Die Börsen legen einen glänzenden Start ins neue Jahr hin, nachdem bereits 2017 für nahezu alle Anlageklassen und insbesondere für die riskanteste unter ihnen – Aktien – überaus erfolgreich war. Überzeugende Argumente dafür, den Allokationen nicht ein gewisses Risiko beizumischen, scheinen derzeit in der Tat dünn gesät. Rund um den Globus hellen sich die konjunkturellen Vorzeichen auf, und die amerikanische Zuversicht sorgt weltweit für gute Stimmung unter den Anlegern. Nach wie vor signalisieren Zentralbanken ihre Absicht, die geldpolitischen Zügel zu straffen. Und bislang haben die weltpolitischen Spannungen noch nicht zur Eskalation geführt. Dennoch könnte es sich für die Anleger als Fehler erweisen, zum Jahresbeginn unbedacht vorzupreschen.
Wie im Skisport bei der Abfahrt kann ein Verkanten zum Sturz und gar zur Disqualifizierung führen. Dass die Aktienmärkte nun schon seit mehreren Jahren in Folge im Plus lagen, mahnt zu größter Vorsicht bei der Anlagenauswahl. Die Zinssituation ähnelt einem Balanceakt auf der Slackline. Auch mangels Alternativen weichen die Kapitalströme auf Aktien aus, und die Bewertungskennzahlen normalisieren sich nur sehr allmählich. Aufwärtskorrekturen der Geschäftszahlen gibt es hie und da, jedoch noch nicht auf breiter Front. Die Launen der Währungen und die flatterhaften Wechselkurse wirbeln die Erfolgsrechnungen der großen Konzerne durcheinander. Aktien werden zwar auch weiterhin ein unverzichtbarer Vektor für Outperformance in den Portfolios darstellen. Daneben müssen jedoch auch alternative oder konvexe Strategien („Absolute-Performance-Aktien“, absolute Performance über Anleihen, inflationsgeschützte Fonds, Wandelanleihenfonds) ins Auge gefasst werden, um Portfolios gegen eine wiederaufkeimende Volatilität und das mögliche Überschießen der Zinsen abzusichern.
Bei klassischen direktionalen Anleihestrategien muss die Devise weiterhin „kurze Duration“ lauten. Ein besonderes Augenmerk sollte schließlich dem Hochzinssegment gelten, dessen wahre Qualitäten vom derzeitigen Zinsniveau und der künstlichen Spreadverengung verdeckt werden.
Wie der Alpinist im Gebirge wird der Anleger 2018 gewiss neue Gipfel erklimmen. Hierfür sollte er sich jedoch gut anseilen und die richtige Ausrüstung mitbringen, um vor Lawinen gewappnet zu sein.
Igor de Maack, Fondsmanager und Sprecher, DNCA