„Und so wie das Wasser keine beständige Form hat, so gibt es auch im Krieg keine beständigen Bedingungen“ (Sun Zi). Die Worte eines bekannten Strategen scheinen lebensnah und nachvollziehbar – volkswirtschaftliche Rahmendaten wechseln, Märkte, Korrelationen und andere Parameter ändern sich fortlaufend. Ob Kopf, Bauch oder Maschine: Kaum ein Fondsselektor kann auf die Existenz eines „scheinbar“ systematischen, nachvollziehbaren Investmentprozess bei der Auswahl von Talenten im Fondsmanagement verzichten. Family Offices als ein Beispiel haben ihre eigene „Brille“ bei der Auswahl von Fondsboutiquen für Mandate (Due Diligence), oft ähnelt sich die Herangehensweise verschiedener Häuser. Welche Faktoren erscheinen häufig interessant beim Auswahlprozess? Welche Faktoren werden vielleicht über- bzw. unterschätzt beim Entdecken von Talenten?
Fondsselektion – weder Rocket Science noch trivial
1.) „Harte“ Fakten
Wie auch bei anderen Fondsselektoren-Gruppen bedienen sich Family Offices, die im Laufe der Jahre ein ausgeprägtes Interesse an unabhängigen Asset Managern (Fondsboutiquen) entwickelt haben, vieler der gängigen Filter bei der Auswahl von Fondsmanagern, zum Beispiel: Track Record über eine Anzahl von Jahren – Performance, eingegangenes Risiko, Verhalten in Marktphasen, Tracking Error, Kosten und Fondsgröße sind Themenfelder, die angesprochen werden. Quantitative Faktoren lassen sich zumindest zu Beginn als guter Vorfilter für weitere qualitative Betrachtungen nutzen – sowohl der Ursprungsgedanke. Benchmark oder Absolute Return? Maximaler Drawdown? Diese scheinbar „harten“ Fakten nimmt man natürlicherweise, da normierbar, messbar, vergleichbar, gut in Prozessstrukturen einzubinden bei der Due Diligence. Ein Dilemma: Performance, Korrelationen, Volatilitäten – alle Fakten durch den Rückspiegel betrachtet – die Auswahl des Managers soll jedoch eigentlich in Zukunft Erfolge produzieren.
2.) „Weiche“ Wege
Managementansätze werden ebenso intensiv diskutiert wie Transparenz und systematische, nachvollziehbare Investmentprozesse. Mensch und Bauch versus Maschine? Diskretionär versus regelgebunden? „Künstlertum“, „Würfeln“ versus phantasielose Zahlenhörigkeit? Unklarheiten in den Definitionen treffen hier oft zusammen mit Vorurteilen und eigenen Vorlieben von Fondsselektoren – positiv ausgedrückt: Sollte Fondsmanagement neben Wissenschaft auch Kunst bedeuten, dann sind es vielleicht viele Wege, die nach Rom führen können. Natürlich gibt es nicht den über alle Marktzyklen erfolgreichen Managementstil. Vergessen wird zudem oft, dass Family Offices eine bestimmte Klientel vertreten und zudem aufgrund der Herkunft vieler Vermögen durchaus eine gewisse Stressresistenz bei „lebendigen“ Börsen besitzen - der Faktor Zeit ist entscheidend. Die intensiven Diskussionen über aktive, pseudo-aktive und passive Ansätze zeigen, dass viele Dinge auch in der scheinbar faktenbasierten Finanzwelt nicht immer eindeutig auf festem Boden stehen.
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