„Bedacht“ lautete das Zauberwort, mit dem die Federal Reserve jüngst die Stimmung an den Märkten beflügelte. Jerome Powell ist also eingeknickt; ein bisschen vor Donald Trump, vor allem jedoch vor den Finanzmärkten und der mangels Kennzahlen (eine Folge des Shutdowns) undurchsichtigen Lage der US-Wirtschaft. Die amerikanische Notenbank wird ihre Zinsen vorerst nicht weiter anheben, sondern erneut Liquidität in die Märkte pumpen (oder weniger Liquidität aus ihnen abschöpfen, was auf dasselbe hinausläuft) und somit ihren Bilanzabbau verlangsamen.
Aus den Geschäftsberichten der Unternehmen spricht die erlahmende Weltkonjunktur, doch keine Panik. Die Anleger scheinen die abwärts revidierten Gewinne bereits eingepreist zu haben. Und obwohl China sein Wachstumstempo auf ‚nur‘ noch rund 6 bis 6,5 % gedrosselt hat, veröffentlichen Unternehmen wie LVMH, die den chinesischen Endverbraucher bedienen, geradezu astronomische Geschäftszahlen. Wir sollten also nicht voreilig sein mit Katastrophenszenarien für eine amerikanische, chinesische oder weltweiten Rezession in den Jahren 2019-2020.
Der Kontext der amerikanisch-chinesischen Handelsbeziehungen wird indes künftig der Taktgeber für die Finanzmärkte sein. Mit „Beharrlichkeit“ hat eine weitere aus der Mode gekommene Eigenschaft ihren großen Moment: Dank ihres Stehvermögens konnte Nancy Pelosi, Galionsfigur der Demokraten, Präsident Donald Trump zum Einlenken bewegen. Dieser beendete den längsten Shutdown der amerikanischen Geschichte (35 Tage), der 18 Mrd. US-Dollar weniger Ausgaben im Bundeshaushalt brachte und das amerikanische BIP um 0,1 % bis 0,2 % (auf Jahresbasis) schmälern dürfte. Die politischen Kosten wurden so für den Präsidenten, der bereits in den Wahlkampfmodus gewechselt ist, immer erdrückender.
In Buße übt sich schließlich die Investment Community, die die durchwachsenen bis schlechten Wertentwicklungen des zurückliegenden Jahres erklären und zugleich darlegen muss, warum ein Verkauf auf dem Tiefpunkt der Kurse keine Lösung ist. Übrigens hat der S&P500 soeben seinen stärksten Monat seit 2015 beendet – und seinen besten Januar seit 1987.
Igor de Maack, Fondsmanager und Sprecher, DNCA