US-Aktien erlebten im eingangs erwähnten Zeitraum bis zur Jahrhundertwende eine aussergewöhnliche Hausse, auch wenn es zwischendurch herbe Rückschläge gab, wie den «Schwarzen Montag» von 1987 oder die Kuwaitkrise von 1990. Inflationsbereinigt legte der S&P 500 vom Rezessionstief im April 1980 bis zum Internetblasenhoch im August 2000 im Schnitt 9.8% pro Jahr zu - mehr als doppelt so viel wie seit 1932. Seit 2000 beträgt der reale Kursgewinn hingegen nur 0.3% pro Jahr (alle Angaben ohne Berücksichtigung der Dividenden). Auf einen ungewöhnlich robusten Bullmarkt folgte also eine Epoche volatiler und schwacher Märkte.
Es wäre daher nicht ganz überraschend, wenn sich die Rallye, die im März 2009 begann, wieder als besonders langlebig herausstellen sollte. Neben der aufgrund struktureller Deflationstendenzen weltweit wahrscheinlich auf Jahre expansiven Geldpolitik stellt der jüngste Rückgang der Energiepreise in diesem Zusammenhang ein zusätzliches Argument für eine solche Hausse dar.
Ende des Rohstoffbooms begünstigt Industrieländer und Konsumgesellschaften
Von 1998 bis 2008 erlebten wir einen grossen Rohstoffboom, welcher die Schwellenländer entsprechend begünstigte. Doch dieser ist inzwischen vorbei. Somit hat sich das Blatt in dieser Hinsicht wieder zugunsten der «alten» Industrieländer und Dienstleistungsge-sellschaften gewendet. Besonders deutlich wird diese Wende, wenn wir den realen Rohölpreis betrachten. Aus US-Sicht ist das Barrel Rohöl inflationsbereinigt von 67 US-Dollar im Juli 2008 auf aktuell weniger als 23 US-Dollar gefallen. Sollten die realen Preise so tief bleiben oder sogar weiter fallen, dann wäre eine wichtige Parallele zu den frühen 1980ern gegeben.
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