hüfner
Volkswirtschaftlicher Berater
direktanlage.at & Assenagon Asset Management
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