Florian Hauer: Ja, denn der Kapitalmarkt als größter Geldgeber der Wirtschaft ist ganz entscheidend für grundlegende nachhaltige Verbesserungen. Immer mehr Anleger wählen ihre Investments nicht mehr nur nach dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens aus, sondern schauen verstärkt auf die Integration von ökologischen und sozialen Kriterien sowie eine gute Unternehmensführung. Diese drei unter ESG zusammengefassten Kriterien bringen langfristig Wettbewerbsvorteile, von denen die Investoren profitieren.
Florian Hauer: Der von der EU-Kommission ausgerufene Green Deal und der bereits 2018 initiierte EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums befeuern den Absatz von ESG-Anlageprodukten. Für Fondsanbieter werden zukünftig einheitliche Transparenzvorschriften und ein Klassifikationssystem gelten. Das gibt Anlegern Klarheit darüber, welche Produkte auch wirklich nachhaltig sind. Ich sehe es als wesentlichen Schritt, um Greenwashing innerhalb dieses starken Investmenttrends einen Riegel vorzuschieben.
Florian Hauer: Unterstützt durch die weltweit operierende Nachhaltigkeitsagentur ISS ESG machen wir die in unseren Portfolios investierten Unternehmen auf ökologische und soziale Potenziale aber auch Mängel aufmerksam, zum Teil gemeinsam mit anderen Investoren durch sogenanntes „Pooled Engagement“. Erfolgen bei gravierenden Defiziten keine zeitnahen Optimierungen, führt das zu einem Divestment aus unseren ESG-Portfolios. Ab 2022 werden unsere nachhaltigen Anliegen über Proxy Voting durch einen zentralen Stimmrechtsvertreter in Hauptversammlungen platziert. All das trägt dazu bei, dass auch Fondsgesellschaften kleinerer und mittlerer Größenordnung wie wir in Sachen Nachhaltigkeit wahrgenommen werden.
Florian Hauer: Ja, der Einfluss der Investoren wächst neben den Engagement-Dialogen und Stimmrechtsausübungen auch über die größer werdenden Marktanteile. Diese sind aber schwer zu quantifizieren. Ein Einfluss auf die Kapitalkosten der Unternehmen - wenn diese frisches Kapital am Finanzmarkt beispielsweise über eine Anleihe-Emission oder über eine Aktien-Kapitalerhöhung aufnehmen möchten - wird vermutlich erst bei einem deutlich höheren Marktanteil von nachhaltigen Investments sichtbarer werden. Es gibt aber auf jeden Fall schon Signaleffekte. Beispielsweise haben die Anfragen von Nachhaltigkeitsanalysten und Investoren inzwischen für viele Firmen einen entscheidenden Einfluss auf die Nachhaltigkeits- und Unternehmensstrategie.
Florian Hauer: Wir managen als grüner Pionier bereits seit über zwei Jahrzehnten nachhaltige Portfolios. Mit speziellem Fokus auf Umweltthemen wurde 2018 der KEPLER Umwelt Aktienfonds auf den Markt gebracht. Besondere Bedeutung in diesem global gestreuten Portfolio haben Erneuerbare Energien (Wind- und Solarenergie, Geothermie, Bioenergie, Wasserkraft), Energieeffizienz, Nachhaltiger Transport, Wasser und Recycling. Unter den Top-Positionen im Fonds befinden sich zahlreiche nachhaltige Vorzeigeunternehmen wie Canadian Solar, Vestas Wind Systems oder Kurita Water Industries.
Florian Hauer: Die insgesamt 17 definierten Ziele sind sehr plakativ und damit für Kunden und Vertriebspartner verständlich zu kommunizieren. Wichtige Themenblöcke sind dabei weniger Armut, mehr Gerechtigkeit, Artenvielfalt oder sauberes Wasser. KEPLER integriert einige der UN-SDGs einerseits im Investmentprozess und andererseits auch in der Firmenkultur. Dazu ein Beispiel: SDG 4 befasst sich mit dem Zugang zu Bildung für breite Bevölkerungsschichten weltweit. Jungen Menschen soll eine berufliche Qualifikation ermöglicht werden. Kinderarbeit, einem strikten Ausschlusskriterium in unseren nachhaltigen Strategien, wird dadurch stark entgegengewirkt. Auch unternehmensseitig hat SDG 4 seine Auswirkungen. KEPLER unterstützt als langjähriger Partner gezielt die Bildungsmaßnahmen von SOS-Kinderdorf.
Florian Hauer: Eindeutig ersteres. Das Thema wird bleiben und ist bereits in viele Richtungen ausdifferenziert. Und jetzt werden auf EU-Ebene noch jene Standards vorgegeben, die wir als Fondsindustrie transparent und kundenfreundlich etablieren müssen. Weil es verschiedene Ansätze und viele Schattierungen des Grüns gibt, sind vor allem aktive Managementstrategien gefragt. KEPLER bietet sie – und das mit 20 Jahren Erfahrung.