Ob NATO, EU oder Bundesregierung – überall scheint man damit begonnen zu haben, sich auf eine erneute Wahl Donald Trumps im November vorzubereiten. Spätestens seit dem Attentat auf den republikanischen Kandidaten haben die Kapitalmärkte nachgezogen. Christoph Mertens, Mitglied im Managementgremium der Vermögensverwaltung der Fürst Fugger Privatbank: „Der „Trump Trade“ ist zurück. Natürlich kann bis zur Wahl im November noch einiges geschehen, aber die Anleger haben bereits wieder die Muster aus der Zeit der Trump-Regierung aufgenommen.“ In abgeschwächter Form sei dies bereits nach dem ersten TV-Duell mit dem schwachen Präsidenten Joe Biden zu erkennen gewesen. So sei die Rendite für US-Staatsanleihen angestiegen und der US-Dollar habe anzogen.
Analog zu Trumps Regierungszeit gehe man von einer deutlich rasanteren Verschuldung aus, niedrigeren Steuern, weniger Regulierung für die Old Economy (vor allem Banken und Industrie) und dafür mehr Protektionismus. Also wieder „America first“. Dieses Bild zeige sich auch bei den Aktien, so Mertens: „Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien wurden teils hart abgestraft, klassische Energietitel und Ölwerte konnten profitieren. Auch Finanztitel sind gefragt und werden von Deregulierungsfantasien getrieben.“ Belastet würden im Gegenzug die chinesischen Börsen. Ein erneuter und heftigerer Handelskrieg gelte unter Trump als wahrscheinlich.
Nicht von kurzfristigen Trends täuschen lassen
Trotz des Momentums, das im republikanischen Lager aktuell herrsche, rät Mertens dazu, die aktuelle Dynamik nicht überzubewerten. Die verbleibenden vier Monate bis zur Wahl böten noch reichlich Zeit für Überraschungen jeder Art: „Die politische Unsicherheit wird in den kommenden Monaten zunehmen und der Markt folglich anfälliger werden. Davon könnten zwischenzeitlich sichere Anlageklassen wie Gold und Staatsanleihen profitieren.“ Tatsächlich sei laut Statistik ein Wechsel im Weißen Haus positiver für den Aktienmarkt als eine zweite Amtszeit der Demokraten. Laut Christoph Mertens zeige sie jedoch noch etwas anderes: „Ganz gleich, wer das Rennen für sich entscheidet: Die Wochen und Monate nach der Wahl sind freundlich für Aktien.“
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