Zunehmende Deflationsgefahren
Auslöser des Frankenschocks und damit der aktuellen wirtschaftlichen Misere ist die Schweizerische Nationalbank, die sich damit jedoch ein Eigentor geschossen hat – die Deflationsgefahren haben seit Jahresbeginn eindeutig zugenommen. Mit knapp -1,0% dürfte die Teuerungsrate 2015 so tief liegen wie seit 1950 nicht mehr und selbst für das Jahr 2017 rechnen die Währungshüter nur mit einer Inflationsrate von +0,3%. Ändern kann die Notenbank daran kaum etwas. Schließlich sind die verbliebenen Instrumente zur Stimulierung der Wirtschaft allesamt unattraktiv: Erneute Devisenmarktinterventionen (zur Schwächung des Franken) haben nach der Entscheidung vom 15. Januar keine Glaubwürdigkeit mehr. Kapitalverkehrskontrollen (Beschränkung von Kapitalzuflüssen) schaden dem Finanzplatz Schweiz. Noch tiefere Leitzinsen würden bei Sparern und Pensionskassen einen Sturm der Entrüstung auslösen.
SNB begnügt sich mit Aussicht auf geringfügig positive Inflation
Der SNB bleibt daher nichts anderes übrig, als abzuwarten und darauf zu hoffen, dass die Inflation wieder über die Nulllinie zurückkehrt. Letztendlich ist die Konsequenz dieses Kurses eine Senkung des Inflationsziels. Die Notenbank steuert nicht mehr den oberen Bereich des Zielkorridors (±0,0% bis +2,0%) an, sondern begnügt sich mit der Aussicht auf eine geringfügig positive Inflation.
Ausblick: Risiko noch tieferer Leitzinsen
In Anbetracht dieser Lage gehen wir davon aus, dass die Leitzinsen im laufenden und im kommenden Jahr unverändert bei -0,75% bleiben. Das Risiko besteht aber eindeutig in noch tieferen Leitzinsen. Sollte die Wirtschaft länger als erwartet stagnieren (über Q2/2015 hinaus), wird der SNB nichts anderes übrigbleiben, als weiter ins negative Terrain vorzustoßen (Richtung ‑1,50%).
Dr. Daniel Hartmann, Senior Analyst Economics, BANTLEON
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