KEPLER-Stratege Himmelfreundpointner im Interview: „Wir halten eine neutrale Aktienquote”

Aktien sind elementarer Baustein in beinah jedem Mischportfolio. Mitunter volatil aber langfristig ertragsstark. Roland Himmelfreundpointner zeigt im Interview auf, welche Rolle Aktien in der Asset Allokation von KEPLER-Mischportfolios einnehmen. KEPLER FONDS | 18.10.2022 10:30 Uhr
Roland Himmelfreundpointner, Leiter des Asset Allokation Teams in der KEPLER-FONDS KAG / © e-fundresearch / KEPLER FONDS
Roland Himmelfreundpointner, Leiter des Asset Allokation Teams in der KEPLER-FONDS KAG / © e-fundresearch / KEPLER FONDS
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e-fundresearch.com: Herr Himmelfreundpointner, Wie skizzieren Sie die aktuelle Marktlage? 

Roland Himmelfreundpointner: Das laufende Jahr ist für Investoren und Vermögensverwalter gleichermaßen herausfordernd. Mit Ausnahme von Rohstoffen befinden sich alle Assetklassen im negativen Performance-Bereich. Der Sommer brachte zwar kurz Entspannung, die Stimmung bleibt aber sehr angeschlagen. Das sieht man auch an der defensiven Portfolioausrichtung vieler aktiv gemanagter Fonds, die Aktien reduziert haben. 

e-fundresearch.com: Wie gewichten Sie derzeit Aktien? 

Himmelfreundpointner: KEPLER-Mischportfolios sind aktuell durch Beimischung von Wandelanleihen und die Übergewichtung von High-Yield-Anleihen im leichten Risk-on-Modus positioniert. Die Aktienquote ist dabei neutral. Trotz der Kursrückgänge im heurigen Jahr hält sich der Weltaktienindex im Vergleich zu Anleihen noch einigermaßen respektabel. Die positive Entwicklung des US-Dollars gegenüber dem Euro hat hier maßgeblich dazu beigetragen. Die entscheidende Frage für die Entwicklung in den nächsten Monaten wird sein, ob die Teuerungsraten ihren Höhepunkt bereits erreicht haben und wie weit die Notenbanken die Zinsen noch erhöhen müssen.

e-fundresearch.com: Zur Stimmung: Gibt es noch Aktien-Optimisten? 

Himmelfreundpointner: Von Seiten der Behavioral Finance hat sich die Stimmung für Aktien weiter deutlich verschlechtert. Immer mehr Investoren setzen angesichts des herausfordernden Marktumfelds auf Sicherheit und halten so viel Bargeld und so wenig Aktien wie selten zuvor. Sollte es zu keiner langen und tiefen Rezession kommen, dann dürfte ein Großteil der negativen Nachrichten bereits in den aktuellen Kursen enthalten sein. Wir bleiben daher bei Aktien weiter investiert und halten eine neutrale Aktienquote.

e-fundresearch.com: Werfen wir einen Blick auf die ewige Debatte, ob Value oder Growth der bessere Ansatz ist? 

Himmelfreundpointner: Grundsätzlich betrachtet haben Growth- mit Value-Aktien wenig am Hut. Growth-Aktien pfeifen salopp gesagt auf die Bewertungen. Und Value-Investoren ist der Cashflow von heute wichtiger als der Gewinn von morgen. In der Praxis zeigt sich das Thema aber viel komplexer. So werfen Value-Investoren natürlich auch ein Auge auf das Wachstum eines Unternehmens. Aus gutem Grund. Denn die Dividenden sollen ja konstant fließen und dafür braucht es künftig sprudelnde Gewinne. Umgekehrt wollen Growth Anleger nicht zu viel für Wachstum zahlen. Wachstum zu einem angemessenen Preis ist also angesagt, was dann oftmals auf eine Mischung beider Stile hinausläuft. Growth und Value sind somit kein sich ausschließendes Gegensatzpaar, sondern gar nicht so selten zwei Seiten einer Medaille. 

e-fundresearch.com: Wie sieht das Verhältnis Value/Growth in den KEPLER Mischfonds aus? 

Himmelfreundpointner: Wir sind in den Mischfonds seit längerem bei Value-Titeln übergewichtet. Eine Reihe von Gründen wie Bewertungen, Inflation und Zinsentwicklung sprechen auch weiterhin für eine Übergewichtung und für eine weitere Outperformance gegenüber Growth-Werten.

e-fundresearch.com: Zu einer weiteren ewigen Debatte: Aktiv oder Passiv?

 Himmelfreundpointner: Auch hier zeigt die Praxis, dass beide Ansätze sich nicht ausschließen, sondern gut kombinieren lassen. Bei KEPLER sind aktuell rund ein Viertel der Dachfonds-Allokation bei Aktien und Anleihen durch ETFs abgedeckt. Das hat einerseits Kosten- und andererseits Performancegründe.

e-fundresearch.com: Wie sieht der Einsatz von ETFs in der KEPLER Asset Allokation im Detail aus? 

Himmelfreundpointner: Passive Fonds werden vorwiegend für große und breite Indizes verwendet – und das zu sehr günstigen Gebühren. Aktive Subfonds verwenden wir beispielsweise für den Growth- oder Value-Bereich. Hier versuchen wir durch eine fundierte Analyse gut gemanagte Fonds herauszufiltern, die langfristig höhere Renditen als die Vergleichsindizes erwirtschaften. Ergänzt wird die Allokation auf der Aktienseite noch durch ca. 10 % in Themen-ETFs.

e-fundresearch.com: KEPLER integriert im Investmentansatz für Mischfonds auch die Behavioral Finance: Must-have oder Nice-to-have? 

Himmelfreundpointner: Die Integration der Behavioral Finance zur Bestimmung der Asset Allocation stellt in Kombination mit traditionellen fundamentalen Analysemethoden einen vielschichtigen Ansatz im Asset Management dar. Vor allem in Extremphasen erweist sich die Betrachtung der Stimmungsindikatoren und eine etwaige antizyklische Reaktion als erfolgreiche Veranlagungsstrategie für Investoren. Somit ein klares Must-have.

e-fundresearch.com: Wie sieht das in der praktischen Umsetzung aus?

Himmelfreundpointner: Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse geht die Behavioral Finance davon aus, dass die Preisbildung an den Finanzmärkten nicht vollkommen effizient und rational erfolgt, sondern von psychologischen Elementen beeinflusst wird. Zur Bestimmung der Asset Allocation wertet Professor Cocca von der Wirtschaftsuni Linz monatlich verschiedene Stimmungsindikatoren aus. Diese versuchen, die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer einzufangen, um daraus die Schlüsse für Kauf- und Verkaufsentscheidungen zu ziehen. Dieser Analyseansatz wird seit 2009 diszipliniert und strukturiert umgesetzt.

e-fundresearch.com: Danke für das Gespräch, Herr Himmelfreundpointner!

Über den Gesprächspartner:

Roland Himmelfreundpointner ist Leiter des Asset Allokation Teams in der KEPLER-FONDS KAG. Der erfahrene Finanzmarktexperte managt Publikumsmischfonds sowie Spezialfondsmandate für institutionelle Investoren.

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