Mit einer durschnittlichen Performance von + 56,16 % in 2012 konnten sich Türkei-Aktienfonds gegenüber 448 weiteren Fonds-Anlageklassen behaupten (siehe damaliger Artikel) und somit ganz besonders auf sich Aufmerksam machen. Wie aber sieht das langfristige Risiko- und Ertragsprofil dieser Fondskategorie aus, und welche Outperformance-Quoten (im Bezug auf den wichtigsten Index) konnten Türkei-Aktienfonds in der Vergangenheit erzielen? e-fundresearch.com mit den Antworten:
Methodik der Analyse
Untersucht wurden jeweils sämtliche Türkei-Aktienfonds, welche per 12.06.2013 in zumindest einem Land der D-A-CH Region zugelassen sind und über einen durchgehenden Track-Record von mindestens 5 Jahren verfügen. Aufgrund dieser Kriterien ergab sich für die aktuelle Analyse ein 23 Fonds-umfassendes Universum.
30,43 Prozent der Fonds übertrafen den MSCI Turkey TR
Insgesamt 7 Türkei-Aktienfonds gelang es den MSCI Turkey TR auf 5-Jahressicht performancemäßig zu schlagen. Vier dieser Fonds mussten hierfür jedoch auch ein erhöhtes Risiko eingehen, während drei Produkte den Benchmark unter Erzielung einer niedrigeren Volatiliät schlagen konnten. Die folgende Grafik präsentiert sämtliche 23 Fonds des untersuchten Universums hinsichtlich ihrer jeweiligen langfristigen Risiko- (gemessen durch 5-Jahres Volatilität p.a.) und Ertrags-Profile (gemessen durch 5-Jahres Performance p.a.). Überdies wurden jene Fonds mit den Top-5 Sharpe-Ratios farblich gesondert hervorgehoben.
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Die Top-5 Fonds
ISIN | Fondsname |
LU0213961765 | HSBC GIF Turkey Equity AD EUR |
LU0085872058 | Turkisfund Equities A |
IE00B04R3968 | Magna Turkey A EUR |
SE0001621327 | East Capital Turkish |
LU0823433775 | Parvest Equity Turkey I C |
Unten angeführte Tabelle beinhaltet weitere Kennzahlen (u.a. Information-Ratio) und Detailinformationen zu den Top-5 Türkei-Aktienfonds (gemessen nach 5-Jahres Sharpe-Ratio). Bitte beachten Sie die teilweise unterschiedlichen Vertriebszulassungen.
Slideshow: Alle Charts im Überblick
Chart: Top-5 Fonds vs. MSCI Turkey TR
Türkei-Marktausblick: Bedrohung durch aktuelle Proteste?
Gerade aufgrund der derzeit sehr prekären politischen Situation in der Türkei und den jüngsten Kursstürzen an den lokalen Börsen, stellt sich die Frage, wie Experten die Auswirkungen jener Ereignisse auf die mittel- und langfristige Investmentstory der Türkei beurteilen. e-fundresearch.com konsultierte hierzu Stefan Herz, Manager des Magna Turkey (Auf Platz 3 im aktuellen Ranking) und Amalia Ripfl, Managerin des ESPA STOCK ISTANBUL (Platz 6 im aktuellen Ranking).
e-fundresearch: Herr Herz, wie nehmen Sie die aktuellen politischen Proteste und die hiermit verbundenen drastischen Kursrückgänge am türkischen Aktienmarkt war?
Stefan Herz: Unserer Meinung nach gibt es keine direkten Parallelen zwischen den aktuellen Ereignissen in der Türkei und denen in den arabischen Ländern. Ministerpräsident Erdogan wurde demokratisch gewählt und mit 50% der Wählerstimmen für seine dritte Amtszeit bestätigt. Wohl angesichts des Fehlens einer glaubwürdigen Opposition, ist er immer noch der beliebteste Politiker in der Türkei und wird von der konservativen anatolischen Wählerschaft unterstützt.
e-fundresearch: Bleibt Ihrer Meinung nach die mittel- bis langfristige Investmentstory weiterhin intakt? Wie beurteilen Sie das derzeitige Bewertungsniveau?
Stefan Herz: Wir haben keine Änderungen an unseren aktuellen türkischen Portfolios vorgenommen, da die Ereignisse kaum zu einer wesentlichen Änderung der positiven Aussichten für die meisten türkischen Unternehmen oder der türkischen Wirtschaft führen werden. Wir halten den türkischen Markt weiterhin für äußerst attraktiv und bleiben insbesondere von den von uns ausgewählten Unternehmen hinsichtlich Qualität und Bewertung überzeugt.
Auch Amalia Ripfl bleibt dem türkischen Aktienmarkt gegenüber sehr positiv eingestellt und rät dringend von Panikverkäufen ab:
Fondsmanagerin Amalia Ripfl geht nicht davon aus, dass die Demonstrationen in der Türkei kurzfristig an der politischen Lage etwas ändern werden. Für 2014 sind allerdings Auswirkungen bei der Präsidentschaftswahl und bei anstehenden lokalen Wahlen zu erwarten. Besonders für die von der Regierung geplante Volksabstimmung für eine Verfassungsänderung zu Gunsten eines präsidialen Systems (mit Vorbild USA) kommen diese Unruhen zu einer ungünstigen Zeit.
„Die politische Unsicherheit bremst derzeit das Interesse internationaler Investoren“, so Ripfl. „Auch die Renditen der türkischen Staatsanleihen haben bereits angezogen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass befürchtet wird, dass die Zentralbank an der Zinsschraube drehen könnte.“ Die türkische Lira habe auch im Vergleich zu anderen osteuropäischen Währungen stärker an Wert verloren.
Die türkische Aktienbörse weist laut Ripfl eine relativ attraktive Bewertung auf. Die Aktienkurse sind derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,0 auf Basis der Erwartungen für das laufende Jahr günstig. Analysten erwarten für die börsenotierten Unternehmen im Durchschnitt ein Gewinnwachstum in Höhe von 9,6%. Fondsmanagerin Ripfl rät von überstürzten Verkäufen klar ab: „Auch wenn die Situation kurzfristig volatil bleibt, bin ich überzeugt, dass die Aktienkurse der türkischen Börse zu Jahresende wieder deutlich höher stehen werden.“
Siehe auch weitere Artikel zum Thema:
Was Putin und Erdogan verbindet
Türkei weiterhin interessanter als Russland (DekaBank Fondsmanager Interview)