e-fundresearch.com: Inwiefern beeinflusst das QE-Programm der EZB Ihre Investmentstrategie?
Walter Vogl: Unser Anlageprozess basiert auf wirtschaftlichen Fundamentaldaten und wir untersuchen, ob die Märkte positiv, negativ oder neutral für unsere Investitionszwecke sind. Bei diesen Untersuchungen berücksichtigen wir auch die Renditeniveaus (nominal und real) und die kurzfristigen Zinsen. Die geplanten Anleihekäufe der EZB machen die europäischen Staatsanleihen in der Regel zu teuer und daher sind die höheren Erträge in anderen Sektoren und anderen lokalen Währungsmärkten zu finden.
e-fundresearch.com: Die „Jagd nach Rendite“ wird immer härter: In welchen Trades identifizieren Sie im aktuellen Umfeld derzeit das vielversprechendste Wertpotenzial?
Walter Vogl: Außerhalb der großen Kapitalmärkte in den entwickelten Ländern bieten sich sowohl bessere nominale als auch reale Renditen. Langfristig gesehen bleiben wir daher tendenziell in den Anleihemärkten Japan und Kerneuropa (Deutschland, Frankreich, Niederlande etc.) untergewichtet. Die US-Märkte bieten zurzeit einen höheren relativen Wert, und so haben wir hier unser Engagement erhöht. Unsere aktuelle Positionierung in den lokalen Anleihemärkten sieht folgendermaßen aus:
Untergewichtung in Japan, Deutschland, Frankreich, Kanada, Italien und Belgien; Übergewichtung in USA, Australien, Brasilien, Spanien, Südkorea, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Polen, Singapur, Südafrika, Türkei. Auf dem britischen Markt sind wir neutral. In den Märkten der Industrieländer bedeutet das derzeitige niedrige Wachstum und die niedrigen Inflationsrate zusammen mit der Wahrscheinlichkeit, dass der Leitzins um 0 bleiben wird, dass das niedrige Niveau der realen und nominalen Zinsen langfristig bestehen bleiben wird. Nach dem starken Rückgang der Renditen im Jahr 2014 haben wir die Laufzeiten im Portfolio reduziert und sind jetzt bei etwa 90-95% der Benchmark. Die Renditen sind nun empfänglicher bei besserem Wirtschaftswachstum und besseren Inflationsaussichten. Jede Erholung kann auch eine Gelegenheit sein, die Laufzeiten wieder zu verlängern. Ansonsten befinden wir uns in einer Phase der Konjunkturabschwächung, die Inflationsrate ist verhalten und die Zentralbanken haben Raum für weitere Unterstützungsmaßnahmen. Bei Anleihen aus Australien, Korea, Neuseeland, Polen und Singapur bevorzugen wir längere Laufzeiten, ansonsten eher kürzere.
e-fundresearch.com: Wo lauern 2015 die größten Herausforderungen und welche generellen Volatilitätsniveaus erwarten Sie für die kommenden Monate?
Walter Vogl: Wie bereits erwähnt, sind die Renditen nun anfälliger für eine verbesserte Wachstums- und Inflationsaussicht, was bedeutet, dass eine stärkere Weltwirtschaft die Renditen nach oben treiben könnte. Mit dem Anleihekaufprogramm der EZB ist die Wahrscheinlichkeit im Moment zwar gering, doch wir beobachten die Märkte sehr aufmerksam.