Das veränderte politische Umfeld sorgt für deutliche Bewegungen an den Kapitalmärkten. Nach der Neuwahl des deutschen Bundestags deuten erste Sondierungen auf eine rasche Regierungsbildung hin. Letzte Woche wurde eine erste politische Grundsatzeinigung skizziert, die es für die Finanzmärkte in sich hatte. Es soll einen Sonderhaushalt geben, der mit 500 Mrd. Euro dotiert und über 10 Jahre verteilt ist. Finanziert werden sollen damit Infrastrukturmaßnahmen. Zudem dürften auch die Ausgaben für Rüstung stark steigen. Da noch keine Sparmaßnahmen veröffentlicht wurden, deutet vieles auf die Ausgabe von deutlich mehr Staatsanleihen hin.
Die Reaktion der Rentenmärkte fiel rasch und deutlich aus: Innerhalb eines Tages zogen die Renditen von 10-jährigen Staatsanleihen um 30 Basispunkte an. Das war zwar der höchste Tagesanstieg seit Einführung des Euro vor 27 Jahren, der Blick auf die letzten 5 Jahre relativiert aber das Bild (siehe Chart).
Das KEPLER-Rententeam diskutierte am 05. März in einem Ad-hoc-Meeting diese außergewöhnlichen Marktbewegungen: Der Renditeanstieg ist zwar grundsätzlich angesichts der Nachrichten nachvollziehbar, könnte aber etwas überzogen sein. Unter anderem deshalb, weil die dafür nötige Zweidrittelmehrheit im deutschen Bundestag noch nicht abgesichert ist. Es wurde daher beschlossen, das Zinsänderungsrisiko antizyklisch leicht zu erhöhen, auch weil sich die Steilheit der Zinskurve erhöht hat. Dadurch wurden mittlere und längere Laufzeiten relativ gesehen attraktiver, selbst wenn man mit keiner schnellen Gegenbewegung rechnet. Viele Trades zu dieser Neuausrichtung sind bereits umgesetzt.
Von Kurt Eichhorn und Markus Götsch, Rentenfondsmanagement bei KEPLER FONDS